Seit Ende des 20. Jahrhunderts gilt der Rhein-Erft-Kreis als Ort des Wohlstands.
Eine starke Industrie garantiert Arbeitsplätze, wirft aber auch Zukunftsfragen auf.
Aktuelle Zahlen belegen: Die Region ist beliebt, hat aber noch einige Aufgaben vor sich.
Rhein-Erft-Kreis – Erste Voraussetzungen für attraktive Regionen sind Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Kaufkraft. Um die Kette auf Dauer erhalten zu können, sind Bildung und Freizeitangebote gefragt. Der Rhein-Erft-Kreis, früher gern als Nummer 1 in Europa beworben, bietet seinen Bewohnern seit seiner Gründung 1975 ein ordentliches Maß an Wohlstand.
Das wirkt sich auch auf die Bevölkerungszahlen aus: Seit einigen Jahren siedeln sich mehr Menschen im Kreis an als wegziehen. Im nächsten Jahrzehnt soll der Überschuss sich auf knapp 40 000 Neubürger summieren.
Seit 1987 ist die Bevölkerung kontinuierlich gewachsen und zwar nach den neusten Daten der Landesdatenbank von 400 852 auf 467 209 im Jahr 2017. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung liegt aktuell bei etwa 50,9 Prozent, der Ausländeranteil bei 12,1 Prozent. Die Zahl der Zuwanderer schwankt seit 2011 zwischen etwa 29 000 und 38 000, zuletzt 2017 erreichte sie etwa 32 000. Im gleichen Zeitraum wurden zwischen 26 000 und 36 000 Abwanderer registriert, im Jahr 2017 waren es etwa 29 000.
Der „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmannstiftung geht davon aus, dass bis 2030 jährlich etwa 4000 Menschen mehr zu- als abwandern werden, die Bevölkerung also innerhalb des nächsten Jahrzehnts um rund 40 000 Menschen anwachsen wird. Das entspricht in etwa der Größenordnung einer Stadt wie Wesseling oder Brühl. Die Prognose hatte bei der SPD-Landtagsfraktion in NRW 2016 die Idee aufkommen lassen, eine neue, mustergültige Stadt innerhalb des Rhein-Erft-Kreises am Reißbrett zu entwerfen und als Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier die „modernste Stadt Europas“ zu gründen.
Der Wandel steckt noch in den Kinderschuhen, und so arbeiten heute immer noch rund 10 000 Menschen bei RWE Power in den Kraftwerken und Tagebauen. 30 000 sind es insgesamt, wenn man die indirekt abhängig Beschäftigten bei Zulieferern hinzurechnet.
Laut Landesdatenbank sind 25,7 Prozent der 138 564 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer (Stand 30. Juni 2017) im sekundären Sektor (Bergbau, Energie, produzierendes Gewerbe, Bau) beschäftigt. Auf den primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei) entfallen 0,9 Prozent. Im tertiären Sektor (Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Banken, Verwaltungen, Soziales) arbeiten 73,4 Prozent der Beschäftigten. 102 306 Menschen sind Vollzeitbeschäftigte, 36 258 arbeiten in Teilzeit. Die Arbeitslosenquote lag 2017 bei 8,7 Prozent, im Juli 2019 laut Bundesagentur für Arbeit bei 5,9 Prozent.
Kaufkraft seit 2015 deutlich angestiegen
Die durchschnittliche Kaufkraft der Haushalte im Rhein-Erft-Kreis ist im Vergleichszeitraum von 2015 bis 2017 um rund 2600 Euro auf 53 198 Euro angestiegen. Das weist die Studie der Bertelsmannstiftung aus. Allerdings hatten demnach 42,3 Prozent der Haushalte niedrige Einkommen unter 25 000 Euro pro Jahr. Mit verfügbaren mittleren Einkünften zwischen 25 000 und unter 50 000 Euro waren 35,3 Prozent der Haushalte ausgestattet. 22,3 Prozent der Haushalte verfügten über mehr als 50 000 Euro im Jahr. Laut Landesdatenbank stand 2016 jedem Einwohner im Rhein-Erft-Kreis ein Einkommen von 21 815 Euro zur Verfügung. Damit war das Einkommen geringfügig höher als im Landesdurchschnitt (21 614 Euro).
Im Rhein-Erft-Kreis haben etwa 14 Prozent der Bewohner einen akademischen Abschluss. Der Anteil ist von 2015 bis 2017 um 1,2 Prozentpunkte gestiegen. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss von 0,8 auf 1,6 Prozent erhöht. Der Anteil der Schulabgänger mit Fachhochschul- oder Hochschulreife ist im gleichen Zeitraum von 45,8 auf 45 Prozent gefallen.
Egal welche Ausbildung, 57,8 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus dem Rhein-Erft-Kreis pendeln ins Umland, um ihre Arbeitsplätze zu erreichen. Umgekehrt liegt der Einpendleranteil bei 45,5 Prozent. Diese Zahlen sind im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 kaum Schwankungen unterworfen.
Hauptströme in die Städte
Nach einer Erhebung der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2015 bewegen sich die Hauptströme aus dem Kreis hinaus nach Köln sowie Richtung Düsseldorf, Düren, den Rhein-Kreis Neuss und Bonn. Einpendler kommen in erster Linie aus Köln, Düren, dem Rhein-Kreis Neuss, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Euskirchen.
In der von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises in Auftrag gegebenen Studie „Reload – Zukunft Rhein-Erft-Kreis 2030“ werden die Stärken des Kreises mit seiner zentralen Lage in einer Wachstumsregion mit überdurchschnittlicher Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort umschrieben. Schwächen sieht die Studie in der wenig eigenständigen Raumplanung, in Flächenengpässen und und einer teils überlasteten Infrastruktur.