Die drei weiterführenden Schulen in Bad Honnef hatten gemeinsam zur Demonstration für Demokratie und Menschenrechte aufgerufen.
KundgebungRund 1400 Schüler demonstrieren in Bad Honnef für Freiheit und Demokratie
Rund 1400 Schülerinnen und Schüler haben nach Schätzung der Veranstalter am Mittwochnachmittag in Bad Honnef ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus und für Demokratie und Menschenrechte gesetzt. „Wir bleiben bunt“, „Rote Karte für Nazis“ oder „Gegen das Wahlprogramm der AfD“, hieß es unter anderem auf Schildern und Plakaten.
Lehrer und Schüler der Erzbischöflichen Gesamtschule St. Josef hatten nach Angaben von Schulleiter Stefan Rost die Idee zur Demonstration und Kundgebung, die unter dem Motto „Demokratie ohne Haken“ stand.
Die Schule Schloss Hagerhof und das Siebengebirgsgymnasium seien für die Idee „sofort Feuer und Flamme gewesen“, sagte Rost der Rundschau. Schließlich gehörten alle drei weiterführenden Schulen dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an.
Demonstrationszug durch die Innenstadt
Es war ein beeindruckend langer Zug junger Menschen von St. Josef und dem SIBI, der sich — begleitet und abgesichert von der Polizei – durch die Innenstadt zog und auf den Hauptverkehrsachsen den Verkehr für eine Weile lahmlegte. Am Menzenberger Stadion stießen die Schüler von Schloss Hagerhof zur Kundgebung. Alle Schülerinnen und Schüler trotzten mit großer Gelassenheit dem Dauerregen.
Aesha Alhoul, Schülerin des Siebengebirgsgymnasiums, berichtete bei der Kundgebung in ihrem Beitrag unter dem Motto „Mensch“ von Alltagsdiskriminierung und Alltagsrassismus. Wenn die Menschen sie zum ersten Mal träfen, sähen sie nicht den Menschen, die Mitschülerin oder die Nachbarin.
„Sie sehen nur mein Kopftuch, sie sehen die Muslimin und sie haben Angst und Sorgen vor mir.“ Mit Alltagsdiskriminierung habe sie ständig zu kämpfen, betonte die Schülerin, auch im beschaulichen Bad Honnef.
Schülerinnen berichten von Alltagsdiskriminierung
Viele denken, sie trage das Kopftuch unter Zwang, dass sie nicht selbst bestimmen dürfe. Aber sie trage das Kopftuch, weil sie gläubig sei, betonte die junge Frau.
Auch Maya Tamir vom Siebengebirgsgymnasium berichtete, dass sie sich wegen Diskriminierungen schon in frühen Jahren öfter in Deutschland unwohl gefühlt habe und erzählte von Beispielen aus dem Schulalltag. Ihr Appell an die Mitschüler: Sie sollten sich jederzeit einsetzen, wenn sie Rassismus, Islamophobie, Antisemitismus und jede andere Art der Diskriminierung in ihrem Alltag erlebten.
Der Künstler Hermann-Josef Hack, Pate der Gesamtschule St. Josef und nach eigenen Angaben vor 45 Jahren selbst als Schüler beim Sportunterricht im Menzenberger Stadion gefordert, betonte: „Freiheit ist nicht selbstverständlich.“ Sie sei immer in Gefahr, „wenn wir uns bequem einrichten und betäuben lassen“.
Sein Appell an die Schüler: „Lasst uns aktiv an unserer eigenen und der Freiheit anderer arbeiten.“ Die Demonstration der Schüler sei solch ein Beitrag für die Freiheit und für die Demokratie.
Schüler von Schloss Hagerhof sorgten bei Kundgebung für Musik
Eine Schülerin von St. Josef sagte: „Auch im Rhein-Sieg-Kreis bemerken wir rechtsradikalen Druck in der Gesellschaft, den wir in unserer Demokratie nicht dulden.“
Tala Alsaoor berichtete, dass sie aus Syrien komme, seit zehn Jahren in Deutschland lebe und heute die Oberstufe an St. Josef besuche. 2023 habe sie ihren mittleren Abschluss gemacht und sei dafür vom Ministerpräsidenten ausgezeichnet worden. Ihr Beispiel zeige, dass man mit genügend Motivation und Unterstützung alles erreichen könne.
Auch Noemi Kasper von St. Josef sagte, Tala sei das beste Beispiel, dass man alles schaffen könne, wenn man wolle. Intelligenz habe nichts mit der Nationalität, Religion oder körperlicher Verfassung zu tun.
Zu Beginn der Kundgebung, die die Bigband der Musik- und Musicalschule von Schloss Hagerhof gestaltete und die unter anderem „Freude schöner Götterfunken“ spielte, hatte Stefan Rost betont: „Unsere Schulen haben eine bunte Schüler- und Lehrerschaft, die zum Teil aus vielen Ländern und Kulturen stammen mit ganz unterschiedlichen Lebens- und Denkweisen. Wir sehen das als große Bereicherung an und bejahen diese Vielfalt“, so Rost. Er ziehe seinen Hut angesichts ihres Engagements, sagt er den versammelten Schülern.
Er erhoffe sich von der gemeinsamen Aktion der drei Schulen, aber auch mehr aufeinander zugehen der Schüler und ein Mehr an Miteinander, Verständnis und Kooperation.