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Protest700 Menschen gingen in Bad Honnef auf die Straße für Demokratie und Vielfalt

Lesezeit 3 Minuten
Teilnehmer einer Kundgebung halten Fahnen und Protestschilder. „Für Demokratie und Vielfalt“ steht auf einem bunten Schild mit Lichterkette.

Für Demokratie und Vielfalt gingen in Bad Honnef etwa 700 Menschen auf die Straße.

Rund 700 Menschen demonstrierten auf dem Bad Honnefer Marktplatz für ein buntes Bad Honnef und für die Demokratie.

Ein breites überparteiliches Bündnis aus Bündnis 90/Die Grünen, CDU, SPD, Bürgerblock und FDP hatte unter dem Motto „Kein Platz für Nazis -Bad Honnef bleibt bunt“ aufgerufen zur Teilnahme an der Kundgebung für eine vielfältige Gesellschaft und Demokratie und gegen Rassismus. Rund 700 Menschen versammelten sich am Samstag auf dem Marktplatz.

Bad Honnefer sangen von starker Gemeinschaft

Zur Einstimmung präsentierte ’N Joy das Lied „Singen gegen Rechts“ und forderte „Stehet up un werded wach, drin un drusse jebet Krach, dat braune Jeplänkel, jeht us up de Senkel. Wann is dat vorbei?“ Da dies auf die Melodie von „In unserem Veedel“ gelegt worden war, verfiel man der fünften Jahreszeit angepasst ziemlich rheinisch ins gemeinsame Schunkeln und konnte in den Refrain stimmgewaltig einfallen: „Gemeinsam sin m’r stark schon all de longe Johr. Bunt is vill schöner, denn mer sin Demokraten. Ejal wat ooch passeet. Mer stonn zesamme“.

Frédéric Fraund von Bündnis 90/Die Grünen begrüßte die mehr als zahlreich erschienenen Demoteilnehmer und betonte die Notwendigkeit, als zu häufig stille Zivilgesellschaft ein Zeichen zu setzen und betonte wie auch alle nachfolgenden Redner „Nie wieder ist jetzt!“

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Redner und Zuhörer gedachten schweigend

Daniela Birkelbach, ebenfalls Bündnis 90/Die Grünen, sah in den enormen gesellschaftlichen Herausforderungen einen guten Nährboden für Nazis mit ihren ach so einfachen Scheinantworten.

Mit einer Schweigeminute gedachten Redner und Zuhörer gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus am internationalen Holocaust-Gedenktag, der am Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945 begangen wird. Der Landtagsabgeordnete und CDU-Stadtverbandsvorsitzende Jonathan Grunwald hatte ein Zitat Konrad Adenauers mitgebracht und betonte dessen Gültigkeit in der Gegenwart: „Demokratie muss gelebt werden. In der Demokratie muss jeder einzelne Bürger das Gefühl haben und das Bewusstsein, dass er selbst Mitträger des Staates ist.“

Ein Mann in schwarzer Winterjacke spricht zu Teilnehmern einer Versammlung auf einem öffentlichen Platz.

Auch Bürgermeister Otto Neuhoff sprach auf dem Bad Honnefer Marktplatz

Für Katja Kramer-Dißmann vom Bürgerblock Bad Honnef war eine Begegnung mit Philipp von Boeselager, einem der letzten Überlebenden der Hitler-Attentäter, in bleibender Erinnerung, der aufgefordert hatte. „Nie wieder! Seid wachsam! Seid wehrhaft!“ Klaus-Jürgen Hütten, Ortsverbandsvorsitzender der SPD und Philipp Laub von der FDP sowie Pfarrerin Britta Beuscher und Diakon Alexander Frey forderten ebenfalls dazu auf, als Mitte der Gesellschaft das Schweigen zu brechen.

Wer Faschisten wählt, greift unsere demokratische Grundordnung an
Otto Neuhoff, Bürgermeister

Ihre Perspektive als Mensch mit deutsch-türkischer Biografie beschrieb Derya Gür-Seker. Allein zum Schutz ihrer Kinder habe sie darüber nachgedacht, die Koffer zu packen, sagte die Dozentin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. „Aber wohin soll ich gehen – was ist ‚Heimat‘ für mich?“, stellte sie die entscheidende Frage.

Bürgermeister Otto Neuhoff brachte es dann auf den Punkt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und deshalb stehen wir hier. „Wer Faschisten wählt, greift unsere demokratische Grundordnung an“, sagte er weiter und betonte, dass dies nicht die letzte Schlacht sei, die es zu schlagen gelte.

Für einen wiederum rheinischen Ausklang sorgte dann der gemeinsame Gesang von ’N Joy und den etwa 700 anwesenden Menschen von „Unsere Stammbaum“, dem Lied, wie Siebengebirgsprinzessin Anna I. betont hatte, dass die Bläck Fööss vor so vielen Jahren geschrieben haben und das so aktuell ist, wie man kaum glauben könne: „Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing, dat es jet, wo mer stolz drop sin.“