Die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef startet eine Kampagne, um mehr Mitglieder zu gewinnen. Auch „Quereinsteiger“ sind willkommen.
NachwuchsmangelFeuerwehr Bad Honnef startet breit angelegte Werbekampagne
Oberbrandmeister Björn Haupt war schon 39 Jahre alt, als er zur Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef kam. Zwei Bekannte hatten ihn „gedrängt“, und bei einem Informationsbesuch stellte er fest, dass ihm einfach Wissen fehlte über die Arbeit der Feuerwehr. „Viele Menschen haben einen falschen Eindruck davon, was die Freiwillige Feuerwehr ist“, sagt ihr Pressesprecher Björn Haupt.
Mit 14 Jahren zur Bad Honnefer Jugendfeuerwehr gegangen
Frank Brodeßer war erst 14 Jahre alt, als er zur Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef kam. Über die Jugendfeuerwehr fand der heute 50-jährige Stadtbrandinspektor den Einstieg bei den Freiwilligen und ging nach seiner Ausbildung zum Industriemechaniker zur Berufsfeuerwehr nach Bonn. „Seitdem bin ich noch nie ungern zur Arbeit gegangen“, sagt Frank Brodeßer, der seit sechs Jahren die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef leitet und dies auch weiter tun wird.
Demografischer Wandel ein Problem
Ob „Quereinsteiger“ oder „Früheinsteiger“ – die Freiwillige Feuerwehr freut sich über jeden Mitstreiter. „Egal, ob du bereits Erfahrung hast oder nicht – wir heißen jeden herzlich willkommen!“, heißt es in einem neuen Flyer, der Teil einer breit aufgestellten Kampagne der Stadt und der Feuerwehr zur Werbung neuer Mitglieder ist.
Der demografische Wandel mache auch vor der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef nicht halt, sagte der Erste Beigeordnete Holger Heuser bei der Vorstellung der Informationsaktion, die auf große Banner, Plakate, Info-Flyer und Posts auf Social Media setzt. Hinzu komme, dass Bad Honnef im Rhein-Sieg-Kreis die Stadt mit der ältesten Bevölkerung sei.
Vielen Bürgern sei gar nicht bekannt, dass die Feuerwehr Bad Honnef komplett ehrenamtlich arbeite. „Es ist wirklich der Nachbar von nebenan, der mein Hab und Gut, aber im Zweifel auch mein Leben rettet“, betonte Holger Heuser.
„Die Kampagne soll“, so die Stadt Bad Honnef in einer Pressemitteilung, „Interesse entfachen, über das vielfältige Spektrum an Aufgaben und Herausforderungen informieren und Interessenten den Zugang zu Ehrenamt und freiwilligem Engagement vereinfachen (...).“
Vor allem die Löschgruppe Rhöndorf hat Schwierigkeiten
Mit Kinderfeuerwehr und Jugendfeuerwehr hat die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef nach Einschätzung ihres Leiters Frank Brodeßer zwar einen „guten Unterbau“. Vor allem die Löschgruppe Rhöndorf hat jedoch Schwierigkeiten, genug Mitstreiter zu bekommen.
In dem Weinort leben generell „wenig junge Leute“, erläuterte Brodeßer. Die Löschgruppe hat zurzeit 20 Aktive, das Soll liege bei 24. Und vier der Aktiven seien schon über 60 Jahre alt. Die Einheit schrumpfe zwar, aber wegen der Sicherstellung des Brandschutzes mache er sich „noch keine Sorgen“, so Brodeßer.
Während der Löschzug Bad Honnef über 65 Aktive verfügt, sind es beim Löschzug Aegidienberg 47. Im Bergstadtteil sei vor allem die Tagesverfügbarkeit schwierig, erklärte Brodeßer.
Beim Löschzug Bad Honnef ist vor allem die aus allen Nähten platzende Feuerwache an der Selhofer Straße ein Problem. Wie Holger Heuser erläuterte, hat ein Gutachten ergeben, dass die nötige Schwarz-Weiß-Trennung (von Einsatz- und ziviler Kleidung), die Unterbringung aller Einsatzfahrzeuge und die nötigen Stellplätze für die Retter im Falle eines Alarms auf dem Gelände nicht unterzubringen sind.
Und zwar auch dann nicht, wenn eines der angrenzenden Wohnhäuser abgerissen würde. Parallel laufe daher derzeit eine Untersuchung, wo im Stadtgebiet ein neuer Standort für eine Feuerwache denkbar ist. Die Crux auch hier: Sollte sie weit im Süden liegen, könnte es Probleme mit der Einhaltung der Hilfsfristen geben. Vermutlich Anfang Februar rechnet Heuser mit einem Ergebnis.
Rekordzahl an Einsätzen
Mit 501 Einsätzen hat die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef 2023 einen neuen Rekordwert zu verzeichnen. Bisher war es das Jahr 2021 mit 417 Einsätzen. Den weitaus größten Anteil machten Kleineinsätze in Form Technischer Hilfeleistungen aus (169), aber auch auflaufende Brandmeldeanlagen ließen die Einsatzkräfte verstärkt ausrücken (95).
Laut Frank Brodeßer gibt es in der kleinen Stadt Bad Honnef mehr als 40 Brandmeldeanlagen, etwa in Hotels, den acht Seniorenheimen oder der Behinderteneinrichtung. Zwei Stürme forderten die Feuerwehrleute 2023, aber beispielsweise im Mai auch ein umgekippter Lastwagen auf der A3, der mit 32 Tonnen Klärschlamm beladen war. Im November verhinderten sie, dass die Flammen eines brennenden Autos auf das nahe Wohngebäude übergriffen. (csc