Der Ausbau des Rheinradwegs zwischen Bad Honnef-Rhöndorf und Königswinter hat begonnen. Bautechnisch ist das Projekt eine Herausforderung.
RheinradwegStadt Bad Honnef baut 360 Meter Radweg für fast zwei Millionen Euro aus
Es ist nur ein sehr kurzer Abschnitt des Rheinufers, aber der hat es finanziell und bautechnisch in sich: Am Mittwoch hat Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff den Startschuss für den Ausbau und die Sanierung des Radwegs zwischen Rhöndorf (Am Steinchen) und Königswinter (südliche Stadtgrenze) gegeben.
Er ist bislang in weiten Teilen viel zu schmal für die gemeinsame Nutzung durch Radfahrer und Fußgänger. Und er ist durchgehend eine wahre Buckelpiste. Rund 1,96 Millionen Euro müssen in den nur 360 Meter langen Abschnitt investiert werden.
Eine Reihe von Behörden mussten an der Radwegplanung beteiligt werden
Tröstlich aus Sicht der Stadt Bad Honnef: Rund 1,17 Millionen Euro fließen als Zuschuss vom Bundesumweltministerium (Nationale Klimaschutzinitiative). Der Abschnitt ist ein minimaler Teil des Rheinradwegs „Eurovelo 15“, der vom Bodensee bis zur Nordsee reicht.
Von einem „komplexen Vorhaben“ sprach Otto Neuhoff am Mittwoch, und die Leiterin des Tiefbauamtes, Jutta Schmidt, zählte gleich eine ganze Reihe von Behörden auf, die an der Planung beteiligt werden mussten.
Im Kern geht es darum, den Geh- und Radweg durchgehend auf 4,25 bis fünf Meter Breite auszubauen. Da auf der Landseite die Trasse der Stadtbahnlinie 66 keinen Spielraum lässt, wird der Weg auf der Rheinseite verbreitert.
Dafür werden an der Böschungsmauer, die ebenfalls sanierungsbedürftig ist, große L-Steine eingesetzt, wie Jürgen Flierenbaum von Planungsbüro Sweco erläuterte. Ein neues Geländer – das heutige ist völlig marode und nicht hoch genug – ist ebenfalls Teil der Planung.
Radweg am Rhein bekommt erstmals eine „insektenfreundliche“ Beleuchtung
Der neue Weg wird mit einer „aufgehellten Asphaltdeckschicht“ versehen. Die Vorteile laut Stadt: Im Sommer heizt sich der Weg weniger auf und im Dunkeln ist die Sicht besser. Erstmals bekommt der Radweg eine Beleuchtung, und zwar durch steuerbare Solarleuchten.
Sie seien gedimmt und würden nur bei Bedarf durch Bewegungsmelder eingeschaltet, so Jürgen Flierenbaum. Dem Natur- und Insektenschutz im FFH-Schutzgebiet geschuldet: Die Lampen erhalten Leuchtmittel mit einem langwelligen Licht und ohne Blauanteil. Von 22 bis 6 Uhr werden sie sogar komplett ausgeschaltet.
Ein ganz eigenes Thema ist die Abwicklung der Bauarbeiten: Voraussichtlich bis Anfang nächsten Jahres ist der Rheinradwegabschnitt komplett gesperrt. Ein Sicherungsposten an dem kleinen Schrankenübergang achtet durchgehend darauf, dass sich niemand durchmogelt und auf der Baustelle landet.
Radfahrer und Fußgänger werden stattdessen über die rheinseitige Spur der Landesstraße 193 geführt. An diesem Freitag sollten, so hoffte Jutta Schmidt, die flachen Betonwände installiert werden, die die beiden Spuren trennen.
Autos können auf der L 193 nur in Richtung Rhöndorf fahren
Autos können für die gesamte Zeit auf der L 193 nur von Königswinter Richtung Rhöndorf fahren. In Gegenrichtung wird der Verkehr über die Bundesstraße 42 umgeleitet. Eigentlich hätten die Bauarbeiten schon im Herbst beginnen sollen, doch das Rheinhochwasser machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung.
Sollte der Rhein während der laufenden Arbeiten steigen und das Wasser die Böschung erreichen, sind nach Angaben des Planers weitere Sicherungen vonnöten: Ein Motorboot müsste dann permanent die Arbeiten begleiten.
Der Rheinradweg ist in beiden Siebengebirgskommunen ein Dauerthema. In der Altstadt von Königswinter wird eine neue Verkehrsführung im Zuge des Umbaus der Rheinallee und der Rheinpromenade diskutiert. Zwischen Niederdollendorf und Oberkassel haben die Arbeiten zum Ausbau des Radwegs vor ein paar Wochen begonnen, mussten jedoch nach dem Fund einer Granate auf dem Zweiten Weltkrieg zunächst gestoppt werden.
Hintergründe
„In den nächsten Jahren soll das Radfahren für alle Verkehrsteilnehmer noch komfortabler werden.“ Das ist erklärtes Ziel von Politik und Verwaltung in Bad Honnef. 2020 wurde deshalb ein Radverkehrskonzept beschlossen, in dem mehr als 90 Maßnahmen aufgeführt worden, die mit unterschiedlichen Prioritäten versehen wurden.
Das Spektrum reichte von schlechten Oberflächen auf Fahrbahnen bis zu fehlenden oder schlechten Abstellanlagen. Viele Punkte sind in den letzten Jahren schon angegangen worden.
Nicht zuletzt deshalb ist Bad Honnef beim Fahrradklimatest 2022 als „Aufholer“ besonders ausgezeichnet worden, während Königswinter im Rhein-Sieg-Kreis auf dem letzten Platz landete.
Wegen ihrer Bedeutung hervorgehoben wurden in dem Konzept unter anderem der Rheinradweg „als Achse für Pendler und Touristen“ sowie die Verbindung zwischen Bad Honnef-Tal und Aegidienberg. Während am Rheinradweg nun gebaut wird, wurde für den möglichen Radweg durch das Schmelztal (L144) im November 2023 ein erstes Gutachten präsentiert. Die Kosten würden demnach je nach Variante zwischen neun und zwölf Millionen Euro liegen. Und es wären teils gravierende Eingriffe ins Naturschutzgebiet nötig. (csc)