Kleine Unternehmen in der Rommersdorfer Straße in Bad Honnef sorgen sich wegen der Großbaustelle um ihre Existenz. Laufkundschaft bleibt aus.
Kunden bleiben fernBetriebe in Bad Honnef haben wegen Großbaustelle große Existenzsorgen

Nur wenig Platz: Katja Völkner (M.) und das Ehepaar Bernadette und Tadeusz Krzepkowski mit der Baustelle vor den Eingängen ihrer beiden Geschäfte.
Copyright: Ralf Klodt
Seit dem Jahr 2011 führen Bernadette und Tadeusz Krzepkowski erfolgreich die Textilreinigung in der Rommersdorfer Straße in Bad Honnef, aber jetzt macht sich das Ehepaar ernsthaft Sorgen um die Zukunft seines Unternehmens. „Das hier ist unsere Existenz“, betont die 61-Jährige, während vor dem Haus ein Bagger Erde in ein tiefes Bauloch schaufelt.
Und genau das ist das Problem: Die Reinigung ist extrem betroffen von den Arbeiten zum Umbau der Rommersdorfer Straße, der im Herbst vorigen Jahres begonnen hat und bis zu zwei Jahre dauern soll. Gas-, Wasser- und Stromleitungen werden erneuert, später noch der Kanal, der zum Teil aus dem Jahr 1934 stammt.
Die Baustelle befindet sich unmittelbar vor der Haustür der Textilreinigung
Am Ende wird die innerstädtische „Hauptschlagader“, so Bürgermeister Otto Neuhoff beim Spatenstich, modernisiert und niveaugleich ausgebaut. Nur: „Zu uns ist niemand gekommen“, kritisiert Tadeusz Krzepkowski mangelndes Engagement der Stadtverwaltung.
Der 61-Jährige zeigt Fotos, auf denen das kleine Ladenlokal zeitweise komplett hinter einem Lastwagen verschwindet. Die Baustelle befindet sich unmittelbar vor der Haustür der Textilreinigung. Das Bauloch in Höhe des gegenüberliegenden Rheingoldwegs, in dem auch gestern gearbeitet wurde, kann zwar durch eine kleine „Brücke“ überwunden werden. Weil aber davor oft Fahrzeuge stünden, kämen die Kunden nicht durch.
Bad Honnefer Reinigung ist auf Laufkundschaft angewiesen
„Haben Sie uns gefunden?“, fragt Bernadette Krzepkowski einen älteren Herrn, der gerade das Geschäft betreten hat. „Mit Ach und Krach“, entgegnet er und übergibt eine Tüte mit Wäsche für die Reinigung. Das leuchtende Neonschild „Open“ am Fenster haben die beiden extra angeschafft.
Das Ehepaar weiß, dass man gegen eine Baustelle nicht viel machen kann und ein Stück weit damit leben muss. Aber es erhofft sich mehr Unterstützung durch die Stadtverwaltung, vielleicht auch finanzieller Art. Und es macht sich Sorgen wegen der langen Dauer.

Keine kleine Baustelle: Die Bauarbeiten in der Rommersdorfer Straße sollen bis zu zwei Jahre dauern.
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„Wir sind auf die Laufkundschaft angewiesen“, betont Bernadette Krzepkowski. Doch von denen kämen immer weniger, manche auch, weil sie glaubten, das Geschäft sei zu. „Für uns ist das die zweite Pandemie“, sagt die Firmeninhaberin. Während Corona habe man zwar das Geschäft offen halten dürfen, aber die Umsätze seien natürlich zurückgegangen und man habe keine staatliche Unterstützung bekommen.
Durch das zunehmende Homeoffice werde darüber hinaus weniger Kleidung ins Geschäft gebracht, weil beispielsweise weniger Anzüge getragen würden. Das Personal habe man von sechs auf vier Mitarbeiter reduziert. Die Inhaber der Reinigung, die es seit mehr als 50 Jahren an der Stelle gibt, sind froh, dass sie große Hotels zu ihren Kunden zählen können.
Auch das „Eis-Atelier“ in Bad Honnef leidet unter der Großbaustelle
Das Maritim, das Steigenberger auf dem Petersberg und das Hotel Dreesen in Bad Godesberg ließen Arbeitskleidung und Uniformen im Bad Honnefer Betrieb reinigen, der Annahmestellen in Dollendorf, Oberpleis und Thomasberg hat. Die gereinigte Kleidung aber muss der Unternehmer jetzt mitunter ziemlich weit bis zum Transporter tragen. Da komme einiges an Gewicht zusammen.
Mitunter schwer zu tragen hat auch Katja Völkner vom benachbarten „Eis-Atelier“. Dort produziere sie „große Mengen Eis“, die das Catering-Unternehmen zu den Kunden – darunter etwa Cafés, Restaurants oder Konditoreien – bringen muss. Bis zum Wagen müsse man nun lange Strecken zurücklegen. Wenn es wärmer werde, könnte das zum größeren Problem werden, so Katja Völkner, die mit einem Opel-Blitz-Oldtimer auch in einer rollenden Eisdiele in der Region unterwegs ist.
Aber auch die Anlieferung von Produkten, die normalerweise mit einem 22-Tonner erfolge, sei schwieriger. Die Lieferanten müssten extra mit kleineren Fahrzeugen kommen, für das „Eis-Atelier“ bedeute das separate Lieferungen und größere Bestellmengen. Mehl etwa werde in 25-Kilo-Säcken und auf Paletten angeliefert und könne auf der Baustelle nur schwer transportiert werden.
Das alles bedeute mehr Aufwand und mache die Kalkulation schwieriger, so Katja Völkner, die ebenfalls Kritik an der Stadt übt: „Der Informationsfluss hätte besser sein können.“ Sie habe von sich aus Kontakt zur Stadt aufnehmen müssen. „Von der Wirtschaftsförderung ist niemand gekommen.“
SPD nahm Probleme der Firmen zum Anlass für eine Anfrage
Die SPD-Fraktion hatte die Situation auf der Rommersdorfer Straße zuletzt zum Anlass für eine Anfrage im Wirtschaftsförderungsausschuss genommen. „Durch die Baumaßnahmen ist die Reinigung nur noch schwer zu erreichen. Auch andere Geschäfte an der Straße sind möglicherweise durch die Baumaßnahmen beeinträchtigt“, hieß es dort.
Bad Honnefs Wirtschaftsförderin Johanne Liel bekräftigte am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung ihre Aussagen im Ausschuss, wonach es im Vorfeld des Bauprojekts viele verschiedene Informationsformate gegeben habe. Die Kollegen aus dem Tiefbau und die Baufirma stünden als Ansprechpartner zur Verfügung und kümmerten sich bei Problemen.
Die städtische Wirtschaftsförderung werde jetzt aber noch einmal gezielt auf die Geschäftsleute zugehen. Man müsse gucken, wo die Stadt Hilfestellung geben könnte. Finanzielle Unterstützung der Betriebe durch die Stadt werde es aber, so Johanna Liel gestern und Bürgermeister Otto Neuhoff im Ausschuss, nicht geben. Das sei bei der großen Kanalbaustelle in der City und am Markt auch nicht geschehen.