Die Stadt Bad Honnef hat die Straßen vor drei Schulen für „Elterntaxis“ gesperrt. Die Alternative „Hol- und Bring-Zone“ war allerdings zum Start zugeparkt.
Test für ein JahrKein Durchkommen mehr für „Elterntaxis“ an drei Schulen in Bad Honnef
Da standen am Mittwochmorgen nahe dem Siebengebirgsgymnasium so viele Vertreter der Stadtverwaltung, der Politik, der Schule und der Medien auf und an der Rommersdorfer Straße, dass es der Sperrbake an der Ecke zur Bismarckstraße kaum bedurft hätte.
Selbst wenn ein „Elterntaxi“ hätte durchfahren wollen, es wäre wegen der vielen Menschen schwierig geworden. Aber obwohl Polizeihauptkommissar Dirk Dehmer an der Ecke nach dem Rechten sah, ließ sich manch ein Fahrer nicht von Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung abhalten und parkte auf Gehwegen. Aber dazu später.
Sperrbaken verhinderten Zufahrt zu den Schulen in Bad Honnef
„Jetzt beginnt langsam die Rushhour“, sagte Bürgermeister Otto Neuhoff um 7.40 Uhr, nachdem exakt zehn Minuten zuvor die Sperrbake auf die Straße gestellt worden war. Tatsächlich kamen wie auf Knopfdruck immer mehr Schülerinnen und Schüler – sehr viele mit dem Fahrrad —, die auf dem Weg zum „SIBI“ waren.
Für einen einjährigen Test hat die Stadt seit gestern einen Teil der Rommersdorfer Straße zur „Schulstraße“ erklärt. In die dürfen von 7.30 Uhr bis 8 Uhr und von 12 bis 13.30 Uhr keine Autos mehr fahren. Die Eingänge zum Siebengebirgsgymnasium und zur Löwenburgschule direkt gegenüber sollen in den Zeiten also autofrei sein.
Eine Maßnahme, die sich gegen „Elterntaxis“ richtet. Sie wird in ähnlicher Form vor der Theodor-Weinz-Schule in Aegidienberg getestet. Allerdings mag die Stadtverwaltung nicht darauf vertrauen, dass eine reine Beschilderung ausreicht, um alle „Elterntaxis“ wirklich von der Fahrt bis vors Schulportal abzuhalten.
Daher werden zu den Sperrzeiten Baken auf die Fahrbahn gestellt, und zwar während des gesamten Versuchszeitraums. Nach Angaben von Holger Heuser, Erste Beigeordneten der Stadt, hofft man für diese relativ personalintensive Maßnahme noch auf das Engagement von Ehrenamtlern.
Einige Eltern in Bad Honnef stoppten auf Gehwegen
Dass der offizielle Start am Gymnasium und an der Grundschule am ersten Schultag nach den Ferien wohl noch nicht den wirklichen Alltag widerspiegelt, liegt vermutlich auch an dem Umstand, dass viele Schüler morgens an einem Gottesdienst in der Pfarrkirche teilnahmen.
Das SIBI hatte laut Schulleiterin Stefanie Lamsfuß-Schenk aber auch im Vorfeld mit drei Elternbriefen über die Neuregelung informiert. Von Kritik habe sie danach „kein Wort gehört“.
Eine Mutter, die von der Sperrung dennoch überrascht schien, stoppte gestern einfach auf der schmalen Bismarckstraße und ließ ihren Sohn dort aussteigen. Eine andere hielt halb auf der Kreuzung und dem ohnehin sehr schmalen Gehweg, um das Kind abzusetzen.
Andere Autofahrer blockierten Gehwege an der Bismarckstraße komplett und öffneten den Kofferraum zum Entladen. Wird die Gefahr also nur an andere Straßenabschnitte verlagert? Zwei, drei Tage der Eingewöhnung werde es brauchen, mutmaßte Holger Heuser. Die Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, müssten sich erst neu orientieren.
Für sie hat die Stadt in der Königin-Sophie-Straße – nur rund fünf Gehminuten vom SIBI entfernt – eine Hol- und Bring-Zone (kiss & go) eingerichtet. Die war allerdings am Mittwochmorgen von Autos zugeparkt. Das Ordnungsamt verteilte Knöllchen.
Man werde während des Versuchs „Erkenntnisse sammeln“ und diese auswerten, kündigte Otto Neuhoff an. Er vermutete, dass viele „Elterntaxis“ über die nahen Straßen ausweichen und ihre Kinder vor der Anna-Kapelle absetzen. Die Stadt müsse sehen, was sie dann tun könne.
„Das ist ja schon mal ein Anfang“, freute sich Andreas Kaibel, Lehrer am Gymnasium, über die Maßnahme der Stadt. Nach seiner Einschätzung kommen rund 300 Schülerinnen und Schüler mit dem Fahrrad zum SIBI. Die Eltern der Grundschule gegenüber ließen dagegen kaum Kinder mit dem Rad fahren. Vermutlich, weil sie es für zu gefährlich hielten.
„Wir sind sehr froh über den Schutz der Kinder“, freute sich Stefanie Lamsfuß-Schenk. Jetzt brauche das Gymnasium mit seinen 1100 Schülerinnen und Schülern nur noch zeitgemäße Fahrradständer, gab sie zu bedenken.