Die Leerstände in der Bad Honnefer Innenstadt haben deutlich zugenommen. Besorgniserregend findet das nicht nur die CDU. Ist die Attraktivität als Einkaufsstadt in Gefahr?
Sorge um die EinkaufsstadtLeerstände in der Bad Honnefer Innenstadt nehmen zu
„Ladenlokal zu vermieten“, steht auf einem kleinen Schild an der Tür des ehemaligen Asien-Restaurants am oberen Ende der Bad Honnefer Fußgängerzone. Die Fenster zu den Räumen sind mit weißem Papierbahnen verhangen. Schräg gegenüber, an der Ecke Hauptstraße/Lohmarstraße, kann man ungehindert in die Räume einer ehemaligen Apotheke blicken. Sie steht seit Langem leer. Innen sieht es trotz ausgeräumter Regale ziemlich unordentlich aus.
Nur ein paar Schritte die Fußgängerzone runter ist auch das ehemalige Blumengeschäft mit Papier verhangen. Im einstigen Kindersachenladen auf der anderen Straßenseite scheint zwar eine Art Fotostudio untergekommen zu sein, dennoch hängt auch hier ein „Zu vermieten-“Schild an einer Scheibe.
Mehrere Leerstände auch jenseits der Bad Honnefer Fußgängerzone
Weiter die „Innenstadt-Flaniermeile“ runter sucht ein Makler einen Mieter für ein Haus mit prächtiger historischer Fassade, in dem bis vor Kurzem ein Juweliergeschäft seine Waren anbot. Es folgt unter anderem das einstige Wäschemodengeschäft, das schon länger geschlossen ist, oder ein ehemaliger Optiker-Laden schräg gegenüber.
Am Markt ist das einstige Kult-Gasthaus Vierkotten geschlossen, weiter die Hauptstraße runter – jetzt schon jenseits der Fußgängerzone, aber immer noch auf der Haupteinkaufsmeile der Stadt Bad Honnef – suchen Makler Interessenten unter anderem für die ehemals von einer Pizzeria genutzten Räume sowie für ein einstiges Modegeschäft. Vor dessen von der Straße zurückliegenden Eingang hat der Wind das Herbstlaub geweht.
Viele Leerstände also in der Bad Honnefer City. Und dabei ist diese Aufzählung noch nicht einmal komplett. Der Leerstand habe „einen besorgniserregenden, unübersehbar hohen Stand erreicht“, schrieb unlängst die CDU-Ratsfraktion in einer Anfrage für den Stadtrat. „Bad Honnef läuft Gefahr, seine Attraktivität als Einkaufsstadt zu verlieren.“
Und die Gründe? Von „multiplen Ursachen“ sprach seinerzeit Bad Honnefs Wirtschaftsförderin Johanna Liel. So habe sowohl der Einzelhandel als auch die Gastronomie unter Corona gelitten. Und nach der Pandemie sei mit Preissteigerungen und Energiekosten gleich die nächste Krise gekommen. Hinzu komme der schon lange andauernde Strukturwandel im Einzelhandel. Stichwort: Online-Konkurrenz. Nicht zuletzt habe nicht jeder Händler einen Nachfolger finden können, und der Gastronomie fehle Personal.
Als gute Antwort habe sich das Kiezkaufhaus erwiesen, das stationären Händlern eine Online-Plattform bietet und das sich inzwischen als Rhein-Kaufhaus über Bad Honnef hinaus ausgedehnt hat. Auf Nachfrage aus dem Rat bestätigte Johanna Liel indes auch, dass in Einzelfällen Eigentümer noch an ihren Mietpreisvorstellungen drehen könnten.
Die Leerstände sind keine gute Werbung für die Stadt, meint auf Anfrage auch Fabian Neumann, Vorsitzender des Vereins Centrum Bad Honnef, in dem sich die City-Einzelhändler zusammengeschlossen haben. Er betont indes, dass auch die Innenstädte von Königswinter, Bonn oder Köln mit Problemen zu kämpfen haben. Speziell in der Bad Honnefer City fehle aber ein Vollversorger, so Fabian Neumann, der ebenfalls von Fällen weiß, wo beim anstehenden Generationswechsel kein Nachfolger habe gefunden werden können.
Schon zur Hauptversammlung im Herbst elf leere Ladenlokale gezählt
Hoffnung setzt der Centrum-Vorsitzende auf die geplanten Neubauten, etwa das Wohn- und Geschäftsprojekt „Sayn-Passage“ (auch „Retz-Passage“ genannt) zwischen Fußgängerzone und Am Saynschen Hof, wenngleich die Bauzeit erstmal eine zusätzliche Belastung für den City-Einzelhandel bedeute.
Es gehe um „dicke Bretter, die zu bohren sind“, meint unterdessen Konrad Weber, der Vorsitzende des Eigentümervereins Lebendige Stadtmitte Bad Honnef mit Blick auf die Bekämpfung des Leerstands. Der Verein hatte schon zur Jahreshauptversammlung im Herbst vorigen Jahres allein auf der Hauptachse der Hauptstraße zwischen Linzer Straße und Kreissparkasse elf leere Ladenlokale und drei leere Gastronomie-Einheiten gezählt. Und da seien die Ladenlokale, die der „Sayn-Passage“ weichen sollen, noch nicht einmal mitgerechnet.
Auch Konrad Weber betont auf Anfrage, dass die Verödung von Innenstädten landauf, landab ein Problem sei. Eine lokale Besonderheit in Bad Honnef seien dagegen etwa „etliche altersbedingte Aufgaben inhabergeführter Geschäfte“. Schlüsselelemente einer längerfristigen Strategie seien die Kooperation aller Akteure vor Ort und neue Kombimischungen beispielsweise aus Café, Bistro und Kulturraum beziehungsweise Kino.
Der Eigentümerverein stehe zudem im Kontakt mit dem neuen Investor des Neubauprojekts „Sayn-Passage“ und wolle darauf hinwirken, dass hier nach Möglichkeit ein Drogeriemarkt und ein Biomarkt angesiedelt werden. Das würd eine wichtige Nachfragelücke in der Innenstadt schließen und gleichzeitig Frequenz in die City bringen.
Auf dem heutigen Postgelände soll ein Vollsortimenter angesiedelt werden
Das Neubauprojekt „Sayn-Passage“ ist nach Einschätzung von Wirtschaftsförderin Johanna Liel ebenso auf einem guten Weg wie die Neubaupläne für das heutige Postgelände (Am Saynschen Hof/Bahnhofstraße), in deren Rahmen ein Lebensmittel-Vollsortimenter in der City angesiedelt werden soll. Das Neubauprojekt Kirchstraße – es wäre die dritte Großinvestition in der City – wird laut Liel „im Windschatten“ der beiden anderen Projekten auch weitergeführt.
Laut Konrad Weber treffen sich regelmäßig Vertreter der Stadt und der beiden Innenstadtvereine mit betroffenen Immobilienbesitzern; von einem engen Austausch spricht auch Johanna Liel. Man hat laut Weber ein Dossier mit den wichtigsten Kenndaten aller leerstehenden Ladenlokale geschaffen.
Auf einer gemeinsamen Arbeitssitzung im November sei eine Liste wünschenswerter alter beziehungsweise neuer Angebote und Dienstleister für die Innenstadt Bad Honnefs erstellt worden. „Im nächsten Schritt sollen priorisiert gezielt mögliche Anbieter dazu kontaktiert werden“, so Weber. Aber konkrete Ergebnisse gebe es leider noch nicht.
Förderprogramm
Sollte das Land NRW wie angekündigt das Förderprogramm zur Stärkung der Innenstädte wieder auflegen, dann hat Wirtschaftsförderin Johanna Liel nach eigenen Angaben die nötigen Unterlagen fertig in der Schublade. Dass die Stadt Bad Honnef bei zwei Förderrunden zuvor keine Anträge gestellt hat, begründet Liel mit den Kapazitäten der Stadtverwaltung, die das Hauptaugenmerk zudem auf andere Förderprojekte (Stichwort Mobilität) gelegt habe. Inzwischen sei man bei dem Thema besser aufgestellt und habe dank der Initiative von Konrad Weber (Verein Lebendige Innenstadt) Vorgespräche mit Eigentümern führen können. Über das Programm wurde bisher unter anderem die bauliche Anpassung von Ladenlokalen an eine neue Nutzung gefördert. (csc)