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Mehrheit dafürDisput im Rat der Stadt Bad Honnef über Konrad-Adenauer-Schild an den Bahnhöfen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Foto von Altbundeskanzler Konrad Adenauer aus dem Jahr 1966.

Altbundeskanzler Konrad Adenauer im Jahre 1966. 

SPD und Grüne stimmen dagegen, die Bahnhöfe in Bad Honnef mit den Zusatzschildern „Konrad-Adenauer-Stadt“ zu versehen. Eine Mehrheit sah das anders.

Einigermaßen überraschend hat der Vorschlag, die beiden Bahnhöfe in Bad Honnef mit dem Zusatzschild „Konrad-Adenauer-Stadt“ zu versehen, zu einer politischen Diskussion im Stadtrat geführt.

Dabei reichte die Bandbreite von „rückwärtsgewandtem Zeitgeist“ und „veralteten Moralvorstellungen“, die nach Ansicht von Isabelle Plate (Grüne) mit der Person Konrad Adenauer verbunden seien, bis hin zum „größten Nachkriegspolitiker Deutschlands“, den Katja Kramer-Dißmann (Bürgerblock) im ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland sieht.

Idee entstand in einer Projektgruppe der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus

Am Ende stimmten am Donnerstagabend SPD und Grüne gegen den Vorschlag, den Bürgermeister Otto Neuhoff (parteilos) in die Öffentlichkeit gebracht hatte. Die Ratsmehrheit aus CDU, Bürgerblock, FDP und der Fraktion Grün & Sozial votierte für die Namensschilder an den beiden Bahnhöfen. Entstanden war die Idee in einer Projektgruppe der in Rhöndorf ansässigen Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus.

Sie will im Jubiläumsjahr 2026 den 150. Geburtstag Konrad Adenauers mit vielen Veranstaltungen würdigen. Konrad Adenauer hat von 1935 bis zu seinem Tod 1967 in Rhöndorf gelebt. Sein Wohnhaus am Hang des Dorfes ist bis heute im Originalzustand erhalten und zusammen mit dem Museumsbau und der 2017 komplett neugestalteten Dauerausstellung Gedenkstätte für den wohl prägendsten Politiker Nachkriegsdeutschlands.

Ein Güterzug fährt durch den Bahnhof Rhöndorf, im Hintergrund der Drachenfels.

Im Hintergrund der Drachenfels: Der Bahnhof Rhöndorf soll – wie der in Bad Honnef – ein Zusatzschild „Konrad-Adenauer-Stadt“ erhalten.

Getragen wird sie von der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, die nach eigenen Angaben 35.000 Besucher im Jahr hat und erst 2024 mit dem Konrad-Adenauer-Forum eine Dependance in Berlin eröffnet hat. Das Grab Adenauers befindet sich auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof.

„Konrad Adenauer ist überparteilich als bedeutendster Politiker der Nachkriegsgeschichte anerkannt“, sagte Bürgermeister Otto Neuhoff. Er wies aber auch auf die Bedeutung der Rhöndorfer Stiftung für den Tourismus und das kulturelle Leben der Stadt hin. Das könne sich Bad Honnef für das Stadtmarketing zunutze machen.

Ähnlich sei das bei der Stadt Kerpen, die den Zusatz „Kolping-Stadt“ trägt. Die Deutsche Bahn und der Nahverkehrsverband GO Rheinland seien „begeistert“ von der Idee und übernähmen die Kosten für die Schilder an beiden Bahnhöfen, die 2026 modernisiert (Rhöndorf) beziehungsweise neu gebaut (Bad Honnef) werden.

Er habe den Eindruck, dass man mit der Idee „den Personenkult überspannen“ würde, meinte Frédéric Fraund (Grüne). Adenauer sei Ehrenbürger der Stadt, es gebe die Konrad-Adenauer-Schule und eine Konrad-Adenauer-Straße, im neuen Quartierzentrum werde es einen Adenauer-Raum geben. Adenauer habe zwar seine Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft, müsse aber als „differenzierte Person“ gesehen werde. Unter Tourismusaspekten sei der Naturpark Siebengebirge entscheidender.

SPD für Zusatzschilder nur während des Jubiläumsjahres 2026

Guido Leiwig (SPD) würdigte Adenauer zwar auch als eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Landes, aber „Bad Honnef ist so viel mehr als nur Adenauer-Stadt“. Sie sei beispielsweise Gesundheitsstadt und sie sei Kurstadt gewesen. Seine Fraktion wollte die Zusatzbeschilderung zunächst auf das Jubiläumsjahr beschränkt wissen („Auf immer und ewig ist einfach zu viel“), wäre dann aber im Verlauf der Debatte mit einem Zusatzschild nur in Rhöndorf einverstanden gewesen.

Carl Sonnenschein (FDP) betonte, dass es „nur“ um eine Beschilderung an den Bahnhöfen gehe, nicht um einen offiziellen Zusatz für die Stadt. Der Liberale erinnerte an andere Persönlichkeiten mit Bezug zu Bad Honnef, etwa an Carlo Schmid (1896–1979), der seine letzten Lebensjahre in Aegidienberg lebte und als einer der Gründerväter des Grundgesetzes gilt. Aber die Liberalen fänden die Idee mit den Bahnhöfen gleichwohl gut.

Ein Wohnhaus mit weißer Fassade und grünen Fensterläden, im Vordergrund Rosen in einem großen Garten.

Das Wohnhaus Konrad Adenauers am Zennigsweg in Rhöndorf ist bis heute im Original erhalten.

Katja Kramer-Dißmann (Bürgerblock) erinnerte an Bonn als „ Beethovenstadt“ und an den Flughafen Köln Bonn, der den Zusatz Konrad Adenauer trägt. Ihre Fraktion stimme dem Vorschlag „sehr gerne“ zu. Sie finde es „schade, dass wir das überhaupt diskutieren müssen“, Thomas Peter (Fraktion Grün & Sozial) erinnerte an die Bedeutung Charles de Gaulles und Konrad Adenauers als „Grundpfeiler der Europäischen Gemeinschaft“. Gerade in den aktuellen Zeiten sei ein klares Bekenntnis zu Europa wichtig, deshalb: „Ja zu diesem Symbol!“.

Jerald Birenfeld (CDU) betonte, es gehe nicht um die Glorifizierung des einstigen Bundeskanzlers, hob aber unter anderem auch die Rolle Konrad Adenauers beim Aufbau der deutsch-israelischen Beziehungen nach dem Krieg hervor. Zudem könne die Beschilderung helfen, die Rhöndorfer Stiftung bekannter und besser auffindbar zu machen.

Mit einem Schuss Humor beteiligte sich Peter Profittlich, Chef des gleichnamigen Cafés am Ziepchensplatz und inoffizieller Oberbürgermeister von Rhöndorf, an der Diskussion. Das CDU-Ratsmitglied, dessen Großvater Peter Profittlich sich in den 1950er Jahren wegen einer Seilbahn zur Löwenburg mit dem Rhöndorfer Bürger Konrad Adenauer anlegte, meinte: Der „Alte“ von Rhöndorf hätte wohl mit einem Augenzwinkern gesagt: „Der Bahnhof Rhöndorf ist mir genug – Honnef muss nicht sein.“