Die Bad Honnefer Stadtverwaltung muss sich Gedanken machen, ob sie die Pläne für das geplante Quartierszentrum in Selhof noch überarbeiten kann.
Quartierszentrum8-Millionen-Euro-Halle in Bad Honnef in Gefahr – zu niedrig für Karnevalsvereine
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Zukunft: So könnte die künftige Randbebauung an der Sporthalle Menzenberg als Quartierszentrum aussehen.
Copyright: Stadt Bad Honnef
Gerät der Bau des Quartierszentrums in Selhof – immerhin ein Acht-Millionen-Euro-Projekt – in Gefahr? „Wir haben weder Geld noch Personal für eine Umplanung“, warnte in der jüngsten Sitzung des Sportausschusses der Erste Beigeordnete Holger Heuser. „Uns läuft die Zeit davon“, betonte auch Jörg Sudmann vom städtischen Gebäudemanagement mit Blick auf einen Zuschuss in Höhe von 1,6 Millionen Euro, der bei einer Verzögerung des Quartierszentrums verfallen könnte.
Doch das Gebäudemanagement muss sich die Planung, für die schon ein Bauantrag gestellt ist, noch einmal genauer ansehen. Einstimmig forderten die Mitglieder des Sport- und Bildungsausschusses, „zielführende und konstruktive Lösungsvorschläge“ der Stadtverwaltung, um in dem neuen Quartierszentrum zumindest teilweise eine Deckenhöhe von sechs Metern hinzubekommen.
In den Räumen des Quartierszentrums fehlt die Deckenhöhe für Hebefiguren
Ein Antrag der Grünen und ein „Einspruch“ der Großen Selhofer Karnevalsgesellschaft von 1927 hatten den Stein ins Rollen gebracht. Im Projekt sei keine Bühne eingeplant worden und es fehle die nötige Deckenhöhe für Hebefiguren und akrobatische Elemente der Karnevalisten, monierte Vorsitzender Stefan Meyer.
Zu Karnevalsveranstaltungen gehörten regelmäßig Show- und Gardetänze, bei denen Hebefiguren fester Bestandteil seien. Aber auch das Training, das die Tanzgarden das ganze Jahr über absolvieren, sei nicht im nötigen Umfang möglich.
Selhofer Karnevalsgesellschaft einer der größten Vereine im Stadtteil
„Eine Halle, die für kulturelle Veranstaltungen vorgesehen ist, sollte die Anforderungen der ortsansässigen Vereine berücksichtigen“, schrieb der Vorsitzende. Bei den Kommunalpolitikerinnen und -politikern rannte er im Grunde offene Türen ein. „Die KG Selhof ist einer der größten Vereine“, betonte Laura Hoffmeister (Bündnis 90/Die Grünen). Folkert Milch (CDU) wollten zu den Forderungen und Änderungen nicht direkt nein sagen, man müsse aber vor einer Entscheidung auch die Kosten kennen.
Angaben dazu forderte der Ausschuss ebenfalls bis zum April, notfalls in einer Sondersitzung. Aber auch von kreativen Lösungen und Ideen war oft die Rede. So wurde vorgeschlagen, das Parkett in der zum Quartierszentrum gehörenden Sporthalle Menzenberg bei Bedarf mit einem Boden abzudecken, der auch Karnevalsveranstaltungen ermöglichen würde.
Dagegen sprach allerdings, dass der Aufwand für den Verein sehr hoch sei und kaum freie Nutzungszeiten für die Halle zur Verfügung stünden, so die Anmerkungen von Ausschussmitgliedern. Das Quartierszentrum soll bekanntlich anstelle der sogenannten Rand- oder Mantelbebauung der Sporthalle entstehen.
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Gegenwart: Die marode Randbebauung der Sporthalle am Menzenberg (Rückseite).
Copyright: Ralf Klodt
Die Halle selbst wurde für 350.000 Euro einer Schadstoffsanierung und für 3,5 Millionen Euro einer energetischen Sanierung unterzogen. Das direkt benachbarte Stadion am Menzenberg soll für rund 3,8 Millionen Euro modernisiert werden. Die Randbebauung, die unter anderem das Foyer, vor allem aber Umkleiden, Duschen und Sanitärräume enthält, ist völlig marode.
Das an deren Stelle geplante Quartierszentrum, dessen Kosten von anfangs geschätzten 4,2 Millionen Euro auf 8,2 Millionen Euro gestiegen sind, soll eine Mensa für die Offene Ganztagsschule (OGS) Selhof, einen Veranstaltungsraum sowie Räume für Seminare und Vereine enthalten. Für diese Gemeinschaftsnutzung bekommt die Stadt einen 1,6-Millionen-Euro-Zuschuss.
Der würde aber verfallen, wenn das Projekt nicht bis zum 31. Dezember 2026 fertig würde, warnten Holger Heuser und Jörg Sudmann. Eine „umfangreiche Umplanung“ würde zu mindestens einem Jahr Zeitverzug führen, betonten die Fachleute in der Sitzungsvorlage für den Ausschuss. Holger Heuser sagte am Ende angesichts des einstimmigen Beschlusses eine Prüfung zu, betonte aber, dass sie nur „sehr oberflächlich“ ausfallen könne.
Einen „Startschuss für Kreativität“ forderte Gabriele Clooth-Hoffmeister (Fraktion Grün und Sozial) und betonte: „Die Menschen in Selhof setzen große Hoffnungen auf das Quartierszentrum.“ Im Antrag Grünen, in dem sie die Deckenerhöhung auf sechs Meter und die Einplanung einer bühnentauglichen Konstruktion forderten, hieß es über das Zentrum denn auch: „Dieses Projekt möchten wir unter keinen Umständen gefährden.“