Ausgesprochen realistisch war eine Übung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef an der Schule Schloss Hagerhof. Jugendliche riefen um Hilfe.
Realistische ÜbungBad Honnefer Schüler riefen vom Balkon aus die Feuerwehr um Hilfe

Im Zuge der Übung wurden auch (leere) Schlauchleitungen im Fachwerkgebäude verlegt.
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Zwei Jugendliche standen auf einem Balkon auf der Rückseite des Fachwerkhauses von Schloss Hagerhof und riefen laut um Hilfe. Aus dem Zimmer hinter ihnen drang Rauch. „Bleibt auf dem Balkon!“, rief ihnen ein Feuerwehrmann zu, der zugleich versuchte, die Jugendlichen zu beruhigen. Kurz darauf kam ein dritter Schüler laut hustend aus dem verqualmten Raum auf den Balkon. „Ich hatte solche Angst!“
Derweil geriet auf der Vorderseite des Fachwerkgebäudes, das unmittelbar an das historische Herrenhaus von Schloss Hagerhof angebunden ist, Internatsleiterin Yvonne Schmidt in Panik. „Wo sind meine Kinder?“, rief sie, rannte auf den Eingang des Hauses zu und konnte so gerade noch von einem Mitglied der Feuerwehr gestoppt werden.
Rund 30 Kräfte des Löschzugs Bad Honnef und der Löschgruppe Rhöndorf beteiligt
Sie war ausgesprochen realistisch, die Übung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef am Mittwochabend auf dem Gelände der Privatschule Schloss Hagerhof, zu der mehrere Gebäude gehören. Rund 100 Kinder und Jugendliche besuchen nach Angaben von Yvonne Schmidt das Internat, verteilt sind die Unterkünfte auf drei Häuser des Schulgeländes am Menzenberg im Süden der Stadt Bad Honnef.
Punkt 18.48 Uhr ging die Brandmeldeanlage los, ein lautes Klingeln drang aus allen Gebäuden. Für die Schülerinnen und Schüler das Signal, sich auf dem Sportplatz in Sicherheit zu bringen. Das klappte auch einwandfrei, wie Feuerwehr und Internatsleitung nach Abschluss der Übung übereinstimmend feststellten.

Über die Drehleiter wurde eine „Person“ (in diesem Fall ein Puppe) vom Balkon des Hagerhof-Schlosses aus gerettet.
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Nur sah das Szenario, das Patricia Wiesel, Brandinspektorin und Jugendfeuerwehrwartin, sowie Felix Kirchberg, Leiter des Löschgruppe Rhöndorf, entwickelt hatten, vor, dass vier Jugendliche in dem Fachwerkgebäude eingeschlossen waren. In der Küche hatte es demnach gebrannt, der Rauch hatte sich im Gebäude ausgebreitet.
Das extrem verwinkelte und verschachtelte Fachwerkhaus war für die Einsatzkräfte, die unter Atemschutz vorgingen, eine echte Herausforderung. Mal führten Stufen nach unten in einen kurzen Flur und gleich darauf wieder nach oben in ein Zimmer.
Trupp der Freiwilligen Feuerwehr suchte nach den Jugendlichen
Zahlreiche Brandschutztüren sorgen für Sicherheit, wurden von den Feuerwehrleuten während des Einsatzes aber mit kleinen Holzkeilen blockiert, damit sie sich nicht selbst einsperrten. Lennart Gerlach, Pressesprecher der Feuerwehr, der zu dem Trupp gehörte, der nach den Jugendlichen suchte, sagte am Tag danach: Wenn man in einem verqualmten Raum mit verängstigten Kindern komme und sie um Hilfe rufen, schalte man im Kopf sofort um – statt der Übung spiele sich ein echter Einsatz ab.
Insgesamt rund 30 Feuerwehrleute des Löschzugs Mitte und der Löschgruppe Rhöndorf nahmen an der Übung teil, die Frank Brodeßer, der Leiter der Wehr, als Beobachter begleitete. Die Einheiten rückten mit ihren Einsatzfahrzeugen am Menzenberg an.
In der Regel absolviere die Feuerwehr einmal im Jahr eine „Objektübung“, in diesem Fall sei sie auch vom Hagerhof gewünscht worden, um die Abläufe kennenzulernen, so Frank Brodeßer. Unter dem Strich zogen Patricia Wiesel und Felix Kirchberg eine positive Bilanz. Es dauere immer ein paar Minuten, bis sich alles eingespielt habe, dann aber sei alles gut abgelaufen.
Für den Trupp, der nach den Jugendlichen suchte und sie schließlich mit Fluchthauben durch den (von einer Nebelmaschine produzierten) Rauch ins Freie brachte, kam erschwerend hinzu, dass zunächst noch ein Schüler vermisst wurde. Die Einsatzkräfte trommelten an alle Zimmertüren, schauten in den Schränken und unter den Betten nach. Am Ende wurde eine Person (in diesem Fall eine Puppe) über die Drehleiter in einer Schleifkorbtrage aus dem eigentlichen Schloss des Hagerhofes gerettet.
„Übung beendet“, funkte Patricia Wiesel an ihre Kameraden.