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Aktion von Schülern in Bad HonnefStadtrat soll Ehrenbürgerrecht für Adolf Hitler widerrufen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern steht vor den Stellwänden einer Ausstellung.

Schülerinnen und Schüler der 10A in einer Ausstellung zur Projektfahrt der Q1 nach Auschwitz. Die Fahrt wurde vom Projektkurs unter der Leitung von Lisa Weissinger und Helene Deitermann zusammen mit einem Film dokumentiert.

Schüler des Siebengebirgsgymnasiums haben eine Aktion initiiert, damit der Stadtrat das Ehrenbürgerrecht für Adolf Hitler widerruft.

„Der Rat der Stadt Bad Honnef widerruft das Ehrenbürgerrecht für Adolf Hitler, das von der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Honnef am 5. April 1933 verliehen wurde.“ Das ist die Forderung eines Einwohnerantrags, den Schülerinnen und Schüler des Siebengebirgsgymnasiums auf den Weg gebracht haben. Und für den sie nun Unterstützer suchen.

Das Projekt hat eine spannende Vorgeschichte. Angefangen hat es als „ganz normaler“ Geschichtsunterricht in der Klasse 10, bei dem die Behandlung des Nationalsozialismus auf dem Lehrplan steht. Dann entwickelte sich aber eine ganz eigene Dynamik, als es nicht nur herauszufinden galt, wie Adolf Hitler an die Macht kam und sie festigen konnte, sondern die Schüler auch die Auswirkungen auf das Siebengebirge und speziell in Bad Honnef in den Fokus nahmen.

Schüler führten Gespräche mit Bad Honnefer Bürgermeister und dem Stadtarchivar

Dabei fanden die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10A anhand von vorliegenden Dokumenten heraus, dass Adolf Hitler Ehrenbürger von Honnef war. Und sie stellten sich nun die Frage, wie es dazu kam und ob diese immer noch gültig sei.

Recherche im Internet, ein persönliches Gespräch mit Bürgermeister Otto Neuhoff und Stadtarchivar Jens Kremb, Besuche im Stadtarchiv sowie die Sichtung weiterer historischer Quellen und die Klärung juristischer Fragen zum Status der Ehrenbürgerschaft, die als „höchstpersönliches Recht“ mit dem Tode erlischt, führten zu dem Entschluss, den Weg eines „echten“ Einwohnerantrages zu gehen. Dessen Ziel: Der Widerruf der Ehrenbürgerschaft.

Im Bewusstsein der Tatsache, dass dafür ein gut recherchierter und begründeter Antrag vonnöten ist, haben sich die Schüler in Gruppen eingeteilt und verschiedene Bereiche erarbeitet, um schneller und effektiver zu Ergebnissen zu kommen. Abgekoppelt von der weiteren Recherche wurde die zum gleichen Zeitpunkt erfolgte Ehrenbürgerschaftsverleihung an Reichspräsident Paul von Hindenburg, um die Arbeit zu straffen.

Seit März haben die Schüler des Siebengebirgsgymnasiums nun alles zusammengetragen, was sie herausfinden konnten und stießen dabei auch auf die Tatsache, dass ein ähnliches Ansinnen bereits 1983 an den Stadtrat von Bad Honnef gestellt wurde, aber es gar nicht erst zur Abstimmung zugelassen wurde.

Bad Honnefer Gymnasiasten führten aufwendige Nachforschungen

Hier wurden die Untersuchungen auf die politischen Bedingungen dieser Zeit in Bad Honnef gerichtet und etliche Zeitzeugen zu ihrer Wahrnehmung der Angelegenheit befragt.

„Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Adolf Hitler setzte schon sehr schnell nach der Machtergreifung 1933 in zahlreichen Städten Deutschlands ein“, sagt Geschichtslehrer Thomas Rott, „und viele der Städte haben bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Aberkennung ausgesprochen. Ein Prozess, der sich aber bis heute vielerorts hinzieht, weil der rechtliche Standpunkt vertreten wird, dass die Ehrenbürgerschaft mit dem Tode erloschen sei.“

Für die Schüler der Klasse 10A stand nach Abschluss der bemerkenswert aufwendigen Nachforschungen und Überprüfungen sowie der schriftlichen Ausfertigung der als Anhang zum Antrag vorliegenden Dokumentation fest, dass sie mit dem Einwohnerantrag die verpflichtende Behandlung durch den Stadtrat durchsetzen wollen.

„Wir haben in das Projekt soviel Zeit und persönlichen Einsatz gesteckt, dass wir nun auch eine klare Positionierung der Stadt gegen Rechtsextremismus in der aktuellen Situation erwarten“, so die einhellige Meinung der Schülerinnen und Schüler der 10A.

Für Einwohnerantrag sind 1363 Unterschriften von Bad Honnefer Bürgern nötig

Dafür sammeln sie jetzt entsprechend die 1363 Unterschriften, die nach Paragraf 25 der NRW-Gemeindeordnung dafür notwendig sind (fünf Prozent der 27 260 Bad Honnefer Bürger über 14 Jahre). Die Dokumentation und Anträge zum selber Ausdrucken sind online auf der Seite des SIBI zu finden.

In der Begründung des Antrags schreiben die Schüler des Gymnasiums unter anderem: „Gerade in Zeiten, in denen rechte Ideologien wieder an Zulauf gewinnen, ist es umso wichtiger, ein klares und unmissverständliches Zeichen zu setzen. Bad Honnef hat die Chance, ein Vorbild für andere Städte zu sein und zu zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ein fortlaufender Prozess ist, der nicht mit dem Tod der beteiligten Personen endet.“