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1600 KilometerBad Honnefer fährt Lkw voller Spenden an die ukrainische Grenze

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Bis zur Laderampe war der Lkw mit seinem Hublift gefahren und konnte so optimal bis unter die Decke beladen werden. 

Bad Honnef – Michael Lingenthal war am Dienstag schwer zu erreichen. Als das langjährige Bad Honnefer Stadtratsmitglied am späten Abend zurückrief, meldete er sich aus Bratislava in der Slowakei. Da hatte er in einem 7,5-Tonnen-Lkw schon zwei Drittel der Strecke in Richtung ukrainische Grenze geschafft. Pickepackevoll sei die Ladefläche des Zweiachsers mit den Ausmaßen von neun Meter länge, 2,40 Meter Breite und 3,60 Meter Höhe mit Hilfsgüter für das Kriegsgebiet, berichtete er und war überwältigt von den Spendenbereitschaft der Bevölkerung.

Spenden in der Aula gestapelt

Am 13. März stieß der Spendenaufruf zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung auf breite Resonanz. Die Stadt Bad Honnef hatte einen Lagerraum in der ehemaligen Konrad-Adenauer-Schule (KASch) zur Verfügung gestellt und weil der Platz nicht ausreichte, mussten auch Spenden in der Aula gestapelt werden. Gemeinsam mit seiner Frau Christiane hatte er in Zusammenarbeit mit dem Verein Kellerladen und der Abtei Maria Laach die Spendensammlung organisiert.

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Große Freude über die Spendenbereitschaft herrschte bei Michael Lingenthal (rechts), der mittlerweile auf der Heimreise ist.  

Bis zur letzten Minuten seien am besagten Sonntag die Menschen gekommen und ganz zum Schluss habe noch jemand ein paar Pakete Konserven abgegeben, erinnert sich Lingenthal an den Sammeltag. „Am meisten berührt haben mich die Momente, als sowohl Russen und auch Ukrainer ihre Pakete mit Grußbotschaften an die ukrainische Bevölkerung abgegeben haben“, so Lindenthal. Alle seien sich einig gewesen, dass es alleine Putins Krieg sei, und Russen hätten die Ukrainer sogar als ihre Brüder bezeichnet.

Von einem Unternehmer konnte sich Michael Lingenthal nun den Lkw günstig ausleihen und machte sich mit einem weiteren Fahrer zu zweit am Montag nach der Beladung, bei der sicherlich 20 Personen geholfen hätten, auf den Weg. „Wir haben uns abgewechselt. Ich kann auch so einen Lkw fahren und die Strecke kenne ich gut“, berichtet er von bereits gut 30 bis 40 Fahrten zum Zentrallager der Caritas in Michalovce, im Osten der Slowakei gelegen, knapp 40 Kilometer vor der ukrainischen Grenze. Von hier werde die Ware direkt in die Ukraine gebracht. Er kenne aus der Vergangenheit zahlreiche günstige Hotels am Rand der Strecke.

1600 Kilometer weite Fahrt

Seit rund zwölf Jahren unterstützen der Sozialverein Kellerladen und das Ehepaar Lingenthal bereits die Caritas-Arbeit im slowakischen Bezirk Košice in der Sozialstation „Habeš“, einem Hilfsprojekt in einem Lager für Roma. Nach Ausbruch des Krieges habe die Caritas ihre Arbeit dann auf die Geflüchteten aus der Ukraine ausgeweitet.

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„Im Lkw befinden sich viele Hygieneartikel, Babynahrung, Baby- und Kinderkleidung, Windeln, gute und haltbare Lebensmittel und Konserven“, so Lingenthal. Auf der knapp 1600 Kilometer langen Reise erreichte das Fahrer-Duo am Montag noch Erlangen, um dann am Dienstag weiter nach Bratislava zu fahren. „Wir sind viel durch Regen gefahren, aber die Straßen waren frei“, schilderte Michael Lingenthal. Am Mittwoch kam er nach zweitägiger Fahrt endlich in der Ost-Slowakei an.

Nach der Entladung wird er sich mit dem Fahrer dann im leeren Lkw auf die Heimreise machen und voraussichtlich am Samstag zurück sein. Schon jetzt ist klar, dass das nicht die letzte Fahrt für ihn in die Nähe der Krisenregion war. „Die nächste Sammlung ist geplant und auch dringend notwendig“, sagt er.