Krieg in der UkraineSankt Augustiner bringt Hilfsgüter zum polnischen Grenzort Medyca
Sankt Augustin/Medyca – „Wenn man hierher kommt, weiß man, warum man das macht.“ Gunther Maassen, der am Mittwoch mit Hilfsgütern in Richtung Ukraine aufgebrochen war, ist überwältigt. Mit Guido Kröger, der ihn auf der 1400 Kilometer langen Tour begleitet, steht er jetzt in dem polnischen Grenzort Medyca, wo Hilfsorganisationen ihre Zelte aufgeschlagen haben.
Maassen und Kröger haben das Einkaufszentrum „Tescos“ betreten, auf dessen Parkplatz eine Zeltstadt von Helfenden errichtet wurde. In den Gängen des Einkaufszentrums, überall auf dem Boden sind notdürftig Betten aufgeschlagen für die Ukrainer, die vor dem Krieg aus ihrem Land fliehen. „Tausende liegen hier. Die Menschen sind so erschöpft“, berichtet Maassen im Telefonat mit dieser Zeitung. Hochachtung habe er vor der polnischen Bevölkerung: „Die schultern das alles hier, die bringen essen und versorgen die Leute.“
Helfer beladen einen Lkw für das Kriegsgebiet
Er selbst hatte auch sofort den Impuls zu helfen, als der russische Angriff auf die Ukraine begann.
Mit 250 Verbandskästen, drei großen Kisten Schmerztabletten, 400 Rettungsdecken, Isomatten und Babynahrung fuhren er und Kröger im Privatwagen los. Der Gedanke: „Das wird jetzt benötigt. Es herrscht Krieg, die Leute werden verletzt.“
Kaum angekommen in der Zeltstadt, die Helfer wie das Rote Kreuz nahe der Grenze errichtet haben, übernehmen israelische Mitglieder der humanitären Organisation „Sauveteurs sans frontières“ (SSF) die Ladung aus Sankt Augustin und bepacken einen Lkw, der die Krankenhäuser und Feldlazarette in den umkämpften Gebieten ansteuert.
Die beiden Sankt Augustiner sind nicht die einzigen, die nach Medyca gekommen sind, um zu helfen: „Viele Deutsche sind hier, aber auch Leute aus England, Skandinavien, Frankreich, Israel“, schildert Maassen. „Im Minutentakt fahren Busse und bringen die Menschen in Notunterkünfte oder zu Bahnhöfen.“
Auch er hat angeboten, Flüchtlinge mit zurück zu nehmen. Ein junger Mann aus Afghanistan und eine Mutter mit Kind steigen ein: Sie wollen nach Dresden, um dort den Zug nach Berlin zu nehmen. Freunde und Verwandte wollen sie aufnehmen.
Für Dienstag plant Maassen den nächsten Transport
Freitagmittag wollen Maassen und Kröger nach 1400 Kilometern Fahrt wieder in Sankt Augustin sein. „Dann bereiten wir gleich alles für den nächsten Transport vor.“ Am Dienstag soll es wieder losgehen. Hochwertiges medizinisches Gerät werde dringend im bekriegten Land gebraucht, hat man ihnen an der Grenze gesagt: Tuben für Intubationen, Beatmungsbeutel, Infusionslösungen und -besteck.
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Viele Menschen und Unternehmen hätten bereits Unterstützung angekündigt, berichtet Maassen. Weitere Hilfe sei willkommen. Alles fließe in die Ukraine-Hilfe, die Fahrt selbst werde gesponsort. Der anstrengende Einsatz der Männer, die sich alle zwei Stunden am Steuer abwechseln, werde durch die Freude am Ankunftsort belohnt. Kröger: „Es macht einen glücklich.“