Zerrissene LeinwändeIlse Wegmann stellt im Kunstraum Bad Honnef aus
Bad Honnef – „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Das bekannte Zitat einer Raumpflegerin vor dem Werk von Joseph Beuys könnte neue Nahrung finden, schaut man sich derzeit im Kunstraum Bad Honnef um. Die über die Region hinaus bekannte Künstlerin Ilse Wegmann ist dort mit ihren „Mitbringseln“ eingekehrt, die wir allerdings durchaus als Kunst bezeichnen möchten, auch wenn der von Ilse Wegmann gewählte Titel „FILM/RISS“ aufs Erste nicht erhellend ist und ein umgestoßener Blecheimer mit einem überquellenden Haufen von geschredderten Leinwänden in einer Ecke dies auch nicht unbedingt nahe legt.
Besucher durften Leinwände in Streifen reißen
Die 1942 in Eisleben geborene Künstlerin gehört seit über 30 Jahren der aus dem Frauenmuseum erwachsenen Gruppe „zart&zackig“ an. Erst vor Kurzem hatte sie das Bonner Kunstmuseum um eine saalfüllende interaktive Installation bereichert. Die Besucher und Besucherinnen „durften“ ihre alten Leinwände aus mehreren Werkreihen in Streifen zerreißen. In diesen bemalten Leinwänden hatte sich die Installationskünstlerin hier der konkreten Malerei gewidmet und jene eigentlich unbrauchbaren Anfangsstücke von alten Diafilmen in malerischen Blow-ups farbgetreu in Schwarz, Beige und Gelb umgesetzt, daher der Titel FILM/RISS.
Doch warum ließ sie nun während der Ausstellung im Kunstmuseum unter lautem Krachen und Ratschen diese Leinwände von den Besuchern in fadengerade Streifen zerreißen? „Weil ich irgendwann einmal alles entsorgen muss und keine Firma beauftragen will, die meine Bilder kaputt macht“, sagt die experimentierfreudige Künstlerin, die dann fortfährt: „Man muss eben Spaß daran haben, etwas Neues zu machen.“
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Und in diesen Ausgangsformen können nun die Besucher und Besucherinnen diese interaktiv veränderten Kunstwerke im Honnefer Kunstraum wahrnehmen. Aus alten schwarz gefärbten Rahmen ist eine sperrig transparent aufstrebende Skulptur entstanden. Andere Leinwände hängen an der Wand und sind nur schlicht gefaltet. Variabel wie sie sind, kann man diese „Bilder“ durchaus drehen und wenden. Dann wieder strahlt ein Kleiderständer mit geschredderten Teilen auf einzelnen Bügeln ein nachdenkliches Querdenken ab, parallel zum alljährlichen Winterschlussverkauf.
Und man sieht, das alte Problem, das die Künstler und Künstlerinnen schon ein Jahrhundert lang bis heute immer wieder angehen, nämlich das traditionelle Tafelbild zu überwinden, das gelingt der stets prozessual arbeitenden Honnefer Künstlerin ganz harmonisch wie von selbst. Kein Zweifel, wo Experimentierlust und Grenzerkundungen in einer Balance zwischen Konstruktion und Dekonstruktion austariert sind, da bleiben (nicht nur bei Picasso) die Kunstschaffenden selbst auch jung, so wie Ilse Wegmann, die in wenigen Tagen ihren 80. Geburtstag feiert.
Video führt ins Atelier der Alten Schreinerei
Wer sein Smartphone mit in die Ausstellung bringt, kann im Kunstraum den Film „Wenn Rahmen Trauer tragen“ über die Arbeit der Künstlerin sehen und auch ein Video abrufen, das ins Atelier der Alten Schreinerei in Bad Honnef führt, wo die unendlichen Metamorphosen demnächst wahrscheinlich weitergeführt werden.
Die Öffnungszeiten: Bad Honnef, Rathausplatz 3, bis zum 30. Januar, Öffnungszeiten, ab Sonntag, 9. Januar, von 11 bis 17 Uhr, ferner Donnerstag und Freitag 16 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr, Sonntag 10 bis 16 Uhr; es gilt die 2G Regel.