In Bad Honnef wurde ein Zwischenbericht zum Klimaschutzkonzept vorgestellt. Besonders bei erneuerbaren Energien gibt es noch Luft nach oben.
KlimaschutzkonzeptIn Bad Honnef fahren bisher nur 235 E-Autos
Wenn in Bad Honnef jedes Jahr 150 bis 200 Wohngebäude energetisch saniert würden, könnten bis 2050 rund 31 Kilotonnen Kohlendioxid eingespart werden. Wenn in Bad Honnef die Zahl der zugelassenen Pkw von heute 15.100 bis 2050 um die Hälfte reduziert würde, wären es 22,5 Kilotonnen CO2 weniger.
Das sind Zahlen, die in einem Zwischenbericht des Klimaschutzkonzepts stehen, der am Dienstagabend rund 60 Interessierten im Bürgerhaus Aegidienberg vorgestellt wurde.
Bürger machen rund 640 Vorschläge zu Beteiligungsformaten
„Wer muss was bewerkstelligen, um das Ziel (Klimaneutralität) zu erreichen“, sagte im Vorfeld Bürgermeister Otto Neuhoff über die Aufgabenstellung des Konzeptes, dessen Erarbeitung im September mit einer Auftaktveranstaltung im Kurhaus begonnen hatte.
Bürgerinnen und Bürger machten seither rund 640 Vorschläge über verschiedene Beteiligungsformate, darunter eine Online-Ideenkarte. Laut Neuhoff hat es eine Phase gegeben, in der sich die Kommunen gegenseitig zu übertreffen versuchten, was das Erreichen der Klimaneutralität schon 2030 oder 2035 angeht.
Aufgabe sei in Bad Honnef sehr groß
Dabei müsse man erstmal wissen, wie groß die Aufgabe sei. In Bad Honnef offenbar ziemlich groß. Denn laut dem städtischen Klimaschutzmanager Swen Schmitz liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bei gerade mal 3,4 Prozent. Bundesweit seien es 45,2 Prozent (2019).
Beim Wärmeverbrauch liege der Anteil der Erneuerbaren in Bad Honnef bei 5,4 Prozent (bundesweit 15,1 Prozent). Das größte Potenzial, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sieht Schmitz bei der Heizwärme der privaten Haushalte. Bis 2050 wäre eine Reduzierung um 90 Prozent möglich (54 000 Tonnen CO2 im Jahr).
Kommunale Einrichtungen spielen geringere Rolle
Auf Platz zwei folge der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (minus 88 Prozent bis 2050; 27.000 Tonnen im Jahr). Kommunale Einrichtungen spielen dagegen eine geringere Rolle (Einsparung vor allem bei Heizwärme 1.000 Tonnen im Jahr).
Aber auch beim Verkehr könnten laut Bericht in Bad Honnef bis 2050 92 Prozent der Emissionen eingespart werden, und zwar durch Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung (zum Beispiel aufs Fahrrad), Verkehrsverbesserung (ÖPNV) und durch ordnungsrechtliche Vorgaben.
Nur 235 Elektroautos in Bad Honnef
Eine eher ernüchternde Zahl in dem Zusammenhang: Laut Bürgermeister Otto Neuhoff sind von den derzeit in Bad Honnef zugelassenen 15.100 Pkw nur 235 Elektro- und 577 Hybridfahrzeuge.
Noch einmal zum Stichwort Strom: Durch den Ausbau der Photovoltaik auf Dächern könnten laut Zwischenbericht 22.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden. Durch Freiflächenphotovoltaik sollen es rund 11.000 im Jahr sein, wobei Klimaschutzmanager Swen Schmitz hier vor allem auf Flächen entlang der Autobahn 3 Möglichkeiten sieht.
Neue Windkraftanlagen könnten 10.000 Tonnen Treibhausgase einsparen
Die laut Otto Neuhoff vom Stadtrat beschlossenen zwei Windkraftanlagen bei Orscheid könnten knapp 10.000 Tonnen Treibhausgase einsparen.
Das Projekt auf städtischen Flächen, deren Bäume vom Borkenkäfer befallen sind (Kalamitätsflächen), hakt allerdings zurzeit noch an den Abständen von rund 720 Metern bis zur Wohnbebauung bei Windhagen.
Bereitschaft aller zur Mitarbeit nötig
Nur wenn die NRW-Landesregierung die Abstandsregel für neue Anlagen auf 500 bis 700 Meter verringere, sei das Projekt auch ohne Änderung des Flächennutzungsplans machbar, so der Bürgermeister.
Man wolle, sagte Neuhoff mit Blick auf den kommunalen Klimaschutz, die Bürgerinnen und Bürger informieren und motivieren. Denn nötig sei die Bereitschaft aller zur Mitarbeit. Von rein kommunalen Förderprojekten, wie es die Stadt Bonn mit ihrem „Förderprogramm Solares Bonn“ macht, hält das Stadtoberhaupt indes nicht viel.
Neuhoff verwies auf Nachfrage auf ein Programm des Rhein-Sieg-Kreises. Bad Honnef müsste in solch einem Fall eine Stelle allein für die Bearbeitung von Förderanträgen schaffen. Das sei „hochgradig ineffizient“. Förderprogramme von Bund und Land machten mehr Sinn.