Kritik an „massiver Erhöhung“Neues Schwimmbad in Bad Honnef wird für Vereine teurer
Bad Honnef – Vereine, die das neue Lehrschwimmbecken in Aegidienberg nutzen wollen, das die Stadt gerade für rund 4,5 Millionen Euro neu baut, müssen dafür künftig mehr bezahlen als bisher. Das hat der Stadtrat mehrheitlich beschlossen. Das neue Bad neben der Theodor-Weinz-Grundschule wird der Stadt beziehungsweise den Steuerzahler nach Berechnung der Verwaltung gleichwohl im Jahr 2022 ein Defizit von rund 160.000 Euro bescheren.
Kritik an „massiver Erhöhung“
Die neuen Nutzungsentgelte sehen – unabhängig von der Zahl der Teilnehmer – für Schulen, Feuerwehr und die DLRG 37,50 Euro pro Stunde (bisher 30 Euro) und für Vereine und sonstige Nutzer 50 Euro pro Stunde (bisher 40 Euro) vor. Der Öffentlichkeit steht das Lehrschwimmbecken bekanntlich nicht zur Verfügung.
Als „massive Erhöhung“ kritisierte Tobias Karsten (SPD) die Idee und verwies darauf, dass die Vereine in der Corona-Krise ohnehin stark belastet seien und Mitglieder verloren hätten. Die SPD schlug vor, erst im Dezember nächsten Jahres über die neuen Tarife zu entscheiden. Unterstützung gab es von Gabriele Clooth-Hoffmeister (Grüne): „Das ist kein gutes Signal in dieser Zeit. Wir sollten ein Jahr warten.“
Auf der anderen Seite hielt beispielsweise Gerhard Kunz (CDU) ebenso wie die Verwaltung dagegen, dass den Nutzern im neuen Bad mit den 25-Meter-Bahnen mehr Fläche zur Verfügung stünden (der vor zwei Jahren abgerissene marode Vorgängerbau hatte nur 17-Meter-Bahnen) und durch den neuen Hubboden mehrere Kurse gleichzeitig angeboten werden könnten.
„Erhöhung um 25 Prozent nicht leicht zu stemmen“
Mirko Lorenz, Vorsitzender der Sportfreunde Aegidienberg (SFA), die im Schwimmbad Wassergymnastik anbieten, sagte indes auf Anfrage der Redaktion, eine Erhöhung um 25 Prozent „tut schon weh und ist nicht so leicht zu stemmen“. Er sei zwar froh, dass es das neue Bad gebe und habe Verständnis, dass die Investitionen auch Kosten nach sich zögen.
Doch bisher lägen die Einnahmen durch die Wassergymnastik bei rund 54 Euro pro Stunde, von denen 40 für die Badnutzung aufgewendet werden müssten. Ziehe man noch die Kosten etwa für Übungsleiterpauschalen, Versicherungen oder die Berufsgenossenschaft ab, schreibe der Verein eine „rote Null“.
Wenn aber künftig 50 Euro fällig würden, müsse das Angebot für die Mitglieder wohl teurer werden. Viel mehr Leute gleichzeitig könne man jedenfalls bei den Kursen nicht unterbringen, so Mirko Lorenz, dessen Verein in der Pandemie von 1200 auf etwa 1000 Mitglieder geschrumpft ist. „Corona tut allen Sportvereinen nicht gut.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Laut Hans-Joachim Lampe-Booms, Leiter der Bad Honnefer Bäder, ist das neue Lehrschwimmbecken, das im Frühjahr in Betrieb gehen soll, schon zu 85 Prozent ausgelastet. Er wolle im Januar noch einmal Werbung machen und strebe 100 Prozent Auslastung an. Die Nutzer nähmen das Bad an, man müsse aber auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben.
Bäder bleiben ein Zuschussgeschäft
Denn die Bäder – neben dem Lehrschwimmbecken gibt es das Freibad auf der Insel Grafenwerth – sind nach wie vor ein Zuschussgeschäft, wie Lampe-Booms in der Sitzungsvorlage für den Bäder-Wirtschaftsplan 2022 deutlich machte, der mehrheitlich beschlossen wurde. Würde der Bäderbetrieb nicht von der Dividende des städtischen Energieversorgers Bad Honnef AG (BHAG) in Höhe von 690.000 Euro profitieren, läge das Defizit für das Freizeitbad auf Grafenwerth bei 707.000 Euro.
Wegen der Zugangsbeschränkungen durch die Pandemie stieg der Zuschuss je Besucher von 2019 mit 11,67 Euro (bei 71.325 Gästen) auf 44,28 Euro im Jahr 2020 (13.366 Gäste). Für 2021 (11.451 Gäste) rechnet der Betriebsleiter mit rund 50 Euro Zuschuss je Besucher.