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VereinRumänische Hunde finden auf Bad Honnefer Tierschutzhof Zuflucht

Lesezeit 4 Minuten
Eine Katze mit rötlichem Fell frisst Katzenfutter, im Hintergrund ein Kratzbaum und Helferin des Tierschutzvereins.

Vorübergehend im Krankenzimmer untergebracht: Der Kater Limo, den Helferin Regina Runge betreut.

Seit 2019 betreibt der Tierschutzverein Siebengebirge in Bad Honnef einen Tierschutzhof. Einblicke in die Auffangstation im Ortsteil Orscheid.

Als Sabine Ritzenhofen das kleine Tor zur großen Wiese öffnet, wird sie von Runa und Fleur lebhaft begrüßt. Die Mischlingshunde wedeln kräftig mit dem Schwanz, springen an den Besuchern hoch und lassen sich streicheln. Kurz darauf liegen die Tiere im Gras und nagen gemeinsam an einem Ast.

Runa und Fleur kommen aus Rumänien und sind vorübergehend im Orscheider Tierschutzhof untergekommen, den der Tier-, Natur- und Artenschutzverein Siebengebirge seit 2019 in dem kleinen Bad Honnefer Bergort betreibt.

Erbschaft ermöglichte dem Verein den Kauf des Hofes

„Tierschutz hört an den Grenzen nicht auf“, begründet Sabine Ritzenhofen, die Leiterin der Hundeabteilung, den vorübergehenden Aufenthalt der Mischlingshunde in Orscheid. „Wenn wir Kapazitäten haben, nehmen wir sie auf.“ Der Verein kooperiert mit zwei Tierärzten in Rumänien. Runa und Fleur sind Vermittlungshunde. Sprich: Für die lebhaften jungen Vierbeiner sucht der Verein ein Zuhause.

Drei Hundezimmer und ein Mehrzweckzimmer stehen allein für Hunde in der kleinen Hofanlage an der Orscheider Straße 7 zur Verfügung, die der Verein 2018 dank einer großzügigen Erbschaft einer alleinstehenden Dame kaufen konnte.

Zwei junge Hunde – der eine mit beigem, der andere mit schwarz-weißem Fell – halten gemeinsam einen Ast in den Mäulern.

u Gast im Tierschutzhof in Orscheid; Für die Mischlinge Runa und Fleur aus Rumänien suchen die Tierschützer ein Zuhause.

Antje Firmenich vom Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zeigt in einem Raum ein Foto, auf dem Helfer damals Futtertröge aus dem ehemaligen Stall entfernten. Er wird heute zum Teil als Lager genutzt. „Der Verein hat eine Heimat gefunden“, sagt sie über den Orscheider Tierschutzhof, der im zur Straße hin gelegenen Gebäudeteil zurzeit rund 40 Katzen betreut und versorgt.

Die Katzen sind in verschiedenen Abteilen untergebracht, in denen ihnen Kratzbäume oder viele Gegenstände zum Spielen zur Verfügung stehen. Cola, eine Katze, die in ihrem Abteil das Sagen hat und deshalb von den Tierschützern auch als „Bundeskanzlerin“ bezeichnet wird, streckt sich am Gitter neugierig den Besuchern entgegen.

Kater Limo wohnt vorübergehend im Krankenzimmer

Einige Helfer des Tierschutzvereins kommen morgens und abends – die Ehrenamtler führen laut Antje Firmenich Dienstpläne – zur Versorgung der „Samtpfoten“. Andere Helfer sind tagsüber da, um die Katzen zu beschäftigen oder sie einfach eine Weile zu streicheln.

Am Tag des Besuchs der Redaktion dieser Zeitung am Tierschutzhof ist das unter anderem Regina Runge, die für den Fotografen den Kater Limo auf den Arm nimmt. Der wohnt wegen seines Temperaments vorübergehend im Krankenzimmer, bis ein Einzelzimmer frei wird.

Doch die Zahl der Tiere, die am Orscheider Hof direkt unterkommen – er ist ausdrücklich kein Tierheim, sondern eine Tierauffangstation – gibt nur einen Bruchteil der Arbeit der Ehrenamtler wieder. Die weitaus meisten Tiere werden in Pflegestellen versorgt, also in Privathaushalten.

Insgesamt betreuten die Tierschützer im Jahr 2023 laut Antje Firmenich unter anderem 577 Katzen, 55 Hunde, 60 Kaninchen und 41 Meerschweinchen. Aber beispielsweise auch Schildkröten (4), Ziervögel (14), Pferde (2) und Stadttauben (80) stehen auf der Liste.

Zwei Frauen räumen Dosen in ein Regal.

Im Lager: Sabine Ritzenhofen (l.) und Antje Firmenich vom Tier-, Natur- und Artenschutzverein Siebengebirge.

Immer häufiger komme es vor, dass sich die Menschen ihre Haustiere nicht mehr leisten können, berichtet Antje Firmenich. Mitunter stünden die Menschen vor der Tür des Hofes und sagten: „Ich kann mir das Tier nicht mehr leisten. Hier, nehmen Sie es.“

Bei Zwangsräumungen beispielsweise schalte das Ordnungsamt manchmal den Tierschutzverein ein. Wer aber seine Miete nicht mehr zahlen konnte, dürfte auch Schwierigkeiten mit den Kosten für einen Tierarzt gehabt haben.

Registrierung der Hunde und Katzen ist kostenlos

Die Untersuchung und womöglich das Impfen der Hunde oder Katzen zahlt dann der Verein, der 1985 gegründet wurde und heute 609 Mitglieder hat. Er finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Zuschüsse einiger Kommunen sowie durch Veranstaltungen wie den Hofflohmärkten.

Eine Frau und ein Hund sitzen nebeneinander auf einer Treppenstufe.

Dank eines Chips und der Registrierung hat Nikola Schiller-Lapuse ihren entfleuchten Beagle Ben schnell wiederbekommen.

Sabine Ritzenhofen führt an jenem Besuchstag im März eine Weile einen Beagle an einer grünen Leine. Das Tier ist ein Fundhund. Er war herrenlos im Wald unterwegs. Dank eines Chips und der Registrierung des Hundes haben die Tierschützer schnell die Halterin ausfindig machen können. Kurze Zeit später kann Nikola Schiller-Lapuse ihren Beagle Ben wieder in Empfang nehmen, der bei einem Spaziergang entfleucht war.

Sie hat alles richtig gemacht. Denn viele Hunde- und Katzenhalter, so Antje Firmenich und Sabine Ritzenhofen, ließen ihre Tiere zwar vom Tierarzt chippen, vergäßen aber die Registrierung auf Plattformen wie Tasso oder Findefix. Dabei sei die Registrierung kostenlos.


Anliegen des Tierschutzvereins

Eine Verstärkung des ehrenamtlichen Personals am Orscheider Hof sowohl für das Katzen- als auch für das Hundehaus steht ebenso auf der Wunschliste des Tier-, Natur- und Artenschutzvereins wie mehr Pflegestellen, die Tiere bei sich zu Hause aufnehmen.

Auch die Einführung und Durchsetzung einer Katzenschutzverordnung in allen Kommunen ist dem Verein ein Anliegen, wonach Freigänger kastriert werden müssen. So soll „die Flut der verwilderten Hauskatzen“ eingedämmt werden. „Fundkatzen“, die vorübergehend in die Obhut des Vereins kommen, werden auf dessen Kosten kastriert.

Nicht zuletzt könne man aber auch „mehr Fahrer, mehr Mitglieder, mehr Spenden“ gebrauchen, so der Tierschutzverein. Außerdem sucht er Paten vor allem für alte oder kranke Tiere, die in Pflegestellen untergekommen sind. (csc)