Bad Honnef – Der Tierschutzverein Siebengebirge hat einen Bauwagen gekauft und zu einem Taubenschlag umgebaut, der bereits am Bad Honnefer Rheinufer steht. Nur ein Zaun fehlt noch. Und die Tauben, die in dem Schlag einen „artgerechten Brut- und Futterplatz“ finden sollen, wie es ein Sprecher der Stadt Bad Honnef auf Anfrage dieser Zeitung formulierte.
Nach Angaben von Silvia Schulte vom Verein Tier-, Natur- und Artenschutz Siebengebirge hat der Bauwagen rund 3000 Euro gekostet. Das sei „sehr viel Geld“ für eine ehrenamtliche Organisation, sagt die Tierschützerin, zumal bei Tauben nicht so schnell Spenden flössen wie bei Katzenbabys oder Hundewelpen. Kosten für den Zaun, der bald errichtet werden solle rund um die Fläche, die nahe der Fußgängerbrücke vom Rheinufer zum Mühlenweg liegt, kommen noch hinzu.
Population von Tauben verringern – Eier werden ausgetauscht
Der Hintergrund des mobilen Taubenschlags: Der Landesbetrieb Straßen NRW hatte im Dezember 2020 mit Gittern den Zugang zu Nist- und Brutplätzen unterhalb der Bundesstraße 42 in Rhöndorf versperrt. In der Folge sei es „zu einer teilweisen Verlagerung der wildlebenden und futtersuchenden Taubenpopulationen zur Bahnunterführung gekommen“, so die Stadt. Nach Beobachtung von Silvia Schulte haben sich einige Tiere auch an der B 42-Unterführung nach Königswinter neue Nistplätze gesucht. Insgesamt gehe es um zwei Schwärme mit rund 50 bis 55 Tieren.
Füttern verboten
"Stadttauben dürfen nicht gezielt gefüttert werden“, heißt es in der „Ordnungsbehördlichen Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Gebiet der Stadt Bad Honnef vom 7. Juli 2010“.
Ein Stadtsprecher wies auch im Zusammenhang mit dem Taubenschlag auf diese Satzung hin. „Das im öffentlichen Raum unkontrolliert ausgebrachte Tierfutter lockte in der Vergangenheit auch Ratten und Wildschweine an.“ Das Fütterungsverbot diene dem Tierschutz und verhindere eine unkontrollierte Vermehrung der Tauben. (csc)
Die Idee der Tierschützer, die von der Stadt Bad Honnef ausdrücklich begrüßt wird: In dem ehemaligen Bauwagen, der in Eigenleistung umgebaut worden ist, sollen zunächst Tauben unterkommen, die aus Nestern gefallen und von Vereinsmitgliedern gesund gepflegt worden seien und die zurzeit in zum Teil privaten Volieren gehalten werden. Die Tiere sollen auf den Taubenschlag geprägt werden, erläutert Silvia Schulte. „Tauben sind sehr standorttreu.“
Die Hoffnung ist, dass die übrigen Tauben auch dadurch zu dem Bauwagen gelockt werden, weil es dort verlässlich Futter gibt. Dafür sorgt der Verein ebenso wie für den regelmäßigen Austausch von Taubeneiern. „Im Frühstadium der Bebrütung werden die Eier in den Nestern durch Ei-Attrappen ausgetauscht“, erklärt der Verein auf seiner Homepage. „Dadurch kann eine geringere, gesunde und gepflegte Population entstehen.“
Von der Stadt heißt es dazu: „Durch den Austausch der Taubeneier soll der Bestand maßvoll reguliert werden: Ein Taubenpaar hat im Jahr fünf bis sechs Brutphasen mit jeweils ein bis zwei Eiern. Ziel des Vereins ist es, dass Taubenpaare einmal im Jahr ihre Eier ausbrüten dürfen, damit der Taubenwagen weiterhin als sicheres und behagliches Domizil von den Tieren akzeptiert bleibt. Stadt und Tierschutzverein rechnen damit, dass sich die Taubenpopulation im Stadtgebiet reguliert (...).“
Grundstück am Rheinufer von der Stadt
Das Grundstück am Rhein hat der Verein von der Stadt bekommen, sie hat es ihm kostenlos überlassen, so Silvia Schulte, die auf der Homepage des Vereins auch mit Vorurteilen gegenüber Stadttauben aufzuräumen versucht. Unter anderem heißt es dort: „Stadttauben übertragen nicht mehr Krankheiten als jedes andere Haus- oder Wildtier. Eine Übertragungsgefahr auf uns Menschen ist sehr gering.“ Und: „Stadttauben werden in den Städten durch Vergrämungsmaßnahmen wie Netze, Spikes oder Gitter nicht verscheucht. Solche Abwehrmittel sind wirkungslos und können zu Verletzungen führen.“
Sollte der Rhein mal stärker als zuletzt ansteigen, wird der Taubenschlag nach Angaben der Stadt versetzt. Eine Verlagerung im Falle eines stärkeren Hochwassers sei mit dem Verein als Betreiber vereinbart. „Der Hochwasserschutz wird durch den Wagen nicht gefährdet.“