Besondere Bäckereien in Rhein-SiegBäcker Rüth in Vinxel experimentiert mit Rezepten
Königswinter – Nicht unbedingt sieht der Spaziergänger oder die eifrige Joggerin, die über die Felder von Niederholtorf oder Holzlar aus in Vinxel einläuft das, was in der Bäckerei Rüth eigentlich los ist. Es könnte sogar sein, dass diese Kunden unter der Woche vor ziemlich leeren Regalen steht und nichts sichtbar ist vom Bienenstich oder der Blaubeerrahm-Tarte oder den Franzbrötchen mit Kultcharakter.
Und am Samstag und Sonntag ist der Laden im Kasseler Weg 16 zwar schon um 7.15 Uhr auf, aber dafür um 11 Uhr bereits wieder zu. Und an normalen Wochentagen (außer dem Ruhetag Montag) ist es auch nicht viel anders, der Laden ist von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr geöffnet und dann geschlossen.
Jeder Teig ist anders und eigen
Doch wer vorbestellt, der kann fix und fertig verpackt ohne weiteres Nussschnitten, Dinkelciabatta oder Ochsenaugen abholen. Dabei ist jeder Teig anders und eigen, aber immer vom feinsten, denn das Reinheitsgebot hat bei Thorsten Rüth oberste Priorität. Aber das ist es nicht allein. Der ausgebildete Bäckermeister weiß mit seinen hochwertigen Zutaten umzugehen. Er kann den Teigen Zeit geben und sogar das Schockfrosten noch hinzunehmen. Er beherrscht seine Hydraulikpressen, auch jene ganz besondere, mit der er das wie handgedreht aussehende Wurzelbrot herstellt, ob als Walnuss- oder als Zwiebel-Wurzel.
Auf seiner Angebotsliste sind 60 verschiedene Backwaren verzeichnet von allen möglichen Brötchen, Kuchen und Brotsorten. Da gibt es Pariser Croissants, Campaschnecken mit Oliven, Baguettes oder eben die Franzbrötchen. Doch woher bekommt Thorsten Rüth die Anregungen?
Der Bäcker, der sich beim Lesen von Rezepten sofort vorstellen kann, wie es schmeckt, kennt die internationalen Brotspezialitäten nicht zuletzt durch das Internet. Insbesondere lässt er sich von französischen und belgischen, manchmal aber auch Schweizer Rezepten inspirieren. „Und wenn ich da sehe, dass einer einen Braten in Heu machen kann, probiere ich es eben auch mit meinen ,Heubrötchen’.“ Und wie ein echter Künstler experimentiert er immer aufs Neue und macht sein Ding, egal, ob obendrein noch Überraschungsbrötchen dazukommen oder ob es sein bewährtes „Rüthbrot“ ist.
Kleine Bäckerei in einem Riesennetz globaler Player
„Ja“, meint der 1982 geborene Bäckermeister in der 1964 von seinem Großvater in Vinxel gestarteten Traditionsbäckerei: „Wir sind eben die kleine ,gallische Bäckerei’ in einem Riesennetz globaler Player. Wir schwimmen gegen den Strom.“
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Doch Thorsten Rüth ist nicht allein in dem kleinen Familienunternehmen. Seine Lebensgefährtin Sabine Scharf steht im Laden, verwaltet die Bestellungen und führt – gefördert durch die Coronazeit – eine Kundenkarte, von der der Betrag gleich abgebucht werden kann. Das hat sich so ergeben, seitdem die Kundenschlangen vor dem Geschäft zum Wochenende etwa 100 Meter bis zum Waldrand gereicht haben.