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Unverpackt-LadenIn Seelscheid kann man Teil des Freundeskreises werden

Lesezeit 4 Minuten
Bei Lea Bockem kann man im Unverpackt-Laden Seelscheid seit Juli Mitglied im Freundeskreis werden.

Bei Lea Bockem kann man im Unverpackt-Laden Seelscheid seit Juli Mitglied im Freundeskreis werden.

Mitglieder können sich für verschiedene Beträge für sechs oder zwölf Monate festlegen und erhalten Rabatte.

Wo früher ihr Kinderzimmer war, ist heute die Kassenzone des Ladens „Unverpackt Seelscheid“. Lea Bockem leitet seit knapp drei Jahren das Geschäft an der Straße Auf der Höh 2 unweit der Zeithstraße und zieht ein durchweg positives Fazit.

„Es läuft sehr gut. Das Geschäft wird von den Kunden sehr gut angenommen“, sagt die 25-Jährige. Seit Juli bietet sie ihrer Kundschaft etwas Neues an: Unter dem Motto „Ihr könnt sparen, wir können planen“ ist das Unverpackt-Geschäft nun ein Mitgliederladen.

Das Konzept ist aus der solidarischen Landwirtschaft übernommen

„Werde Teil des Freundeskreises“, steht auf einem Flyer, auf dem das System erklärt wird, das mittlerweile in vielen Unverpackt-Geschäften angeboten wird. Vom Prinzip der solidarischen Landwirtschaft übernommen und umgesetzt für den Einzelhandel, gewährleistet es mehr Gemeinschaft und eine nachhaltige Zukunft.

Es gibt die Möglichkeit, einen „vollen Beitrag“ mit 120 Euro im Monat vorab zu bezahlen, dann erhält der Kunde sieben Prozent Rabatt auf alle Waren und Dienstleistungen. Der „halbe Beitrag“ kostet 60 Euro im Monat, der mit fünf Prozent Rabatt belohnt wird. Beim „Viertelbeitrag“ mit 30 Euro gibt es keine Vergünstigung. Laufzeit: sechs oder zwölf Monate.

Es gibt auch viele verschiedene Wasch- und Reinigungsmittel.

Es gibt auch viele verschiedene Wasch- und Reinigungsmittel.

„Die teilnehmenden Kunden hatten ein Mitspracherecht, und wir haben mit einigen bei der Einführung das Sortiment kritisch hinterfragt“, erklärt Lea Bockem. So habe ein großer Teil für die Einführung von Obst und Gemüse gestimmt.

Das habe sich gelohnt, weil es gut angenommen werde. Das sei im Übrigen ein gängiges System in der Branche. Sie sei mit vielen anderen Unverpackt-Läden gut vernetzt.

Seit Juli dieses Jahres ist auch Obst und Gemüse im Angebot.

Seit Juli dieses Jahres ist auch Obst und Gemüse im Angebot.

An die 25 Kunden seien sofort Teil des Freundeskreises geworden. Der August sei wegen der Ferienzeit etwas ruhiger gewesen, aber im September erwartet die Geschäftsführerin einen weiteren Schub. „Es gab ganz neue Kunden, die sich selbst mit der Teilnahme am Mitgliederladen zum Klimaschutz gezwungen haben“, berichtet sie schmunzelnd. Geldbeträge können auch an Freunde und Bekannte weitergegeben werden, ehe sie am Ende des Monats verfallen.

Im Laden Unverpackt Seelscheid von Lea Bockem kann man seit Juli Mitglied im Freundeskreis werden und einen festen Betrag im Monat einbuchen.

Im Laden Unverpackt Seelscheid von Lea Bockem kann man seit Juli Mitglied im Freundeskreis werden und einen festen Betrag im Monat einbuchen.

In dem Häuschen eröffnete kurz nach Kriegsende ein Farben- und Lackhandel. Danach lebte die heutige Inhaberin des Geschäfts mit ihren Eltern und zwei weiteren Geschwistern dort. Nach einer Zeit der Vermietung und des Leerstandes hatte Lea Bockem 2020 die Idee für den Unverpackt-Laden.

Unverpacktladen in Seelscheid bietet auf 35 Quadratmetern rund 500 Produkte

„Ich musste im Rahmen meines Studiums ein Praxissemester machen und habe dann während der Bachelor-Arbeit den Laden nach knapp einem Jahr der Planung im September 2021 eröffnet“, erinnert sie sich. Von Corona sei sie wegen des Zeitpunkts und auch als Lebensmittel-Laden nie betroffen gewesen.

In einer Lounge-Ecke mit vier Tischen gibt es im Sommer Kaffee und Kuchen.

In einer Lounge-Ecke mit vier Tischen gibt es im Sommer Kaffee und Kuchen.

Auf 35 Quadratmetern bietet sie rund 500 Produkte an. In den sogenannten Bins, Abfüllbehältern aus Glas, gibt es Nudeln, Getreide, Körner, Nüsse und vieles mehr. Aber auch andere Produkte gibt es zu finden: Bratensoße, Senf, Wasch- und Reinigungsmittel, sowie Pflegeprodukte wie Zahnbürste und Rasierer. „Das sind Waren des täglichen Gebrauchs“, umschreibt sie die Palette.

Immer wieder seien gerade am Anfang die Produkte kritisch hinterfragt worden. „In den ersten Monaten hatten wir die Woche sicherlich fünf neue Produkte“, erinnert sie sich. Sie habe sich dabei immer an den Bedürfnissen der Kunden orientiert. Auch Behältnisse überwiegend aus Glas gibt es in allen Größen zu kaufen. Für Spontankäufe stehen am Eingang zurückgegebene einfache Gläser in vielen Größen zur Verfügung.

Sie selbst wohnt in Siegburg und arbeite derzeit an ihrem Masterarbeiten, verrät die 25-Jährige, die eine Festangestellte und zwei Aushilfen hat. Seit diesem Sommer hat sie im Vorgarten eine kleine Lounge mit vier Tischen hergerichtet, wo sie Kaffee und Kuchen serviert.

Dreimal in der Woche – dienstags, donnerstags und samstags – liefert die Bio-Bäckerei DLS aus Hennef frisches Brot. Viele andere Produkte kommen ebenfalls aus der näheren Region, wie das frische Obst und Gemüse, dass seit Einführung des Freundeskreises neu im Repertoire ist. „Es wird kaum etwas weggeschmissen. Das waren zunächst lange Zeit meine Bedenken“, berichtet Lea Bockem.

Im Rhein-Sieg-Kreis haben sich nur wenige Unverpackt-Läden gehalten

Ein weiteres Geschäft mit dem „Freundeskreis“- Konzept ist „Siegburg Unverpackt“, Kaiserstraße 57. Mitglieder erhalten im Durchschnitt 20 Prozent Rabatt auf ihre Einkäufe. Der Beitrag ist frei wählbar.

Ein ähnliches Konzept verfolgt Barbara Grabitz mit ihrem Laden „Tante Ännie“ in Königswinter-Oberpleis, Dollendorfer Straße 46. Ihre Idee: Kunden stellen vorab einen monatlichen Betrag ihrer Wahl zur Verfügung. Damit kann sie bedarfsgerecht kalkulieren und einkaufen, die Kunden können im Gegenzug Wünsche zum Sortiment äußern. Grabitz sieht das Konzept als Netzwerk auf Augenhöhe mit den Kunden.

Nicht überlebt haben dagegen die Unverpackt-Läden in Eitorf, Troisdorf und Wahlscheid, sie sind wieder geschlossen.