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Virtueller KarnevalszugDrehtag auf einem Dachstuhl in Neunkirchen-Seelscheid

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Sebastian Biel, Sabrina Hentschel und  Hans-Herrmann Klein mit Bernd Schumacher und Lukas Kraus (v.l.).  

Neunkirchen-Seelscheid – Wie von Geisterhand bewegt sich ein Polizei-Spielzeugauto über die Hauptstraße von Neunkirchen. Dahinter folgt der erste Traktor mit der Aufschrift „D’r Zoch kütt“. Es folgen bunte und selbstgebastelte Wagen aus allen möglichen Materialien wie Schuhkartons oder Lego mit Figuren oder kleinen Bildchen von Kindern. Auch das eine oder andere Motto auf kleinen Plakaten darf nicht fehlen. Und schließlich wacht ein Feuerwehr-Fahrzeug über den Umzug, an dessen Ende eine Kehrmaschine fährt – wie im richtigen Leben.

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„D’r Zoch kütt“ steht auf dem ersten Wagen der durch die Miniaturwelt fährt. 

Auf dem Dachboden von Bernd Schumachers Wohnung treffen sich sechs fleißige Hände, um vor einer Miniatur-Kulisse die Karnevalszüge für Neunkirchen und Seelscheid aufzunehmen. „Normalerweise ist das hier das Lager der Tanzbienen“, erklärt der 55-Jährige. Doch das Neunkirchener Männer-Ballett muss an Karneval erneut pausieren, wie ja auch fast der gesamte Karneval inklusive Umzüge wegen der Pandemie abgesagt ist.

Überwältigende Resonanz

Da kam Bernd Schumacher, Pressesprecher der Interessengemeinschaft (IG) Rosenmontag, mit seinem Mitstreitern von der Seelscheider KG „Für uns Pänz“ und dem Karnevalskomitee Pohlhausen die Idee, einen virtuellen Zug auf die Beine zu stellen. „Die Resonanz auf den Aufruf war überwältigend“, berichtet er und zeigt stumm auf die meterlange Reihe von kleinen Prunkwagen.

Die Termine

Zu finden sind die virtuellen Karnevalszüge der Gemeinde vom Wochenende an im Netz: Ab Karnevalssamstag steht der Umzug für Seelscheid und Pohlhausen ab 14 Uhr unter www.kg-seelscheid.de im Internet. Am Rosenmontag geht ab 14 Uhr unter www.ig-rosenmontag.de der Zug in Neunkirchen online. Die Übertragung der Züge ist kostenlos und kann auch nach den genannten Terminen auf den Webseiten abgerufen werden. (que)www.kg-seelscheid.dewww.ig-rosenmontag.de

56 eingereichte Wagen sind bei der VR-Bank-Filiale, die das Projekt mit einem Crowfunding unterstützt hat, abgegeben worden. Alle drei Grundschulen und zwölf Kindergärten in der Gemeinde haben sich beteiligt. Auch die beiden Altenheime, die Lebensgemeinschaft Eichhof, die LVR-Einrichtung aus Seelscheid und eine Privatperson aus Siegburg haben allesamt liebevoll jeweils einen Wagen gebastelt, der auf die Strecke geschickt wird. Es gibt nur ein paar wenige Wagen wie jener der Kinderprinzessin, der Tanzbienen und der IG Rosenmontag, die in beiden Zügen mitgehen.

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Mit viel Liebe und Mühe sind die selbst gebastelte Wagen, teilweise mit Fotos beklebt. 

Im Vorfeld haben Lukas Kraus und Moritz Michel, beide in der Ausbildung als Mediengestalter und selbstständig in der Foto- und Filmbranche tätig, die markantesten Häuser auf den Hauptstraßen in Seelscheid und Neunkirchen fotografiert, ausgedruckt, auf Pappe geklebt und ausgeschnitten.

Drei professionelle Kameras sowie eine Go-Pro-Kamera hat das Duo für die unterschiedlichen Szenen aufgebaut. An der Planung beteiligt sind auch Sebastian Reuter und Stefan Tallack. Schumacher und sein Team haben rund 200 Euro in 50 Miniatur-Figuren, Traktoren, Autos und sogar Straßenlaternen investiert. Und in den Kehrwagen. „Wir streben hier so das Größenverhältnis 1: 32 an“, erklärt Schumacher.

Nun geht der Zug endlich los. Die fast unsichtbaren Nylonfäden überreicht Schumacher an Hans-Herrmann Klein, Sabrina Hentschel und Sebastian Biel, die jeden Wagen einzeln so durch die Kulisse ziehen, das später ihre Hände nicht auf dem fertigen Film zu sehen sind.

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Bis Samstag haben die beiden Medienprofis nun Zeit, das Material zu sichten und zu schneiden. Im Hintergrund wird Musik zu hören sein, und Hans-Herrmann Klein, Präsident der KG Für uns Pänz, wird die beiden Züge kommentieren.

Die Filmaufnahmen sind derweil nicht der einzige Auftritt der Kulisse und all der schönen Prunkwagen: Ab Aschermittwoch wird das Ensemble für zwei Wochen im Neunkirchen-Rathaus stehen, und danach haben auch die Grundschulen ihr Interesse bekundet, alle Wagen zu präsentieren.