„Das Thema beschäftigt uns tagtäglich“, sagt der zuständige Pfarrer. Immerhin: Eine Besserung der Situation ist in Sicht.
Besserung in SichtFriedhof in Ruppichteroth komplett verwildert – Wie es jetzt weitergeht
Das Gras steht an einigen Stellen hüfthoch, Brombeerranken wachsen über Gräber und Bäume sowie Sträucher haben kräftig ausgeschlagen. Eine würdevolle Begräbnisstätte sieht anders aus. Bernd Rottländer war vor ein paar Tagen mit seiner Frau auf dem katholischen Friedhof in Ruppichteroth-Ort an der Sankt-Florian-Straße.
„Der Friedhof war nie sonderlich gepflegt. Was wir aber gestern gesehen haben, ist unvorstellbar“, sagt der Windecker, der drei verstorbene Familienmitglieder besuchen wollte. „Der ganze Friedhof ist total verwahrlost.“ Einige Angehörige hätten schon selbst rund um die Gräber ihrer Angehörigen gemäht. Rottländer wandte sich in seiner Empörung an diese Zeitung.
Seinen Eindruck bestätigt auch Bürgermeister Mario Loskill, der den Zustand der Anlage kritisiert. Im Pfarrbüro meldeten sich regelmäßig Menschen, die wissen wollten, warum es dort so ungepflegt aussieht. Der Wunsch nach einer angemessenen Umgebung für die Totenruhe klang bei diesen Gesprächen immer wieder durch.
„Das Thema beschäftigt uns tagtäglich“, weiß auch der zuständige Pfarrer Christoph Heinzen um die Situation. „Ich verstehe das total, dass die Leute sich aufregen.“ Er selbst hat eine ähnliche Erfahrung in seinem Heimatort gemacht. „Ich kann das wirklich nachvollziehen. Es soll schließlich ein würdevoller Ort sein.“
Zur Erklärung muss er ein bisschen ausholen. „Wir hatten bislang einen fest angestellten Friedhofsgärtner“, so Heinzen. „Doch der hat sich zum Jahreswechsel beruflich verändert.“ Eine direkte Nachfolge war nicht möglich, also entschied sich der Kirchenvorstand, die notwendigen Arbeiten an eine Gärtnerei zu vergeben.
Die Ausschreibung ging raus, allerdings wurde die Pfarrgemeinde nicht gerade mit Bewerbungen überschüttet. Die Suche gestaltete sich schwierig. Durch persönliche Kontakte kam Michael Fuchs ins Gespräch. Der Eitorfer Unternehmer hat eine große Expertise in der Pflege kommunaler wie konfessioneller Friedhöfe, ist selbst Fachmann für stille Gärten.
Gesagt, getan. Der Kirchenvorstand fasste den Beschluss, ihn zu engagieren. Ab 1. Mai wurde er beauftragt. Doch obwohl er sofort loslegen wollte, passierte immer noch nichts. Die Witterung machte die Grünarbeiten immer wieder unmöglich. Heinzen steht mit dem Experten regelmäßig in Kontakt. „Es tut mir zutiefst leid“, entschuldigt er sich bei allen Betroffenen für die lange Dauer des Problems.
„Wir wollen das wieder gerade ziehen“, verspricht Fuchs, dessen Firma in Eitorf-Mühleip sitzt. Seit 25 Jahren macht er Erdarbeiten für Bestattungen sowie die Pflege von Gräbern und der umliegenden Anlagen. „Friedhof, das ist eine große Verantwortung“, ist er sich sicher. „Das Thema ist viel emotionaler geworden.“
Ein Aufsitzmäher ist bereits bestellt, aber noch nicht geliefert worden
Anfang Mai hat er vom Eingangsbereich ausgehend einen ersten Rasenschnitt gemacht. Um voranzukommen, hat er sich einen Aufsitzmäher ausgeliehen. Fuchs hat selbst einen bestellt, der ist aber vom Hersteller noch nicht geliefert worden. So schiebt ein Mitarbeiter noch von Hand.
Ein zweiter, noch tiefer angesetzter Schnitt war vorgesehen, da kam der Dauerregen dazwischen. Wir konnten zwei Wochen lang gar nichts machen. In dieser Woche gab es dann mal einen trockenen Tag. Große Flächen sind gemäht worden, noch größere allerdings stehen aus. Engagiert wollte der Beschäftigte am Mittwoch weitermachen, und wieder setzte Regen ein.
Die ganze Bepflanzung muss zurückgenommen werden
Mit einem Freischneider ging er an den Gräbern entlang, um wenigstens dort schon mal für ein bisschen Pflege zu sorgen. Wir gehen abschnittsweise durch, erklärt Fuchs. Wir müssen noch mal richtig mähen. Damit sei es aber noch nicht getan. „Die ganze Bepflanzung muss zurückgenommen werden.“ Er zeigt einige Gräber, über die dicke Äste wachsen, Sträucher, die über Grabsteinen wuchern.
Auch die Wege müssen mal aufgearbeitet werden, meint er, vielleicht gehen wir da maschinell rein. Er hat eine Kreiselegge, die tiefer in den Boden eindringen und Wurzeln entfernen kann. „Wir müssen mal vier Wochen am Stück dran arbeiten, dann sieht das hier ganz anders aus“, glaubt er.
Bis dahin aber sind die weiter hinten und höher liegenden Bereiche mit hohem Gras überwachsen, mancher Stein ist dadurch halb verdeckt. An einem Baum mit Urnengräbern haben tatsächlich Angehörige selber frei geschnitten. Aber auch hier, verspricht Fuchs, wird es nicht mehr lange dauern, einen würdigen Ort zu schaffen.