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„Aktenzeichen XY“Spektakuläre Wende im 45 Jahre alten „Cold Case“ Claudia Wilbert aus Rheinbach

Lesezeit 4 Minuten
Claudia Wilbert wurde mit 17 Jahren von einem Unbekannten getötet. Der Mordfall ist seit über 45 Jahren ungelöst.

Claudia Wilbert wurde mit 17 Jahren von einem Unbekannten getötet. Der Mordfall ist seit über 45 Jahren ungelöst.

Ein anonymer Briefschreiber hat sich bei der ZDF-Redaktion gemeldet und glaubwürdige Informationen über den Mord in Rheinbach enthüllt.

„Ich möchte sie bitten, dieses Schreiben und meine Informationen ernst zu nehmen“, dies schrieb ein anonymer Verfasser vor einiger Zeit an die Redaktion von „Aktenzeichen XY ... ungelöst“, erklärt Rudi Cerne direkt zu Beginn der ZDF-Sendung vom Mittwoch (11. September).

Der Brief, ganze fünf Seiten sei er lang gewesen, habe nicht nur die Redaktion von „Aktenzeichen XY ... ungelöst“, sondern auch die Ermittler der Kriminalpolizei höchst alarmiert. Denn der anonyme Verfasser behauptete demnach in dem Schreiben, er kenne den Mörder der 17-jährigen Schülerin, deren Leiche im März 1979 an einem Wanderparkplatz in Bad Münstereifel gefunden wurde.

„Aktenzeichen XY“: Briefschreiber erklärt „durchaus glaubhaft“ vom Mord an Claudia Wilbert

Bis heute ist der inzwischen über 45 Jahre alte „Cold Case“ der Schülerin Claudia Wilbert ungeklärt. Der Briefschreiber habe nun „durchaus glaubhaft“ erklärt, wie er zu der Information über den mutmaßlichen Mörder gekommen sei, so Moderator Rudi Cerne weiter.

Über den Fall der 17-Jährigen aus Berg (Kreis Ahrweiler) bei Rheinbach und Bonn war im Vorfeld bereits einiges bekannt. Seit 45 Jahren versucht die Polizei, ihren Mörder zu finden. „Heute gibt es endlich eine realistische Chance, dass dies auch gelingt“, so Cerne euphorisch.

„Aktenzeichen XY“ rekonstruiert die letzten Stunden von Claudia Wilbert

Gemeinsam mit ihren Brüdern lebte Claudia Wilbert bei ihren Eltern, war gerade von einer Klassenfahrt zurück nach Hause gekommen. Am Tag ihres Mordes fuhr sie mit dem Bus zum Mädchengymnasium in Rheinbach, wo die 17-Jährige zur Schule ging. Am Nachmittag wollte sie noch zum Sport und abends dann mit Freunden Pizza essen. Zudem stand ein Diaabend mit Bildern aus der Klassenfahrt an. Ihr großer Bruder wollte sie anschließend mit dem Auto abholen kommen.

Klassenkameradin Petra Becker machte sich an diesem Abend früher auf den Heimweg. Ihr war ein Auto aufgefallen, das während ihres Fußweges mehrfach an ihr vorbeifuhr. Kurz vor ihrem Elternhaus habe sie dann einen unbekannten Mann vor sich auf der Straße bemerkt. Sie sei dann aber schnell ins Haus geschlüpft, so die Recherchen von „Aktenzeichen XY ... ungelöst“.

„Aktenzeichen XY“: Hundebesitzer gab Polizei entscheidenden Hinweis, doch Fahndung erfolglos

Ein wenig später, gegen 21.45 Uhr, verließ dann auch Claudia Wilbert den Diaabend. Da ihr Bruder sie erst nach 22 Uhr abholen wollte, musste sie sich noch ein wenig die Beine vertreten. Sie wolle an einer Kreuzung, direkt um die Ecke von der Schule, auf ihn warten, sagte sie einer Freundin.

Dort sahen Freundinnen die 17-Jährige, und auch ein Hundebesitzer sah Claudia an der Kreuzung. Der Mann soll dann kurz darauf Hilferufe vernommen haben und beobachtete, wie ein Mann eine Person in sein Auto brachte und davonfuhr. Bei der Polizei meldete er seine Beobachtungen und übergab eine Tasche mit dem Personalausweis von Claudia Wilbert.

„Cold Case“ Claudia Wilbert nimmt bei „Aktenzeichen XY“ unerwartete Wende

Sofort werden erste Suchmaßnahmen eingeleitet, die am folgenden Tag intensiviert wurden. Es wurden Anwohner des Stadtparks in Rheinbach befragt. Schließlich bestätigen sich die schlimmsten Befürchtungen: Claudia Wilberts Leiche wurde in der Nähe eines Wanderparkplatzes aufgefunden, nur wenige Kilometer vom Entführungsort entfernt.

Der Mord ist bis heute ungelöst und wurde im Rahmen der Ermittlungsgruppe „Cold Cases“ wieder neu aufgerollt. Doch im Dezember 2023 passiert etwas Unvorhergesehenes. Sowohl die Kriminalpolizei als auch die Redaktion von „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ erhalten per Post ein anonymes Schreiben, in dem jemand detaillierte Angaben zum Mord an Claudia Wilbert macht, so ZDF.

„Aktenzeichen XY“: Anonymer Verfasser behauptet, den Namen des Mörders zu kennen

Der Verfasser oder die Verfasserin behauptet in dem Schreiben demnach sogar, den Namen des Mörders zu kennen und dass dieser noch am Leben sei. Der Name werde in dem Brief aber nicht genannt, so die ZDF-Redaktion weiter.

„Wir nehmen die Sache sehr ernst“, betonte Franz Wirges von der Bonner Kriminalpolizei am Mittwochabend in der TV-Sendung. Die Angaben in dem Brief zeigten eindeutige Übereinstimmungen mit den Ermittlungsergebnissen.

Rudi Cerne äußerte seine Verwirrung darüber, dass ein anonymer Briefschreiber sich die Mühe macht, einen Fünf-Seiten-Brief zu verfassen, sich anschließend aber nicht mehr zu melden.

Kriminalkommissar Wirges richtete sich unterdessen persönlich an den Unbekannten, er solle Vertrauen in die Arbeit der Polizei haben. Weder der Hinweisgeber noch die möglicherweise zu Unrecht in Tatverdacht geratene Person hätten etwas zu befürchten.