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Nur Leichen gefundenCold Cases aus Bonn und Rheinbach nach Jahrzehnten bei „Aktenzeichen XY“

Lesezeit 3 Minuten
Eine junge Frau mit lockigen kurzen Haaren und Brille steht vor einem Mann in schwarzer Kleidung. Sie hält ihre Handtasche fest vor die Brust gedrückt.

Eine 17-Jährige wartet abends an einer Kreuzung auf ihren Bruder, der sie abholen will. Doch als er ankommt, ist die Schülerin weg. Ein Zeuge sieht Claudia Wilbert nur wenige Augenblicke zuvor mit einem fremden Mann - ist er ihr Mörder?

Bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“ werden zwei „Cold Cases“ aus der Region behandelt. Auch nach Jahrzehnten steht die Polizei vor einem Rätsel.

Die Leiche einer 17-Jährigen wird am 30. März 1979 an einem Wanderparkplatz in Bad Münstereifel gefunden. Als sie zuletzt gesehen wurde, stieg sie in das Auto eines Unbekannten ein. Bis heute ist der Fall nicht geklärt.

In Bonn findet ein Spaziergänger im Dezember 1987 ein totes Neugeborenes in einer Tasche am Rheinufer in Bonn. Ermittlungen ergaben, dass das Kind gewaltsam zu Tode kam.

Die Polizei hofft, diese zwei „Cold Cases“ mit Hilfe aus der Bevölkerung heute noch aufzuklären. Daher werden die beiden Fälle kommende Woche Mittwoch, 11. September, in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ vorgestellt. Doch was genau ist über die beiden mysteriösen Mordfälle bekannt?

Rheinbach: 17-jährige Schülerin steigt ins Auto eines Unbekannten – danach wird nur ihre Leiche gefunden

Die 17-jährige Schülerin Claudia Wilbert war am Frühjahrsabend des 28. März 1979 am Stadtpark in Rheinbach unterwegs. Dort wurde sie zuletzt von Zeugen um 22.10 Uhr gesehen, als sie zu einem „unbekannten jungen Mann“ in ein helles Auto stieg.

Das Beunruhigende daran: Nur 30 Minuten bevor Claudia Wilbert zu dem Mann in den Wagen stieg, wurde eine Mitschülerin von ihr an genau der gleichen Stelle von einem Autofahrer angesprochen und belästigt. Auch dabei soll es sich nach Aussagen der Polizei um ein helles Auto mit einem Euskirchener Kennzeichen (EU) gehandelt haben.

Zeugen beschrieben den Wagen als einen Renault 6 oder ein vergleichbares Modell wie einen Peugeot 104, einen VW Gold oder Opel Kadett. Die Polizei geht davon aus, dass es das gleiche Fahrzeug ist, in das auch Claudia Wilbert sieg.

Das Auto soll eine helle Farbe (weiß, hellgrau oder beige) haben, ein schräges Heck mit einem hinten abgesetzten, kleinen seitlichen Fenster. Die Rücklichter lagen senkrecht übereinander, der Kühlergrill verlief waagerecht. Ein Bild von Claudia Wilbert stellt die Polizei im Fahndungsportal zur Verfügung.

Claudia Wilbert wurde 1979 ermordet und auf einem Wanderparkplatz aufgefunden. Zuletzt wurde sie gesehen, als sie zu einem fremden Mann ins Auto stieg.

Claudia Wilbert wurde 1979 ermordet und auf einem Wanderparkplatz aufgefunden. Zuletzt wurde sie gesehen, als sie zu einem fremden Mann ins Auto stieg.

Die Polizei erhofft sich Hinweise aus der Bevölkerung von Personen, die Angaben zur Tat oder zum mutmaßlichen Täter machen können. Gibt es Zeugen, die selbst Ende der 1970er oder Anfang der 1980er Jahre negative Erfahrungen mit einem Autofahrer im Raum Rheinbach, Euskirchen oder Bonn gemacht haben? Wurden Personen verdächtig angesprochen, belästigt, verfolgt oder sogar bedroht und angegriffen?

Auch Hinweise von Menschen, die Personen kennen, die entsprechende Erfahrungen in den 1970er und 1980er Jahren gemacht hat, nimmt die Polizei entgegen.

Cold Case Bonn: Spaziergänger findet Leiche eines Neugeborenen in einer Stofftasche

Der Fall des toten Säuglings in Bonn ereignete sich fast zehn Jahre später. Wie die Polizei mitteilt, fand ein Spaziergänger am 10. Dezember 1987 gegen 10.12 Uhr am Morgen an der Nato-Bootsrampe am Bonner Fritz-Schroeder-Ufer zwischen Wachsbleiche und Rosental eine schwarze Stofftasche – sie lag unmittelbar am Wasser.

Der Mann schaute in die geöffnete Tasche und sah zunächst mehrere blutige Handtücher. Dann fiel sein Blick auf die Leiche eines offenbar neugeborenen Säuglings.

Polizei sucht nach Hinweisen: Wer kann etwas zu den Kleidungsstücken sagen?

Die Obduktion des Kindes ergab, dass es eine Frühgeburt war und im siebten bis achten Schwangerschaftsmonat zur Welt gekommen sein musste. Das Kind sei jedoch durchaus lebensfähig gewesen. Der Tod trat demnach durch Fremdeinwirkung ein.

Als die Polizei damals in der Ärzteschaft ermittelte und nach schwangeren Frauen suchte, die keinen Nachweis über eine Geburt geben konnten, wurde sie nicht fündig. Bilder von den am Fundort sichergestellten Handtüchern, der Tasche und einigen Kleidungsstücken sind auch im Fahndungsportal der Polizei zu finden. 37 Jahre später könnten immer noch Fragen zu dem Cold Case beantwortet werden.

  1. Wer kann Hinweise zu einer Frau geben, die im Herbst/Winter 1987 schwanger war und ihr Kind ohne fremde Hilfe oder einen Krankenhausaufenthalt zur Welt gebracht haben könnte?
  2. Wer kann Angaben zu einem Haushalt machen, in dem die abgebildeten Handtücher oder Bekleidungsstücke vor dem 10. Dezember 1987 vorhanden waren, danach aber verschwunden waren?

Hinweise zu beiden Cold Cases nimmt die Ermittlergruppe der Polizei Bonn unter Leitung von Franz Wirges unter 0228/150 oder per Mail unter KK11.Bonn@polizei.nrw.de entgegen.

Franz Wirges wird die Fälle am Mittwoch, 11. September, in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ im Detail vorstellen.