Das Heft vom Flohmarkt lag in Bornheim lange unbeachtet herum. Bei „Bares für Rares“ wurden gleich zwei Künstler aufgedeckt.
„Oh mein Gott!“Unscheinbares Heft aus Bornheim – „Bares für Rares“ deckt Jahrhundertkünstler auf
Jasmin Dinies und Manuela Hoffmann aus Bornheim glaubten im Vorfeld der ZDF-Trödelsendung am Mittwoch (28. Februar) noch nicht so richtig daran, dass ihr Flohmarkt-Fund wirklich etwas wert sein könnte. Doch Mutter und Tochter wurden bei „Bares für Rares“ ziemlich überrascht.
Sie habe das unscheinbare Heft geschenkt bekommen und könne „nichts damit anfangen“, erklärte Frau Hoffmann, warum sie das Fundstück bei „Bares für Rares“ anbieten wollte.
„Bares für Rares“-Experte mit Handschuhen: „Dann muss es wertvoll sein!“
Dass andere das dünne Heft mehr zu schätzen wissen, bewies Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz jedoch bereits auf den ersten Blick. Der Experte trug nämlich Handschuhe bei der Expertise. Ein Umstand, der auch für Moderator Horst Lichter ein eindeutiges Zeichen bedeutet: „Dann muss es besonders wertvoll sein!“
Manuela Hoffmann berichtete, dass sie leidenschaftliche Flohmarkt-Gängerin sei, das Stück aber von einem befreundeten Händler, der schließlich aufgehört hat, bekommen habe. Das Heft habe dann länger herumgelegen, bis ihr Ehemann schließlich der Name Joseph Beuys auffiel.
„Bares für Rares“ deckt große Namen auf: Beuys und Warhol
„Bares für Rares“-Experte Schulte-Goltz klärt auf, dass es sich um das dritte Kapitel aus einem damals noch nicht gedruckten Buch von Andy Warhol und Joseph Beuys handelt, mit dem Titel „Der ganze Riemen“. Die Entstehung des ganzen Buches mit allen Kapiteln habe ganze 30 Jahre gedauert, bis es 2008 schließlich in kompletter Version gedruckt wurde.
„Dieses kleine Heft ist also etwas ganz Besonderes“, betont Historiker Colmar Schulte-Goltz. „Es ist zugleich eine Art Dokumentation und auch eine Quelle aus erster Hand über die Lehre des Joseph Beuys.“ So seien in dem Heft etwa auch historische Fotos abgedruckt, die Beuys und Warhol gemeinsam zeigen.
Expertenschätzung übertrifft bei „Bares für Rares“ alle Erwartungen
Zudem handele es sich um ein sogenanntes „Unikat in Serie“, von dem nur rund 500 Exemplare gedruckt wurden, so die Expertise bei „Bares für Rares“ weiter. „Keines der Hefte ist gleich“, so Schulte-Goltz.
Die Expertenschätzung übertraf den Wunschpreis der beiden Frauen aus Bornheim dann auch bei Weitem. Hatten sich Mutter und Tochter einen Erlös von 300 bis 400 Euro erhofft, lag der Preis in der Expertise bei 1200 bis 1400 Euro. „Das ist begehrt, das wird gesammelt“, so Schulte-Goltz zur Begründung.
Damit hatten die Bornheimerinnen nicht gerechnet. „Oh mein Gott!“, entfuhr es Mutter Manuela Hoffmann, als sie den Preis hörte. Doch Schulte-Goltz behielt recht. Denn auch in der Händlerrunde bei „Bares für Rares“ stieß das unscheinbare Heftchen auf reges Interesse.
Fleißiges Bieten bei „Rares für Rares“ – ein Händler pokert gewaltig
Mit dem Anfangsgebot von 500 Euro von Händler Julian Schmitz-Avila stiegen die Gebote bereits zu einem höheren Preis ein, als sich Mutter und Tochter überhaupt erträumt hätten.
Bei 800 Euro von Händler Leo Leo schien zunächst Schluss, doch dann schaltete sich plötzlich Jan Cizek mit 850 ein. Der hatte sich bislang in der Bieterschlacht bedeckt gehalten – alles Händler-Taktik, wie sich kurz darauf herausstellte.
Denn erst als Cizek den Zuschlag für das Heft über 850 Euro bekam, ließ er die Bombe platzen: „Vielen Dank, ich bin ein Riesen-Fan von Joseph Beuys!“ Unter dem Strich war aber nicht nur Cizek, sondern auch Mutter und Tochter zufrieden. Ein wirklich gelungener Handel bei „Bares für Rares“ also!