BronzeplastikRestauriertes Beethoven-Denkmal steht wieder in Bonn
Bonn – Genau sechs Monate war er fort, am Dienstag schwebte Beethoven wieder ein: Das von dem Dresdner Bildhauer Ernst Julius Hähnel geschaffene und 1845 aufgestellte Denkmal des Komponisten steht wieder auf dem Münsterplatz. Immer noch mit grüner Patina, aber die sieht aus wie frisch gestrichen.
Dafür sorgt eine Wachsschicht aus Mikrokristallin, die in der Restaurierungswerkstatt in Bornheim auf die Bronze gesprüht wurde. Die Schutzhaut lässt künftig Regen abperlen wie Wassertropfen auf einem Lotusblatt. So kann sich Schmutz nicht mehr an tieferliegenden Stellen festsetzen.
Letzte Restaurierung vor mehr als 50 Jahren
Diese Korrosionsschäden waren der Grund, warum die Statue, die den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatte, am 5. Januar dieses Jahres vom Sockel geholt werden musste. Von 1963 bis 1965 war Beethoven in der Werkstatt des Bonner Kunstschmieds Karl König zum ersten Mal restauriert worden.
In den folgenden Jahrzehnten aber kratzten das Wetter und andere Umwelteinflüsse kräftig am Lack; Reparaturstellen, von Meister König sorgfältig aufgearbeitet, hatten sich gelöst, Fugen und Nähte lagen offen – Zeit also, das Denkmal erneut zur Schönheitskur zu schicken.
Beim Abbau von Statue und Podest entdeckten die Fachleute der Restaurierungsfirma Recovis aus Norddeutschland, dass die Stützkonstruktion aus Beton und Stahl im Sockel marode war und außerdem Ablagerungen von Salzen Schäden auf der Innenseite des ebenfalls bronzenen Postaments mit seinen allegorischen Darstellungen verursacht hatten.
Statue parkte direkt vor der Hauptpost
Es erhielt nun ein inneres Skelett aus Edelstahl, so dass es statt 3,4 Tonnen nun 4,6 Tonnen wiegt. Wegen dieser nicht einkalkulierten Arbeiten und Materialverteuerungen verdoppelten sich die Restaurierungskosten von 60.000 Euro auf 120.000 Euro, berichtete Oberbürgermeisterin Katja Dörner; 45.000 Euro davon übernähmen die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Land.
Um 7 Uhr am Dienstagmorgen rollte ein Schwertransporter mit der wertvollen Fracht auf den Münsterplatz und parkte vor der Hauptpost; das Fahrzeug musste dort stehen, weil sich unter dem gut 15 Meter entfernten Denkmal eine Tiefgarage befindet, deren Decke den Tieflader mit seiner mit Podest und Figur 7,8 Tonnen schweren Fracht möglicherweise nicht hätte tragen können.
Kurz nach 8 Uhr hob ein Kran das drei Meter hohe Postament auf den Betonsockel, Schlossermeister Florian Kurscheid, ein schlanker Mann, kletterte, ausgerüstet mit Stirnlampe, von oben ins Innere und zeichnete die Verankerungspunkte ein. Dann wurde das Fußteil erneut gelupft, Steinmetz Michael Pitack bohrte die Schraublöcher ins Sockelgestein, der Kranführer senkte das Postament wieder ab und zum zweiten Mal stieg Kurscheid ins Dunkle und drehte die Schrauben von Hand fest. Das Fundament war bereit fürs Denkmal.
Finstere Miene stammt von einer Lebendmaske
Das schwebte kurz nach 9 Uhr ein: Beethoven hing unter blauem Himmel an vier gelben Gurten, die Miene so finster, wie sie Bildhauer Hähnel einst von einer Lebendmaske des Komponisten abgenommen hatte, in der rechten Bronzehand eine Feder, in der linken ein Notenblatt.
Einweihung im August mit historischen Kostümen
Am 12. August 1845 wurde das Beethoven-Denkmal auf dem Münsterplatz enthüllt. Zugegen waren damals unter anderem die englische Königin Victoria und ihr Gemahl Albert, Preußens König Friedrich Wilhelm IV., der Forscher Alexander von Humboldt und der Pianist und Komponist Franz Liszt. Seinerzeit hatten Bürger für das Denkmal gesammelt. Treibende Kraft war damals Franz Liszt. Auch er hatte viel Geld gespendet.
Das Spektakel wird am Sonntag, 14. August, zwischen 9 und 14 Uhr mit Hunderten von Beteiligten in historischen Kostümen nachgestellt. Per E-Mail kann sich anmelden, wer teilnehmen will. (dbr)
Millimeter für Millimeter wurde der Koloss abgesenkt, die Restauratoren Dirk Sturmfels und Betina Roß beobachteten die Aktion von einem Hubwagen aus. Gegen 9.30 Uhr setzte Hermann Krause, der Projektverantwortliche beim Städtischen Gebäudemanagement, die letzte Schraube ein. Ludwig von Beethoven hatte wieder festen Boden unter den Füßen.
Etwas unterhalb davon haben die Restauratoren im Postament eine schubladengroße Öffnung gelassen, die provisorisch verschlossen wurde. Am Donnerstag wird dort hinein eine Metallkassette mit Dokumenten geschoben, die an die Einweihung und Restaurierung des Denkmals erinnern sollen. Die Idee stammt von den Bürgern für Beethoven.
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Der Vereinsvorsitzende Stephan Eisel hat herausgefunden, dass die Original-Denkmalurkunde, die am 12. August 1845 unter anderem von Queen Victoria unterschrieben und dann in der Statue verschlossen worden war, verschwunden ist. Ein zweites Exemplar befindet sich im Stadtarchiv.