Seit zehn Jahren stehen sie in Bonn. Nun sollen zwei Skulpturen nicht länger geliehen werden. Eine finale Entscheidung steht noch aus.
Streit in der KunstkommissionMüssen diese zwei Bonner Skulpturen bald abgebaut werden?
Wer in Bonn lebt, der ist vermutlich schon einmal an ihnen vorbeigekommen: Die Skulpturen „Hommage an Beethoven“ am Bonner Stadtgarten, geschaffen von Markus Lüpertz, und „Mean Average“ auf dem Remigiusplatz von Tony Cragg. Seit fast zehn Jahren stehen sie in der Innenstadt Bonns. Doch bleibt das auch so?
Über diese Frage hat am Mittwoch, 29. November, die Kunstkommission der Stadt Bonn gesprochen. Das musste sie tun, weil im kommenden Jahr die Verträge für die Skulpturen auslaufen. Die Kunstwerke sind nämlich nur geliehen. Sie gehören dem Bonner Geschäftsmann, der sie ursprünglich finanziert hat.
Stiftung: Skulpturen sollen stehen bleiben
Zustande gekommen ist diese besondere Konstellation damals durch den Verein „Stiftung für Kunst und Kultur“. Sein Vorsitzender ist der in der Kunstwelt bestens vernetzte, aber auch immer wieder kontrovers diskutierte Kunstmanager Walter Smerling.
Er hatte den Finanzier für das Projekt gewonnen und die beiden Künstler nach Bonn geholt, um ihre Werke zu schaffen. Als sie aufgestellt wurden, wurden Leihverträge mit je zehn Jahren Laufzeit abgeschlossen. Zum Ende dieses Zeitraums sollte über die weitere Zukunft der Skulpturen entschieden werden.
Wenn es nach Smerling und seinem Verein geht, dann ist diese Zukunft dort, wo die Skulpturen jetzt stehen. Sie wollen die bisherigen Leihverträge gerne verlängern. Diese Haltung haben sie auch auf die Sitzungen der städtischen Kunstkommission getragen – und sind dort unerwartet auf wenig Begeisterung gestoßen.
Denn am Mittwoch, 29. November, sprachen sich drei von fünf anwesenden Mitgliedern der Kommission gegen die vorgeschlagene Verlängerung der Verträge um weitere zehn Jahre aus.
Smerling: Unverständnis über Entscheidung der Kunstkommission
Über die Gründe dafür wollten mehrere Mitglieder der Kommission keine Auskunft geben. Walter Smerling erklärte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ jedoch, es sei unter anderem darum gegangen, dass die Kommissionsmitglieder aktuellere Kunst in ihrer Stadt sehen wollten und solche, die in Bezug zu ihrem Standort steht.
Smerling kann für diese Aussagen nur wenig Verständnis aufbringen: „Wir drängen uns nicht auf, sondern bieten an, die Attraktivität der Stadt Bonn zu verbessern.“ Dass die fehlende Aktualität der Skulpturen kritisiert wird, könne er nicht nachvollziehen: „Kunstwerke altern nicht, sondern gewinnen immer wieder neue Aktualität.“
Den Wunsch nach ortsspezifischen Kunstwerken finde er widersprüchlich. Schließlich würde das bedeuten, das Werk zu zerstören, wenn man es denn dann doch einmal entferne. Besonders stört Smerling, dass die Entscheidung mit lediglich fünf der eigentlich zwölf Mitgliedern der Kommission getroffen wurde. Dass der Rest nicht erschienen ist, werte er als Zeichen für mangelndes Interesse und Organisation der Kommission an der Frage des Verbleibs der Skulpturen.
Auch ein Kompromissvorschlag der Oberbürgermeisterin und Vorsitzenden der Kommission Katja Dörner, die Laufzeit der Verträge statt um zehn um fünf Jahre zu verlängern, fand mehrheitlich keine Zustimmung.
Finale Entscheidung steht noch aus
Den Wunsch der Kommissionsmitglieder nach anderer Kunst auf Bonns Straßen und Plätzen, teile er. Deshalb habe sein Verein in den vergangenen Jahren auch kontinuierlich weitere Künstler nach Bonn eingeladen, die dem Stadtbild Werke hinzugefügt haben.
Die Stadt dagegen hätte seit 20 Jahren in Sachen Kunst überhaupt nichts unternommen: „Jetzt will man die Skulpturen abräumen, aber weiß noch gar nicht, wo Alternativen herkommen sollen.“ Schließlich habe die Oberbürgermeisterin klargestellt, dass es kein Geld für solche Projekte in der klammen Stadtkasse gebe.
„Ich finde es wichtig, dass eine Diskussion stattfindet über öffentliche Kunst“, sagt Smerling. Zumindest im politischen Rahmen wird es die auf jeden Fall geben. Denn die Abstimmung der Kunstkommission ist erstmal nur eine Empfehlung.
Endgültig entscheiden muss die Bezirksvertretung, in deren Bereich die Kunstwerke fallen. Smerling zumindest ist zuversichtlich: „Ich gehe fest davon aus, dass die Wirkungsmächtigkeit der Kunstwerke von den entscheidenden Leuten begriffen wird.“