Die Bezirksvertretung der Stadt Bonn stimmte mehrheitlich für eine Umbenennung der Viktoriabrücke.
„Falsches Signal“Guido Westerwelle bekommt eigene Brücke in Bonn
1961 in Bad Honnef geboren, wuchs Guido Westerwelle in der Heerstraße in Bonn auf, legte in der Bundesstadt die Mittlere Reife ab, machte hier Abitur und sein juristisches Staatsexamen. Man kann den ehemaligen Außenminister (2009 bis 2013 im Kabinett Merkels) guten Gewissens als „Kind Bonns“ bezeichnen. Nun soll die Viktoriabrücke nach ihm umbenannt werden.
Die Bezirksvertretung der Stadt Bonn stimmte am Dienstagabend nach einer 40 Minuten langen Diskussion mehrheitlich für eine Umbenennung der Viktoriabrücke. Dem Antrag von Elmar Conrads-Hassel (FDP) und Nicole Bonnie (CDU) folgten neun der 18 stimmberechtigten Bezirksverordneten. Die sechs Gegenstimmen stammten von den Grünen (zwei an der Zahl), der SPD, Rheingrün, Volt und AfD.
Bonn: Viktoriabrücke künftig nicht mehr nach einer Frau benannt
Elmar Conrads-Hassel betonte in der vorangegangenen Diskussion um die Umbenennung, Westerwelle sei ein Bonner gewesen, der auch als Bundespolitiker nie den Bezug zu seiner Heimatstadt verloren habe. Der frühere Außenminister und Vizekanzler habe sich auch in Berlin immer für Bonn eingesetzt und sei „ein Brückenbauer“ gewesen.
„Trotz der wachsenden Aufgaben auf nationaler und internationaler Ebene blieb er seiner Heimatstadt ein Leben lang eng verbunden. Sein Herz hing an Bonn. Bonn blieb für ihn zeitlebens seine Heimat“, heißt es im eingebrachten Antrag zur Umbenennung.
SPD-Politikerin Sabrina Lipprandt schlug entgegen des Antrags vor, lieber weiter nach einer geeigneten Straße im oder in der Nähe des Bundesviertels zu suchen, die man nach Guido Westerwelle benennen könnte. Die Viktoriabrücke sei neben der Kennedy-, der Ebert- und der Adenauerbrücke die einzige bedeutende Brücke in Bonn, die nach einer Frau benannt sei.
Jakob Kraasch (Grüne) unterstützte Lippbrandts Ansatz und nannte die Umbenennung von einem weiblichen Namen an einer prominenten Stelle wie der Viktoriabrücke zu einem männlichen Namen ein „falsches Signal“.
Bonn: Park und Unterführung bei Viktoriabrücke behalten Namen
Das beratende Mitglied Hartwig Lohmeyer und Brigitta Poppe-Reiners (beide Rhein-Grün) schlugen vor, den an der Viktoriabrücke neu entstehenden kleinen Park nach Westerwelle zu benennen. Dieser Vorschlag wurde jedoch von der Bezirksvertretung mit zehn Gegenstimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt.
Auf Antrag von Grünen-Politiker Rolf Beu entschieden die Mitglieder der Bezirksvertretung, sowohl den neuen Park an der Brücke als auch die neue Unterführung nach der bisherigen Namensgeberin Victoria Adelaide Mary Louisa von Sachsen-Coburg und Gotha (1840-1901) zu benennen.
Guido Westerwelle wurde 1961 in Bad Honnef geboren und verbrachte seine Kindheit in der Heerstraße in Bonn. Nach dem fünften Schuljahr wechselte er vom Gymnasium an die Realschule in Königswinter. 1977 erlangte er seinen Realschulabschluss an der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Bonn und setzte seine Schullaufbahn am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (EMA) in Bonn fort, wo er 1980 sein Abitur ablegte.
Nach dem Jura-Studium arbeitete er als Anwalt in der Kanzlei seines Vaters, bis er im Jahr 1994 zum Generalsekretär der FDP gewählt wurde. Von 2001 bis 2011 war Westerwelle Vorsitzender der Bundespartei in Bonn. Er wurde erstmals im Jahr 1996 in den Bundestag gewählt und leitete dort von 2006 bis 2009 die FDP-Fraktion. Im Kabinett von Angela Merkel fungierte Westerwelle von 2009 bis Dezember 2013 als Außenminister.
Guido Westerwelle war einer der ersten prominenten Politiker, die sich öffentlich zu ihrer Homosexualität bekannten. Sein Lebenspartner war der Unternehmer Michael Mronz. Westerwelle verstarb im Jahr 2016 im Alter von nur 54 Jahren an Krebs.