Seit Jahrzehnten verkommt die „Pissrinne“ zum Angstraum. Eigentlich sollte jetzt endlich mit dem Umbau begonnen werden.
Bekannt als „Pissrinne“Deutsche Bahn blockiert Umbau von Schandfleck in Bonn

Die Viktoriaunterführung in Bonn ist für viele Bürgerinnen und Bürger längst zu einem Angstraum geworden.
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Wer einmal durch die Viktoriaunterführung in Bonn gehen musste, wird sich mit einem deutlichen Unbehagen daran erinnern. Es sind nur rund 30 Meter Tunnel, doch niemand möchte sie freiwillig durchqueren. Seit Jahren verkommt die Unterführung zu einem Schandfleck und Angstraum für die Bürger.
Eigentlich sollte sich daran nach Jahrzehnten nun endlich etwas ändern. Bereits im Mai 2025 sollten erste Baumaßnahmen an der Viktoriaunterführung zwischen der Straße Am Alten Friedhof und Herwarthstraße/Endenicher Straße beginnen. Doch die Deutsche Bahn AG hat überraschend nun doch keine Baufreigabe für das Projekt erteilt. Die Politik reagierte mit Unverständnis.
Viktoriaunterführung verkommt seit Jahrzehnten zum Schandfleck und Angstraum in Bonn
Die Unterführung ist eine wichtige Verbindung von der Bonner Weststadt zur Innenstadt. Aufgrund der zentralen Lage des Bonner Hauptbahnhofs und der Gleise, die mitten durch die Stadt führen, ist der Übergang von der Weststadt in die City nur an wenigen Punkten möglich. Wer die Viktoriaunterführung nicht nutzen möchte, muss meist längere Umwege in Kauf nehmen.
Die vorhandene Unterführung ist schmal und nur über Treppen zu erreichen. Zudem ist sie von außen kaum einsehbar und macht insgesamt einen verwahrlosten Eindruck. Sie hat sich seit Jahrzehnten zu einem Angstraum in Bonn entwickelt, obwohl sie eigentlich die kürzeste Verbindung zwischen Weststadt und dem Gebiet ums Bonner Stadthaus ist.
Im Volksmund ist die Viktoriaunterführung gemeinhin auch als „Pissrinne“ bekannt. Der Grund ist nur zu einleuchtend für jeden, der hier schon einmal einen Fuß hineingesetzt hat. Es stinkt nach Urin. Zudem erinnert der Bau entfernt an ein Pissoir einer abgelegenen Autobahn-Rastanlage.
Pläne für den Umbau der Viktoriaunterführung gehen in das Jahr 2012 zurück
Daran sollte sich nun endlich etwas ändern. Die Pläne für einen Umbau gehen bereits in das Jahr 2012 zurück und stehen im Zusammenhang mit dem Gesamtprojekt der Viktoriabrücke bzw. Guido-Westerwelle-Brücke. Die Unterführung sollte in diesem Zuge verbreitert werden und insgesamt heller und freundlicher gestaltet werden.

So sehen die Pläne für die umgebaute Viktoriaunterführung in Bonn aus.
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Die Pläne sahen auch vor, die Viktoriaunterführung bis zur Grünfläche vor dem Alten Friedhof zu verlängern und mit Rampen und Treppenanlagen barrierefrei auszubauen. Dabei gestaltet die Verwaltung auch das Umfeld attraktiv neu und bindet die Unterführung an die parallel zur Bahntrasse verlaufenden Fuß- und Radwege auf der Thomastraße sowie an die Endenicher Straße/Herwarthstraße in der Weststadt an.
Deutsche Bahn verweigert überraschend Zustimmung
Die Deutsche Bahn AG hat nun jedoch überraschend mitgeteilt, dass derzeit keine Baufreigabe für die Baumaßnahmen erteilt werden könne. Demnach müsse zunächst ein eisenbahnrechtliches Genehmigungsverfahren durch das Eisenbahnbundesamt durchgeführt werden.
In einem Brief an die Bahn hat Bonns Verkehrsdezernent Helmut Wiesner sein Unverständnis über diese offenbar neu aufgekommene Forderung zum Ausdruck gebracht. „Die Unterführung wartet seit Jahren auf Umsetzung“, so Wiesner. „Über den Ablauf der Maßnahme bestand Konsens, sodass Sperrpausen definiert wurden, und die Stadt dementsprechend die öffentliche Ausschreibung der Maßnahme durchgeführt hat.“
Umbau Viktoriaunterführung „ins Ungewisse“ verschoben?
Wiesner bittet in dem Brief „zu prüfen, ob wir beim bisher beabsichtigen Vorgehen bleiben können, und neue Sperrpausen anzubieten, die wir dann für eine erneute Ausschreibung zugrunde legen können“.
Die Verwaltung befürchtet, das Projekte werde durch ein bislang von der DB nicht in Erwägung gezogenes eisenbahnrechtliches Genehmigungsverfahren „ins Ungewisse“ verschoben. Man stehe in engem Kontakt mit der Deutschen Bahn, um die Maßnahme doch noch zeitnah durchführen zu können, so die Stadt weiter.