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„Er hat versucht, mich umzubringen“Hennefer soll Nachbarin gewürgt haben

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Der Eingang des Landgerichtes in Bonn

Bonn/Hennef – Seit Monaten bereits fühlten die Nachbarn sich terrorisiert: Laute Musik zu Unzeiten, auch Schimpfkanonaden mit Naziparolen oder Schläge gegen die Zimmerwände und Möbel, als wäre ein Baseballschläger im Dauereinsatz. Die Quelle all der bedrohlichen Geräusche: die Wohnung eines 41-jährigen Mannes in einem Mehrfamilienhaus in Hennef. Dieser muss sich seit Dienstag vor dem Bonner Landgericht unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Laute Musik und Gebrüll

Denn die Geschichte soll laut Anklage am Abend des 2. September 2020 eskaliert sein, als seine direkte Nachbarin, die Wand an Wand mit ihm wohnte, an seiner Wohnungstür klingelte. Die 38-Jährige wollte ihn auffordern, die Musik leiser zu stellen und auch das Gebrüll zu unterlassen, weil ihr elfjähriger Sohn nicht schlafen konnte. Doch der Nachbar packte sie am Hals und schlug ihren Kopf gegen die Betonwand. Ein weiterer Nachbar ging dazwischen und rettete die Frau, die bereits keine Luft mehr bekam.

Angeklagt ist der 41-Jährige auch in drei weiteren Fällen, bei denen er seine Nachbarn körperlich attackiert und verletzt haben soll: In einem Fall soll er einen Mann im Treppenhaus geschubst haben, dem Hausmeister soll er mit dem Schlüsselbund auf den Kopf geschlagen haben.

Angeklagter bestritt Vorwürfe

Nach dem lebensbedrohlichen Würgeangriff gegen die 38-Jährige war der Angeklagte zunächst wegen des Verdachts auf paranoide Schizophrenie in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden, kam aber nach einem Monat wieder auf freien Fuß. Erst seit Februar 2022 hat die Bonner Kammer ihn – nach dem Ergebnis des psychiatrischen Gutachtens – erneut vorläufig untergebracht.

Der Angeklagte bestritt vor Gericht, dass er seiner Nachbarin etwas Übles wollte. Im Gegenteil: Die 38-Jährige sei seine Lieblingsnachbarin, er habe sie niemals angefasst, er habe sie immer als freundlich und nett empfunden. Auch beteuerte er immer wieder: „Ich bin keine Gefahr, ich bin ein friedfertiger Mensch.“

Aber auch die 38-jährige Zeugin berichtete, dass sie zunächst guten Kontakt zu dem Nachbarn gehabt habe, der im Mai 2018 eingezogen war. Aber nach vier Monaten habe er Ausraster gehabt. Er sei zu einem „furchteinflößenden Typ“ geworden, vor dem alle Angst gehabt hätten. Dennoch sei der Angriff „wie aus dem Nichts“ gekommen.

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„Mindestens 30 Sekunden hat er mir den Hals zugehalten. Ich habe keine Luft mehr bekommen und wurde ohnmächtig. In den Beinen hatte ich kein Gefühl mehr.“ Von der Erinnerung erschüttert, sagte sie im Gerichtssaal: „Er hat versucht, mich umzubringen.“ Von der Anklagebank kam daraufhin lautstarker Protest.

Der Prozess wird fortgesetzt.