AboAbonnieren

ProzessMutmaßlicher Siegauen-Vergewaltiger soll zuvor schon Frauen belästigt haben

Lesezeit 3 Minuten

Der Angeklagte wird an Händen und Füßen gefesselt in den Gerichtssaal geführt.

Bonn – Es war wohl zwei Wochen vor der Vergewaltigung einer 23-jährigen Camperin in den Siegauen, als Eric D., der Flüchtling aus Ghana, sich unter der Nordbrücke zu einer Gruppe ans Lagerfeuer gesetzt hatte.

Gesprochen wurde nicht viel, die jungen Leute hatten auf ihrem Bollerwagen eine Musikanlage mitgebracht, auch Getränke und etwas zu essen.

„Wir haben ihn nicht weggeschickt“, erzählte am Mittwoch die 24-jährige Mira M. (Name geändert) am vierten Verhandlungstag im Vergewaltigungsprozess gegen den Afrikaner vor dem Bonner Landgericht, „er hatte uns ja nichts getan.“

Dann jedoch sei der 31-Jährige das dritte Mal erschienen. Da sei sie alleine gewesen, erzählte Mira M. weiter, die drei Freunde hätten gerade Feuerholz gesucht. Da habe Eric, wie er sich ihnen vorgestellt hatte, sie wiederholt gefragt, ob sie mit ihm schlafen und ob sie seine Freundin werden wolle: „Das habe ich natürlich abgelehnt.“

Freunde gebeten, ihn wegzuschicken

Das letzte und vierte Mal schließlich habe sie ihn am Abend vor der Tat gesehen, „nur aus den Augenwinkeln. Ich habe sofort ein ungutes Gefühl im Bauch gehabt“. Sie habe ihre Freunde gebeten, ihn wegzuschicken.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eric D. sei auch ohne weiteres gegangen. Zwei Stunden später, gegen 0.15 Uhr, soll Eric D. am Zelt eines campenden Studentenpaares aufgetaucht sein und soll mit einer Axtsäge – die Opfer dachten, es sei eine Machete – das Zelt aufgeschlitzt, das Paar bedroht und bestohlen sowie die 23-Jährige aufgefordert haben, rauszukommen, weil er Sex mit ihr haben wollte.

Die Studentin hatte sich dem aggressiven Schwarzafrikaner gefügt, „aus Angst um ihr Leben“. Er solle sie und ihren Freund nicht töten, hatte sie ihn auf Englisch angefleht, er könne sich alles von ihnen nehmen, er solle sie nur am Leben lassen.

Mira M. und ihre Freunde erfuhren noch in der Nacht von dem Verbrechen: Zwei Streifenwagen der Bonner Polizei kamen an ihrem Lagerfeuer vorbei und warnten vor einem bewaffneten, dunkelhäutigen Mann, der eine Camperin vergewaltigt hatte.

Offenbar muss Eric X., nachdem er die junge Partygruppe verlassen hatte, in der Nähe einen jungen Fahrradfahrer bestohlen haben. Der 23-Jährige, der ebenfalls als Zeuge aussagte, hatte seine Camping-Ausrüstung kurzzeitig hinter einer Säule versteckt, um Feuerholz zu suchen.

Verschwunden waren nach seiner Rückkehr nicht nur der schwarz-graue Rucksack, den Eric D. bei seiner Festnahme eine Woche später, am 8. April, bei sich trug. Der 23-jährige Camper hatte darin neben selbst gebastelten Pfeilen, Trinkflasche und Wolldecken auch die 70 Zentimeter lange, „sichelartige Axtsäge mit hakenförmigem Griff“ verpackt, die später in der Nähe des Tatorts gefunden worden war.

„Ich habe sie auf der Straße gefunden“

Der Angeklagte hat bestritten, die Sachen gestohlen zu haben: „Ich habe sie auf der Straße gefunden.“ Auch beteuerte er erneut, nicht am Tatort gewesen zu sein: Wie seine DNA-Spur an die Frau gekommen ist, das sei ihm völlig unbegreiflich. Eine medizinische Gutachterin jedoch widerlegte Eric D.: Die Spermienspuren, die bei dem Opfer gesichert worden waren, seien mit größter Sicherheit vom Angeklagten.

Nur bei einem von drei Milliarden Menschen könnte sich der genetische Abdruck wiederholen.