Prozess vor Landgericht BonnEx-Freund wegen Vergewaltigung angeklagt
Bonn/Troisdorf – Eine richtige Geburtstags-Party konnte es wegen Corona nicht werden. Aber so ganz wollte die zweifache Mutter aufs Feiern nicht verzichten. Also lud sie am Vorabend ihres 30. Geburtstags ihren Ex-Freund ein. Der 29-Jährige, mit dem sie zahlreiche Krisen erlebt hatte, brachte nicht nur gute Laune, sondern auch Wein mit.
In der Nacht aber kippte die Stimmung: Er wollte Sex, sie nicht. Dann schlug er ihr mit der Faust ins Gesicht. Die Frau wehrte sich mit allen Mitteln, sie schlug und kratzte ihn, und riss ihm sogar eine Rastalocke aus. Ihre beiden Kinder, elf und acht Jahre alt, lagen im Zimmer nebenan. Später erzählte das Mädchen, es habe das Schreien der Mutter gehört, habe aber einfach versucht, zu schlafen. Denn Streit und auch Gewalt hatte es zwischen dem Paar bereits häufiger gegeben.
Vor dem Bonner Landgericht muss sich seit Dienstag der 29-jährige Migrant aus Westafrika wegen Vergewaltigung verantworten. Zu den Vorwürfen hat der Angeklagte sich nicht geäußert; nur zu seinem Lebensweg, vor allem der mehrjährigen Flucht des Dorfjungen aus Guinea-Bissau über Mali, Niger, Libyen, Italien nach Deutschland, wo er 2017 einen Asylantrag stellte.
Jugendamt erteilte dem Mann Hausverbot bei seinen Kindern
Vor einem afrikanischen Club in Köln lernte er 2018 die zweifache Mutter kennen, lebte fast zwei Jahre mit ihr und ihren Kindern, bis ihm das Jugendamt wegen Vernachlässigung der Kinder ein Hausverbot erteilte und das Paar sich trennte.
„Am Geburtstagsmorgen“, erinnerte sich 56-jährige Mutter des Opfers als Zeugin, „habe ich meine Tochter angerufen, um zu gratulieren“. Aber sie habe nur geweint und gesagt, dass es ihr schlecht gehe, der Ex habe sie verprügelt. Da sei sie hin, habe das zugeschwollene Auge der Tochter gesehen. „Da habe ich meine Tochter und ihre zwei Kinder geschnappt und bin mit ihnen zur Polizei.“ Erst viel später, fast widerwillig, habe die 30-Jährige erzählt, dass sie auch vergewaltigt worden sei.
Zwei Tage später wurde der Angeklagte festgenommen und sitzt seit Januar in Untersuchungshaft. Bereits dreimal war der Ex-Freund zuvor wegen gewalttätiger Übergriffe von der Freundin angezeigt worden. Die Ermittlungen jedoch wurden jedes Mal eingestellt; in zwei Fällen hatte die 30-Jährige die Strafanzeige zurückgezogen.
Richterin rät Angeklagtem dringend zur Aussage
Ob der Angeklagte sich zu einem Geständnis durchringt und damit der 30-Jährigen eine erneute Zeugenaussage erspart, ist noch offen. „Nach Aktenlage“, so die Kammervorsitzende am Dienstag, sollte er es dringend tun und sich damit auch einen Strafrabatt sichern. Denn die Beweise, nicht zuletzt die ausgerissene Haarlocke, seien erdrückend.