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Im Spiegel der SouvenirsSiebengebirgsmuseum erhält eine einzigartige Sammlung

Lesezeit 3 Minuten

Zur Sammlung gehören zudem rund 400 wertvolle Stiche.

Siebengebirge – Sven Ludwig war, so berichtet es sein heute 80 Jahre alter Vater Horst Ludwig, schon als Jugendlicher jedes Wochenende auf Flohmärkten zwischen Linz und Bonn unterwegs. „Er hat keinen ausgelassen.“ Sein Sohn habe gezielt nach Dingen gesucht, die irgendwie mit Königswinter zu tun hatten und die er dann in großen Schränken und Vitrinen in seiner Wohnung sammelte.

Viele der zahlreichen Stiche mit Darstellungen des Siebengebirges und der Region, die Sven Ludwig im Laufe von rund 40 Jahren als Sammler zusammentrug und die er als 15-Jähriger von seinem Taschengeld bezahlte, manchmal auch in Raten, wie sein Vater berichtete, schmückten die Wände in seiner Wohnung.

400 Holzstiche, Stahlstiche, Radierungen und Hunderte Souvenirs

„Als ich die Sammlung das erste Mal gesehen habe, war ich schon sehr, sehr beeindruckt“, sagte Dr. Sigrid Lange, die Leiterin des Siebengebirgsmuseums in der Altstadt von Königswinter. Rund 400 Holzstiche, Stahlstiche und Radierungen sowie Hunderte Souvenirs, die die ganze Bandbreite dessen umfassen, was Touristen dereinst von ihren Besuchen am sagenumwobenen, romantischen Drachenfels als Erinnerungsstück mit in die Heimat nehmen konnten, trug Sven Ludwig im Laufe der Jahre zusammen.

Hier ein Weinpokal mit eingravierten Reben und dem Schriftzug Königswinter.

Anfang des Jahres ist der Sammler und studierte Diplom-Biologe im Alter von nur 55 Jahren überraschend gestorben. Sein 80-jähriger Vater sagte, sein Sohn, der in der Altstadt geboren wurde und unter anderem im Kanuclub und im Karneval engagiert war, habe immer gesagt, er wolle seine Sammlung irgendwann, vielleicht wenn er in Pension ist, dem Siebengebirgsmuseum überlassen. „Zum Heimatverein Siebengebirge hatte er immer gute Kontakte.“

Ergänzung wichtiger Sammlungsgebiete

Horst Ludwig und seine Frau Marga haben in diesen Tagen den Wunsch ihres Sohnes in die Tat umgesetzt: Die Sammlung der Souvenirs haben sie dem Heimatverein Siebengebirge, dessen Fundus die Keimzelle des Museums ist, als Dauerleihgabe übergeben. Und die fast 400 Stiche haben die Erben dem Museum geschenkt und so zwei wichtige Sammlungsgebiete des Hauses ergänzt.

Verschiedene Souvenirs hat Sven Ludwig im Laufe von 40 Jahren gesammelt.

Ob Weinpokale mit eingravierten Reben und dem Schriftzug Königswinter, Aschenbecher mit Ansichten des Drachenfelsplateaus, kleine Anstecker, eine Armbanduhr mit dem Wappen Königswinters, ein Senftöpfchen für den Esstisch in Klo-Form, Schneekugeln oder Stocknägel für den Wanderstock – die von Sven Ludwig gesammelten Souvenirs stammen vor allem aus dem 20. Jahrhundert und dokumentieren nach Einschätzung von Sigrid Lange „ein breites Spektrum der Erinnerungskultur von Reisenden“.

Ansichten aus dem Siebengebirge und der rheinischen Umgebung

Aber auch Briefmarken und Fotos sowie Speisekarten gehören zur Sammlung. Die nach Schätzung von Sigrid Lange etwa aus dem Jahre 1915 stammende Karte des Kurhotels auf dem Petersberg bot dem Gast zum Beispiel „Rheinsalm gekocht oder vom Rost“ für fünf Mark oder „Kalbsnüßchen Clara – Vera – Maison – Maintenon“ für 3,50 Mark.

Aber auch Briefmarken und Fotos sowie Speisekarten gehören zur Sammlung.

Von großer wissenschaftlicher Bedeutung sind nach Einschätzung von Sigrid Lange die vielen von Sven Ludwig gesammelten Stiche mit Ansichten aus dem Siebengebirge und der rheinischen Umgebung, darunter die Godesburg, Stadtansichten von Bonn oder vom Kloster Heisterbach.

Wertvoll für Forschung und Dokumentation

Diese Bilder seien in der Vergangenheit beliebte Reiseandenken gewesen und wurden zum Teil auch in Zeitungen abgedruckt, sagt Lange. Sie dokumentierten aber vor allem den Wandel der Landschaften im Laufe der Jahrzehnte und zeigten mitunter Ort und Gebäude, die verschwunden sind.

Sven Ludwigs Vater Horst Ludwig und die Leiterin des Siebengebirgsmuseums, Dr. Sigrid Lange, präsentierten die neue Sammlung.

Die Stiche seien damit für die Forschung und die Dokumentation von großem Interesse, sagte die Museumsleiterin. Während ein Teil der Souvenirs schon in dem entsprechenden Ausstellungsteil des Museums im ersten Stock integriert wurde und Lange jetzt regelmäßig auf den Sven-Ludwig-Fundus zurückgreifen will, schließt sie nicht aus, dass längerfristig eine Sonderausstellung organisiert wird, die einen Teil der Stiche präsentiert.

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Einige ausgewählte Grafiken sollten ursprünglich vorübergehend (Lange: „Papier ist empfindlich“) im Foyer gezeigt werden, das Museum ist aber derzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen.

www.siebengebirgsmuseum.de