Vergewaltigung in der Siegaue„Der Angeklagte ist überdurchschnittlich gefährlich“
Bonn – Nach der Aussage des 23-jährigen Opfers zeigt sich der Angeklagte Eric D. erstmals ruhig und zurückhaltend.
Zuvor war der 31-Jährige immer wieder durch seine Impulsivität aufgefallen – so griff er in der JVA Köln-Ossendorf zunächst zwei Wärter an und diffamierte das Opfer später im laufenden Prozess, indem er die Vorwürfe gegen ihn trotz eindeutiger DNA-Beweise als „Lüge“ und „Märchengeschichte“ abtat.
Aussage des Opfers dauerte drei Stunden
Drei Stunden dauerte nun die Aussage des Opfers. Drei Stunden, in denen die Ereignisse der Horrornacht des 2. April vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts noch einmal aufgerollt wurden. Gegen 0.15 Uhr soll Eric D. laut Oberstaatsanwältin Claudia Trauzettel das Zelt eines Freiburger Paares mit einer Astsäge aufgeschlitzt und die beiden bedroht und um sechs Euro und eine Lautsprecherbox erleichtert haben.
Danach soll er die Studentin rund zehn Meter vom Zelt entfernt vergewaltigt haben, mit der Astsäge griffbereit neben sich. Der 26-jährige Freund des Opfers musste das Verbrechen im Zelt mitanhören, ohne eingreifen zu können.
In der vergangenen Woche hatte eine Beamte der Kriminalpolizei vor Gericht ausgesagt, die Studentin hätte sich geistesgegenwärtig verhalten: Sie hatte sich dem Täter widerstandslos ergeben und ihren Freund beim Verlassen des Zeltes aufgefordert, sein Messer stecken zu lassen und die Polizei zu alarmieren.
Stimme wieder erkannt
Der 26-Jährige war letzte Woche auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen worden. Er will sowohl die Stimme als auch das afrikanisch gefärbte Englisch des 31-jährigen Ghanaer klar erkannt haben.
Dieser widersprach daraufhin erneut dem Gutachten des Landeskriminalamtes, laut dem Spermienspuren am Vergewaltigungsopfer gefunden wurden, die – so die Gutachterin – mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Milliarden zu Eins Eric D. zuzuordnen sind.Was nun bei der Aussage des Opfers gesagt wurde blieb hinter verschlossenen Türen.
Dass die Schilderungen der Studentin möglicherweise Eindruck bei dem Flüchtling aus Ghana hinterlassen haben, zeigte sich bei der Aussage des Gutachters Dr. Wolfgang Schwachula im Anschluss.
Eric D. sah den Chefarzt der LVR-Klinik Langenfeld zunächst noch direkt an, ließ dann aber den Kopf hängen und wischte sich Tränen mit seinem Hemd aus den Augen. Ob das nun Anzeichen von Reue oder vielmehr Ausdruck seiner psychischen Lage ist, bleibt ungewiss.
Einblicke gab jedoch das Gutachten: „Beim Angeklagten lässt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen seinem Verhalten und dem Anlass für eine Handlung feststellen, also zwischen dem, was ist, und dem, was er gerne hätte.“
Aufgewachsen in verhältnismäßig luxuriösen Verhältnissen
Die Gründe dafür lägen in seiner Vergangenheit. Aufgewachsen ist Eric D. in verhältnismäßig luxuriösen Verhältnissen als Sohn eines Plantagenbesitzers und in der „Rolle des Prinzen“ – so Schwachula – der seinen Vater einmal beerben sollte. Nach dem Tod des Vaters kam es zum Streit in der Familie, der blutig endete: Der 31-Jährige soll seinen Schwager erschlagen haben und floh daraufhin.
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In den Gesprächen mit D. habe sich nun gezeigt, dass dieser sowohl emotional instabil als auch narzisstisch veranlagt sei. Das Fazit des Gutachters: „Die Gespräche und auch das Vorgehen während der Tat zeigen, dass der Angeklagte voll schuldfähig und darüber hinaus überdurchschnittlich gefährlich ist.“
Eine Therapie schloss Schwachula indes aus, da sich der 31-Jährige eher verschlossen und uneinsichtig zeige. Ein Urteil soll dem Vernehmen nach noch diese Woche fallen.