Sanierung mit AbstrichenStadt Bornheim macht Rolle rückwärts beim maroden Stadion
Bornheim – Eigentlich sollte das marode Franz-Farnschläder-Stadion in Bornheim bei laufendem Betrieb in mehreren Abschnitten saniert werden. Die Kosten wollte man über die Jahre 2022 bis 2025 verteilen. Aber es kam anders. Exorbitant steigende Bau- und Energiekosten sowie die Empfehlungen zweier Planungsbüros, besser in einem Rutsch zu sanieren, haben zum Umdenken geführt. Der Bornheimer Haupt- und Finanzausschuss (HFA) hat jetzt mit großer Mehrheit diese Vorgehensweise beschlossen.
„Die Sanierung des Stadions ist seit zehn Jahren überfällig. Es ist ein Wunder, dass wir es überhaupt noch nutzen können“, meinte Sport- und Kulturamtsleiter Willi Over. 1979 war das errichteten Franz-Farnschläder-Stadion an der Wallrafstraße erbaut worden. Läuft alles nach Plan, könnte die Sanierung Ende 2023, also in eineinhalb Jahren, abgeschlossen sein, meinte Gregor Tollens vom Umwelt- und Grünflächenamt gegenüber dieser Zeitung. Zunächst müssen die Arbeiten europaweit ausgeschrieben und muss ein Generalunternehmer – so möchte es die Politik – gefunden werden.
Stadt hebt Beschluss vom Februar auf
Erst im Februar hatte der Hauptausschuss beschlossen, die in die Jahre gekommene Sportanlage in mehreren Bauabschnitten zu erneuern. Im Mai kam im Sport- und Ehrenamtsausschuss die Kehrtwende, nachdem die beiden Planungsbüros unabhängig voneinander dazu geraten hatten, besser an einem Stück zu sanieren, da nicht zuletzt bedingt durch den Ukraine-Krieg die Energie- und Baustoffkosten wohl weiter explodieren werden.
Zur Erinnerung: Im Oktober 2021 ging die Verwaltung noch von Baukosten in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro aus, aktuell liegt die Schätzung bei 3,1 Millionen Euro. Werde in einem Bauabschnitt saniert, spare dies Geld für Materialien, Geräte und Personal. „Aufgrund der anhaltend gestörten Marktlage ist auch eine verlässliche und belastbare Kostenkalkulation über den Planungszeitraum bis zum Abschluss der Sanierung im Jahr 2025 nicht möglich“, schreibt denn auch die Verwaltung. Nun hob die Politik den Beschluss vom Februar wieder auf.
Gleichzeitig wird auch auf einige Sanierungsmaßnahmen verzichtet, um Kosten zu sparen. Wie Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) bereits mehrfach im Rat und in den Gremien betonte, seien sämtliche städtischen Baumaßnahmen von den steigenden Kosten betroffen und gehörten alle auf den Prüfstand. Insgesamt veranschlagt die Verwaltung nun 3,1 Millionen Euro für die Arbeiten an dem Stadion.
Keine Parkplatzsanierung – kein Besprechungsraum
Durch den Verzicht auf die Grundsanierung des mittleren Parkplatzes, der derzeit mit einer Schotterschicht bedeckt ist, und den Bau eines Besprechungsraumes sowie auf den kompletten Ausbau einer Flutlichtanlage können knapp 490.000 Euro eingespart werden. Es sollen aber Vorbereitungen getroffen werden, um eventuell später eine neue Flutlichtanlage zu installieren. Laufbahn, Tribünen und das Sportfeld werden wie geplant saniert und zudem sanitäre Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gebaut.
Auch ein Beachvolleyballfeld soll im nördlichen Bereich entstehen. Dort befindet sich derzeit noch eine größere Fläche mit Kunststoffelementen. Diese sollten ursprünglich komplett erneuert werden.
Da die Kunststoffpreise ebenfalls in die Höhe schnellen, schlug die Verwaltung vor, die ursprüngliche Fläche zu Gunsten eines Beachvolleybaldfeldes zu reduzieren. Dies sei laut Over sogar günstiger, als das gesamte Nordareal zu erneuern.
Stadt weicht bereits auf Brühler Stadion aus
Bürgermeister Becker erläuterte, dass die Stadt als Schulträger dafür verantwortlich sei, dass im Zuge der Daseinsvorsorge ein funktionstüchtiges Stadion zur Verfügung stehe. Genutzt werde dies nicht nur von den rund 3000 Schülerinnen und Schülern, sondern auch für den Vereinssport.
Um Sportprüfungen etwa für das Abitur abzuhalten, weiche die Stadt laut Willi Over bereits auf das Stadion in Brühl aus. Im Gespräch sei die Stadt auch mit Wesseling, um dort das Ulrike-Meyfarth-Stadion mit nutzen zu können.
Michael Söllheim (CDU) lobte die Ideen der Verwaltung und die Einsparungsvorschläge. Dies werde auch für die anstehenden Beratungen für den Doppelhaushalt 2023/24 wichtig: „Wir müssen überlegen, was wir investieren können, wo wir einsparen können und was wir verschieben.“
Er warnte aber auch davor, zu viel einzusparen, damit die Stadt in zwei bis drei Jahren nicht draufzahlen müsse. Joachim Vieritz (Grüne) bewertete das Konzept der Verwaltung als „finanziell schlüssig“ und hielt den Verzicht auf einige Maßnahmen ebenfalls für sinnvoll: „Wir brauchen das Stadion dringend für den Schul- und Vereinssport und wollen nicht abwarten, bis es teurer wird.“
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Auch Wilfried Hanft (SPD) befürwortete die Sanierung „in einem Rutsch“, alles andere wäre aus seiner Sicht fahrlässig. Matthias Kabon (FDP) trug ebenfalls den Antrag mit und betonte, dass es wichtig sei, dass die Stadt einen Generalunternehmer anheuere, um dadurch Kosten zu minimieren.
Die UWG tat sich schwer, jetzt schon der Sanierung zuzustimmen: „Wir wollen den Haushaltsberatungen nicht vorgreifen, da wir so viele Projekte vor der Brust haben und würden die Entscheidung gerne erst im Rahmen der Haushaltsberatungen fällen“, meinte Dirk König.