Studie zur Rheinspange 553Gutachter präferieren Tunnel bei Widdig
Bornheim – Tunnelvarianten würden sich am wenigsten stark auf die Umweltbelange auswirken, weit weniger als Brückenlösungen. Zu diesem Ergebnis kommt die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) zur geplanten „Rheinspange 553“, die jetzt vorliegt. Für die Studie wurden für alle zwölf Varianten verkehrliche Tagesbelastungen hergeleitet und die zu erwartenden Veränderungen der CO2-Emissionen berechnet. Präferenz-Varianten haben die Gutachter auch ausgemacht: Vorne steht die Variante 10T bei Widdig mit einem rund drei Kilometer langen Rheintunnel südlich von Niederkassel, dicht gefolgt von den Tunnelvarianten 7T und 6aT, die beide eine neue Anschlussstelle bei Wesseling erfordern.
Per Videokonferenz wurden dem Dialogforum zum Projekt „Rheinspange 553“ von der Autobahn GmbH und dem Gutachterbüro Cochet Consult die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsstudie vorgestellt. Um die Variante der Rheinquerung zu finden, die die Umwelt noch am wenigsten belastet, wurden alle zwölf darauf überprüft, wie sie sich auf bestimmte Schutzgüter auswirken: auf Menschen, Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt, auf Böden, Wasser, Luft, Klima, das Landschaftsbild und das kulturelle Erbe. Gibt es Konflikte mit der Bauleitplanung? Mit Wasserschutzgebieten? Zerschneidet die Variante Lebensräume von Tieren? Fragen wie diese sollte das Gutachten beantworten.
Hohe Versiegelung, Verlust von guten Böden
Fest steht für die Experten: „Der Untersuchungsraum ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nahezu flächendeckend durch hohe bis sehr hohe Raumwiderstände gegenüber dem geplanten Vorhaben gekennzeichnet.“ Alle Varianten seien mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt verbunden, allen gemein ist eine „umfangreiche Bodenversiegelung und die hohe Inanspruchnahme von landwirtschaftlich wertvollen Böden“, sie zerschneiden Lebensräume von artenschutzrechtlich relevanten Feldvögeln und der Wechselkröte.
Variante 10T
Südvariante, die die Anschlusspunkte W4 auf der linksrheinischen Seite an der A555 und O5 auf der rechtsrheinischen Seite an der A59 verbindet. Der Anschlusspunkt W4 ist der südlichste der vier Anschlusspunkte auf der linksrheinischen Seite, etwa 2,5 Kilometer südlich der heutigen Anschlussstelle Wesseling. Im Gegensatz zu den anderen Anschlusspunktenauf der linksrheinischen Seite kann bei diesem Anschlusspunkt die Anschlussstelle Wesseling bestehen bleiben. Als Rheinquerung ist ein Tunnel vorgesehen, der den Rhein zwischen den Ortsteilen Niederkassel und Rheidt quert.Zahlen: Länge 7,7 Kilometer, Bauzeit: zirka 8 Jahre, Kosten: geschätzt rund 878 Millionen Euro, Trasse: Von einem neuen Autobahnknoten A555 bei Widdig (W4) zu einem neuen Autobahnknoten zur A59 bei der AS Spich,
Umwelt: mittlere Beeinträchtigung von unzerschnittenen, verkehrsarmen Räumen
Was die Brücken-Varianten angeht, so stellten die Planungen 6aB und 6bB (von einem neuen Autobahnknoten A555 bei der AS Wesseling zu einem neuen Autobahnknoten an der A59 in Höhe der Spicher Seen) noch die günstigsten Alternativen da, zumal sie zu keinen erheblichen Beeinträchtigungen des Flora-Fauna-Habitat-Gebietes (FFH) „Rhein-Fischschutzzonen zwischen Emmerich und Bad Honnef“ führten. Alle anderen Brücken-Varianten „verursachen erhebliche Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes“, schreiben die Gutachter, bei fünf Brücken-Varianten wäre deswegen sogar ein FFH-Ausnahmeverfahren erforderlich.
Mit dieser Studie liege eine umweltfachliche Bewertung aller vertieft zu prüfenden Varianten vor, es ergebe sich eine Rangfolge der Varianten nach Umweltgesichtspunkten. Das bedeutet aber nicht, dass jetzt schon die Vorzugsvariante gefunden und über die Trassenführung entschieden ist: „Diese Rangfolge aus Umweltsicht ist bei der Ermittlung einer Vorzugsvariante nicht alleine maßgebend. Daher kann die umweltfachlich ,beste’ Variante von der gesamtplanerischen Vorzugsvariante abweichen“, heißt es von der Autobahn GmbH.
Wenig überrascht vom Ergebnis der Studie zeigt sich Norbert Kemmer von der Bürgerinitiative BI „Nein zur Rheinspange, Ja zur Nulllösung“ aus Widdig.
„Erneut wurde bestätigt, das alle Varianten für die Umwelt eine hohe bis sehr hohe dauerhafte Belastung darstellen. Dies Bestätigt unsere Forderung nach einer Nulllösung und Verkehrswende. Für die Umwelt sind Naturschutzgebiete und Wohnbebauung kritische Faktoren. So ist es nicht verwunderlich, dass die Tunnelvarianten die vorderen Plätze belegen, allen voran die Widdiger Variante 10T. Die Gefährdungen der Trinkwassergewinnung werden dabei nicht als kritisch dargestellt, obwohl diese Tunnel linksrheinisch auf ganzer Länge in der Trinkwasserschutzone verläuft.
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Die etwa vier Mal teureren Tunnelvarianten müssen wie alle Varianten ihre Wirtschaftlichkeit nachweisen“, sagte Kemmer gegenüber der Rundschau. Die Tunnellösungen der A1/A3 durch Leverkusen fanden laut Kemmer keine Berücksichtigung.
Bei den Brückenvarianten belegen die Trassen zwischen Shell in Wesseling und Urfeld die vorderen Plätze. „Diese Varianten erfordern eine Verschiebung der Autobahn Anschlussstelle nach Widdig. Ob die neuen, zirka zwei Kilometer langen Zubringerstraßen hinreichend berücksichtigt sind, werden wir prüfen“, kündigt Norbert Kemmer an. „Die von vielen favorisierte Querung bei Godorf landete auf den letzten Plätzen.“