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Coronakrise im Rhein-Sieg-KreisDie Jagd nach der Rolle

Lesezeit 3 Minuten

Auf der Suche nach Toilettenpapier wurde Reporter Klaus Heuschötter in einer Tankstelle endlich fündig.

  1. Toilettenpapier ist in diesen Tagen ein rares Gut.
  2. Wir haben uns im ganzen Rhein-Sieg-Kreis auf die Suche nach dem weißen Gold gemacht.
  3. Mit einem ungewöhnlichen FInale.

Hennef/Eitorf/Windeck – Das allerletzte Blatt ist abgewickelt, jetzt gibt es nur noch die eiserne Reserve im Auto. Auf dem Hutbrett steht die grün-weiß umhäkelte Rolle, einst ein Scherzgeschenk, nun fast ein Schatz. Seit etliche Menschen wegen der Pandemie hamstern, ist Toilettenpapier kaum mehr zu haben. Um 11.15 Uhr beginnt meine Jagd nach der Rolle.

Via Facebook erreicht mich ein Tipp: Aldi an der Autobahnabfahrt Hennef-Ost soll heute eine neue Lieferung bekommen. Also geht’s zuerst dahin. Fünf Minuten später stehe ich jedoch vor einem leeren Regal. Das war wohl nichts. „Hat es Zweck, später noch mal vorbeizukommen wegen Toilettenpapier?“, frage ich an der Kasse. „Nein“, lautet die ehrliche Antwort, „wir bestellen immer, aber dann kommt leider die Enttäuschung, das ist jetzt überall so“.

Ein vergeblicher Einkaufsversuch: Wo sich vor Corona die Rollen stapelten, herrscht gähnende Leere.

Tatsächlich ist der begehrte Artikel auch im sonst sehr gut sortierten Rewe-Supermarkt – hier gab es sogar ein Sonderangebot – restlos vergriffen. Das konnten auch Hinweise, dass die Ware nur in haushaltsüblichen Mengen abgegeben werde, und die kontrollierende Security an den Kassen nicht verhindern. „Leute haben sich schon gegenseitig angeschrien“, erzählt mir Marktleiter Halit Rexhepi von wahren „Kämpfen“ ums Klopapier, man räume erst gar nicht von der Palette ins Regal. Ein Fehler sei es indes, eine komplette Lieferung ins Geschäft zu stellen. „Wir machen das peu à peu“, auch der Kunde, der nachmittags komme, solle eine Chance haben.

Meine nächste Chance wittere ich im dünner besiedelten, ländlichen Raum. Vielleicht habe ich ja in Uckerath Glück. Aber ein Schild hinter der Schiebetür des dortigen dm-Markts raubt diese Hoffnung: „Wir haben zurzeit kein Toilettenpapier mehr vorrätig.“

In den Supermärkten und bei Discountern ist trotz „Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen“ das Toilettenpapier schnell vergriffen.

Im Edeka-Supermarkt gegenüber herrscht der gleiche Mangel, und ich greife, der Verzweiflung nahe, nach der Alternative: Um demnächst nicht mit leeren Händen dazusitzen, kaufe ich für 1,45 Euro ein Doppelpäckchen feuchtes Papier, zweimal 70 Blatt, „pH-hautneutral“ und „biologisch abbaubar“.

Zwölf Uhr mittags ist längst durch, als ich nach Eitorf fahre und den Rewe-Markt im Gewerbegebiet „Im Auel“ ansteuere – allerdings wieder vergeblich. Es geht weiter die Sieg aufwärts ins bislang – wenn man der Infektionsstatistik glauben darf – coronavirenfreie Windecker Ländchen. Im Dattenfelder Netto-Geschäft ist die Lage in nur zwei Sekunden gecheckt: „Klopapier?“ Der Kassierer schüttelt den Kopf.

Auf dem Hutbrett im Auto steht, schön umhäkelt, die eiserne Reserve.

Wohin denn jetzt noch? In Imhausen gab es einmal einen Tante-Emma-Laden, erinnere ich mich, doch der dürfte inzwischen Geschichte sein. Nach anderthalb Stunden und mehr als 40 Kilometern Fahrt entscheide ich mich kurz vor Schladern, das Unternehmen Klopapier für heute aufzugeben.

Keine Feuchttücher

Küchenrollen, Taschentücher oder Feuchttücher seien keine Alternative zu Toilettenpapier, teilt die Verbraucherzentrale NRW mit. Diese Haushaltspapiere könnten aufgrund ihrer großen und festen Beschaffenheit die Toiletten verstopfen. Feuchttücher enthielten neben Papier zudem auch Kunstfasern, die nicht ins Abwasser gelangen sollten. (gvn)

Zum Trost gönne ich mir im Shop der Tamoil -Tankstelle an der Präsidentenbrücke einen Milchkaffee. „Nach Toilettenpapier brauche ich hier wohl nicht zu fragen“, sage ich beim Bezahlen eher beiläufig. „Klar verkaufen wir Toilettenpapier“, meint die Kassiererin. Ich schaue die Frau ungläubig an. „Steht da hinten im Regal gegenüber der Kühltheke“, sagt sie. Kann das wirklich wahr sein? Es ist wahr: Zwei Zweier-Packungen liegen auf dem unteren Bord. Der stolze Preis von 2,50 Euro für zwei Rollen, immerhin vierlagig und „ultra-soft“, hält mich natürlich nicht davon ab, zuzugreifen. Ich kaufe eine Packung, die andere lasse ich für den nächsten Glücklichen liegen.

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So hat dieser Tag doch noch ein Happy End. Wer hätte vor zwei Wochen gedacht, dass man sich so über Klopapier freuen kann?