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Kabarett in HerchenBarbara Ruscher glänzte in Windeck als Meisterin des Mienenspiels

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau mit langen blonden Haaren, roter Bluse und schwarzem Rock steht auf einer Treppe und lächelt.

Auf dem Weg zum Auftritt in der Mansarde: Barbara Ruscher im „Haus des Gastes“ in Windeck-Herchen.

Der Windecker Matineeverein hatte die Kölner Comedian Barbara Ruscher zu Gast. Die lieferte im Solo „Mutter ist die Bestie“ Pointen Schlag auf Schlag.

„Ein neues Gesicht auf unserer Bühne, aber keine Unbekannte“, kündigte die Vorsitzende des Windecker Matineevereins, Jutta Kranz-Plote, an. Mit „Sitting Ovations“ wurde die Kabarettistin Barbara Ruscher in der Mansarde des „Haus des Gastes“ empfangen.

Starke Bühnenpräsenz durch ausgeprägte Mimik

Die 56-Jährige, Erkennungszeichen hellblondes langes Haar, breites, rotes Haarband, fing die 160 Besucherinnen und Besucher sogleich mit einer Würdigung des Ortes ein: „Ich begrüße Sie in der Carnegie Hall von Windeck-Herchen.“ Zum Warm-up gehörten außerdem die Fragen „Wer hat Kinder?“, „Wer hat keine Kinder?“ und, da einige noch nicht aufgezeigt hatten: „Der Rest ist schwanger?“

Eine Frau steht auf einer Bühne und spricht.

Die Vorsitzende des Windecker Matineevereins, Jutta Kranz-Plote, moderierte die Künstlerin an.

Nicht zuletzt durch ausgeprägte Mimik erreicht die altgediente Comedian („Ich mache das jetzt seit 26 Jahren“) eine starke Bühnenpräsenz. Augen verdrehen, Nase rümpfen, Lippen zusammenpressen, übers ganze Gesicht strahlen – das beherrscht sie perfekt. Dank des intimen Rahmens mit einer extrem kurzen Distanz zwischen Podium und Publikum war dieses Mienenspiel äußerst wirksam. Jede Anspielung, jede kleine Spitze wurde mit Lachern quittiert. Und Ruscher lieferte zwei Stunden lang Schlag auf Schlag.

Sieben besetzte Stuhlreichen unter einer Dachstuhldecke.

Vollbesetzt war das Dachgeschoss im „Haus des Gastes“ in Windeck-Herchen.

In ihrem Solo „Mutter ist die Bestie“ seziert sie mit Vorliebe, wortwitzgewaltig und oft mit Selbstironie hippe Marotten der Menschen in ihrem „Öko-Akademiker-Viertel“ Köln-Sülz. „Haben Sie das hier auch? Herchen-Süd oder so?“ Köstlich macht sie sich über Fitness-Tracker am Joggerarm, Möhren-Dinkel-Muffins, Gemüsekistenabonnenten, Stand-up-Paddling und Fahrer von E-Bikes („Ü-40-Drohnen“) und Liegerädern lustig. Männer und Frauen bekommen da gleichermaßen ihr Fett weg, wie auch Jungs mit Männerdutt auf dem Kopf: „Sieht ja so aus wie ein zugeknoteter Hundekotbeutel.“

Für Abwechslung sorgen die musikalisch dargebrachten Pointen, wobei Ruscher neben Flügel und Ukele bisweilen eine Luftpumpe und zwei kleine Plastikflaschen als Instrumente reichen.

Da bin ich als Frau emotional nah am Mittelfinger gebaut
Barbara Ruscher, Kabarettistin

Zwischen viel Alltagscomedy auf familiären Feld flocht die zweifache Mutter immer wieder Gesellschaftskritisches und Politisches ein, insbesondere, wenn es um Rückständigkeiten in der Gleichberechtigung der Geschlechter geht. „Da bin ich als Frau emotional nah am Mittelfinger gebaut“, kommentierte Ruscher zum Beispiel, dass Skispringerinnen für Siege Shampoo und Handtücher bekämen statt Geldprämien wie bei den Skispringern. Auf Reiche, die ihr Vermögen ins Ausland bringen, hat sie ein mit süß-saurer Verachtung gespicktes Steueroasen-Lied geschrieben, das vom Publikum zur Melodie von „Guantanamera“ gern mitgesungen wurde.

Auch stichelt die Mutter-Bestie hier und da gegen Nazis, indem sie etwa einen Geldbetrag („für die rechts außen“) in Reichsmark umrechnet. Und den Unterschied zwischen Trump-Amerika und Joghurt erklärt sie so: „Wenn man Joghurt 200 Jahre alleine lässt, entwickelt sich eine Kultur.“


Das weitere Programm in Windeck-Herchen

Der Auftritt von Barbara Ruscher war die zweite Veranstaltung in der aktuellen Kunst-Kultur-Kabarett-Abo-Reihe des Windecker Matineevereins. Im Februar war Jürgen Becker im Herchener „Haus des Gastes“, Siegtalstraße 39. Es folgen Matthias Brodowy am Samstag, 26. April, 20 Uhr, und Matthias Ningel Samstag, 14. Juni, 20 Uhr. Eine Einzelkarte kostet 25 Euro.

Sonderveranstaltungen außerhalb der Abo-Reihe sind am Dienstag, 8. April, 10 Uhr, ein Kindertheaterstück mit den „Clownixen“ und am Samstag, 25. Mai, 19 Uhr, ein Abend mit Anna Hüsch, die Gedichte, Texte und Lieder ihres 2005 gestorbenen Vaters Hanns Dieter Hüsch präsentiert, der einst den Matineeverein ans Laufen gebracht hat und im Mai 100 Jahre alt geworden wäre.