BauvorhabenZwischenlager für Klärschlamm soll in Eitorf entstehen
- Kläranlagen filtern Abwasser, sodass es wieder aufbereitet werden kann.
- Aber wohin damit, was nach der Klärung übrigbleibt? Bisher wurde der Klärschlamm in einer Halle in Süddeutschland gelagert.
- Ein Kooperation zwischen mehreren Stadtentwässerungsbetrieben soll sich mit der Frage beschäftigen, was mit den Rückständen passiert.
Eitorf – Wohin mit dem Klärschlamm? Diese Frage beschäftigt derzeit die Kommunen, denn die bisherige Praxis, die Rückstände aus den Kläranlagen zu pressen, zu trocknen und als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen zu verteilen, ist nach einer Gesetzesänderung im Jahr 2017 nicht mehr so einfach weiterzuführen.
Bis zu 260 Liter Abwasser pro Sekunde können in der vor rund 15 Jahren modernisierten Eitorfer Kläranlage in einem speziellen Membransystem gereinigt werden. Zurück bleibt Klärschlamm: Im Jahr 2017 fielen in der Eitorfer Kläranlage 952 Tonnen Rückstände an, gepresst und getrocknet wogen sie immerhin noch 238 Tonnen.
Für die Zukunft, so die Prognose aus den Werken, müsse man aber mit einem Anstieg der Menge auf gut 1200 Tonnen (macht etwa 300 Tonnen getrockneter Rückstände) rechnen. Denn aufgrund von Bevölkerungszuwachs und zusätzlicher Produktionsabwässer von ortsansässigen Gewerbebetrieben steige die zu reinigende Abwassermenge stetig.
Externer Dienstleister
Bislang war die Pressung der Klärschlämme und deren Verwertung jedes Jahr an einen externen Dienstleister vergeben worden. Nach der Gesetzesänderung aber sind nun ab einer bestimmten Größe eines Klärwerks spezielle Zwischendeponien notwendig, wo das getrocknete Material von Herbst bis Frühjahr gelagert werden kann.
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In dieser Zeit nämlich ist seit der Novellierung der Klärschlamm- und Düngeverordnung die Aufbringung als Dünger auf landwirtschaftliche Flächen untersagt. Die im Jahr 2005 für sechs Millionen Euro erweiterte Eitorfer Kläranlage kann das Abwasser von 46 500 Einwohnern reinigen. Damit fällt sie zwar unter die gesetzliche Grenze, die Beschränkungen für die landwirtschaftliche Verwertung erst ab einer Anlagengröße für 50 000 Einwohner vorschreibt – den Klärschlamm wird man an der Oberen Sieg trotzdem nicht mehr so einfach los. Entsorgungsfirmen haben keine entsprechenden Zwischenlager und nehmen kaum noch Aufträge an.
Verbrennungsanlagen haben kaum noch Kapazitäten
Ein Ausschreibungsverfahren der Gemeinde verlief ergebnislos. Spezielle Verbrennungsanlagen haben kaum noch Kapazitäten, auch das Mitverfeuern in Müllverbrennungsanlagen oder Braunkohlekraftwerken ist nicht so einfach. Daher hat man in Eitorf nun beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: Ein eigenes Zwischenlager soll auf dem Gelände der Kläranlage gebaut werden, das bis zu 1200 Tonnen gepressten Klärschlamm aufnehmen kann. Für den Bau der 25 Meter mal 40 Meter großen, halb offenen Halle sind rund 1,1 Millionen Euro veranschlagt.
Verbände wollen zusammenarbeiten
Zur Klärschlammkooperation Rheinland (KKR) wollen sich die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, der Erftverband, der Wasserverband Eifel-Rur sowie der Niersverband zusammenschließen. Die endgültige Festlegung der Vertragspartner soll Ende des Jahres feststehen. Für die gemeinsame Entsorgung soll eine öffentlich-rechtliche Beteiligungsgesellschaft gegründet werden. Auch kleine, nicht verbandsgebundene Kommunen dürfen mitmachen, allerdings müssen sie sich für einen langen Zeitraum – mindestens 30 Jahre – und ohne Ausstiegsmöglichkeit binden. Außer Eitorf haben auch die Städte Hennef, Sankt Augustin, Troisdorf, Windeck, Königswinter und Niederkassel Interesse bekundet, in die KKR aufgenommen zu werden. Niederkassel exportiert derzeit einmal in der Woche etwa 26 Tonnen ausgepresste Rückstände aus der Kläranlage nach Tschechien, der Vertrag läuft bis März 2020. (seb)
Besondere Vorkehrungen müssen getroffen werden, damit weder Klärschlamm noch Sickerwasser in den Boden gelangt. Anfang bis Mitte 2021 soll das Zwischenlager fertig sein. Aber das Entsorgungsproblem ist damit immer noch nicht gelöst, wie Breuer betonte: Ein Zwischenlager ersetze keinesfalls die endgültige Verwertung. Und weil die im Verbund einfacher zu bewerkstelligen ist, hat der Rat der Sieggemeinde nun einstimmig beschlossen, der Klärschlammkooperation Rheinland (KKR) beizutreten.
Entsorgung liegt bei der RSAG
Das sei sowohl aus ökologischer wie auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Die RSAG ist dabei für die Entsorgung des Klärschlamms zuständig. Dafür soll eine Verbrennungsanlage speziell für Klärschlämme auf 5000 bis10 000 Quadratmetern im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gebaut werden. Der genaue Standort soll noch in diesem Herbst festgelegt werden.
Etwa 100 Kilometer entfernt wird die voraussichtlich im Jahr 2029 in Betrieb gehende Anlage aber von Eitorf sein. Auf die Höhe der Verbrennungs- und Transportkosten wird das aber keinen Einfluss haben. Denn die sollen solidarisch sein, jeder Vertragspartner wird voraussichtlich einen Entsorgungspreis von rund 270 Euro pro Tonne getrockneter Klärschlämme zahlen.
Dafür muss sich Eitorf jedoch langfristig, möglicherweise sogar dauerhaft an die KKR binden. „Sehr intensiv“ habe man sich mit Lösungen des Klärschlammproblems befasst, so der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach. „Abschließend sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Beteiligung an der KKR nach Lage der Dinge die vorteilhafteste ist.“