Til Schweiger und „Babylon Berlin“ nutzten das ehemalige Sanatorium als Kulisse für Dreharbeiten. Jetzt wird über eine Nachnutzung diskutiert.
Bekannt aus „Babylon Berlin“Altes Waldkrankenhaus in Windeck könnte Vorzeigeprojekt werden
„Das Waldkrankenhaus liegt im Dornröschenschlaf.“ So nennt Sigrid Krebs, Pressesprecherin der Kliniken der Stadt Köln, den Zustand der seit 22 Jahren geschlossenen ehemaligen Lungenheilanstalt in Rosbach. Viele Ideen gab es für eine Nachnutzung der insgesamt 6000 Quadratmeter großen Immobilie, von einer forensischen Klinik bis zu alternativen Wohnformen.
Filmteams nutzen das denkmalgeschützte Hauptgebäude von 1902 als Kulisse. Til Schweiger drehte gleich zweimal hier, die Filme „Barfuß“ (2005) und „Die Rettung der uns bekannten Welt“ (2021), auch die Serie „Babylon Berlin“ nutzte Räume für einige Szenen aus der vierten Staffel. „Dafür haben sie ein Zimmer komplett pink gestrichen“, berichtet Krebs.
Der Park des Waldkrankenhauses Windeck ist 12.000 Quadratmeter groß
Das musste das Filmteam nach Abschluss der Dreharbeiten wieder rückgängig machen, manchmal dürften Anstriche in gedeckten Farben aber bleiben, berichtet sie und zeigt eine solche Wand in einem der Patientenzimmer, in denen früher bis zu neun Betten standen.
Wie ein Tor zur Vergangenheit mutet der lange Flur mit den Bögen an, von dem die Patienten- und Arztzimmer abgehen. Durch Türen sind sie miteinander verbunden. Dazwischen liegen breite Gänge, früher zum 12.000 Quadratmeter großen Park hin offen, heute mit Fenstern verschlossen, in denen die Tuberkulosekranken auf Liegen an der frischen Luft ruhten. Röntgenräume, Badezimmer, Umkleiden, ein Steinboden mit Intarsien, die Treppenstufen so bemessen, dass die Lungenkranken sie gut hinaufsteigen konnten. Hier steht eine alte Patientenliege aus Metall, dort hängt noch ein gerüschter Vorhang am Fenster, von der Decke blättert Putz, die Heizung bollert: Köln kümmere sich um das alte Haus, betont Krebs.
Die Kliniken wünschten sich aber einen neuen Eigentümer und eine neue Zukunft für das geschichtsträchtige Haus. Der Verkaufspreis: ein symbolischer Euro. „Aber man muss in energetische Sanierung, Brandschutz, Wasserversorgung und Kanalisation investieren.“ Wohnen könne man sich vorstellen, so Krebs, Projekte für die Altersgruppe 60 plus.
Damit trifft sie den Nerv von Dr. Reimar Molitor, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Region Köln/Bonn und Geschäftsführer der Regionale 2025: „Wir glauben, dass das eine tolle Immobilie ist, zentral und ganz besonders.“ Die Regionale sei willens, bei dem Konversionsprojekt zu helfen. Gut vorstellen könne er sich kleine Wohneinheiten für Menschen, die ihre Arbeit mit nach Hause nähmen, sagt Molitor, altersgerechtes Wohnen und Werkswohnungen für die großen Firmen in der Region. „Da sehe ich einen Riesen-Markt.“
Windeck: Wohnraumbedarf steigt, besonders nach altersgerechten Wohnungen
Auch Udo Buschmann, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Köln, der mit Molitor zum Frühjahrsempfang der Gemeinde Windeck ins Waldkrankenhaus kam, sieht Potenzial in der Immobilie ebenso wie in der Kommune selbst. Der Wohnraumbedarf steige, besonders der nach altersgerechten Wohnungen. Er sieht Windeck als „Gunstraum“, in Köln und Bonn seien die Preise mittlerweile zu hoch.
Gelinge es, das Waldkrankenhaus in Wohnraum umzuwandeln, profitierten auch die Gemeinde und die Region, sind Buschmann und Molitor sicher. Das zeigten andere, bereits erfolgreich abgeschlossene Projekte dieser Art, so Molitor: „Dann gibt es auch mehr Arbeitsplätze und mehr Einwohner.“
Das hörten Bürgermeisterin Alexandra Gauß und ihr Erster Beigeordneter Thomas Becher vermutlich gern, die zum Frühjahrsempfang Windecker Unternehmerinnen und Unternehmer, Landrat Sebastian Schuster und den Landtagsabgeordneten Björn Franken (CDU) in den Saal des Waldkrankenhauses geladen hatten. Auch sie könnten sich gut Wohnraum vorstellen, sagen beide. Die Gemeinde wolle sich unterstützend in die Verfahren mit Genehmigungsbehörden einbringen.
Windecker Lungenheilanstalt: Der Anbau aus den 30er Jahren könnte abgerissen werden
Schließlich seien die Gründe, warum die Menschen vor mehr als 100 Jahren in das Waldkrankenhaus und nach Windeck kamen, ähnlich wie heute: „Erholung, Natur, Gesundheit“, so Gauß. „Die Motive für Menschen, nach Windeck zu kommen, sind weiterhin die wundervolle Landschaft an der Sieg, die Wälder der Nutscheid und der Leuscheid, die gute Luft.“ Und ähnlich wie zur Zeit der Gründung der Klinik gebe es auch heute „eine Zeit des Umbruchs, wieder richten sich die Stadt-Land-Beziehungen neu aus“.
Genau der richtige Zeitpunkt, um die besondere Immobilie aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken, sagt Sigrid Krebs. Noch stehe der Anbau nicht unter Denkmalschutz, könne zugunsten einer anderen Bebauung abgerissen werden. „Jetzt haben Interessenten die Chance, etwas daraus zu machen!“ Die Suche nach einem Investor soll Fahrt aufnehmen, die Regionale will sich mit einklinken. Interessenten sollten unbedingt ins Gebäude eingeladen werden, findet Molitor: „Wir müssen das Verlieben organisieren.“
Am 30. April 2002 wurde das Waldkrankenhaus geschlossen
1902 wurde das Waldkrankenhaus der „Stadtcölnischen Auguste-Viktoria-Stiftung zu Rosbach an der Sieg“ nach nur drei Jahren Bauzeit eröffnet, als eine der ersten Kliniken für Lungenkrankheiten. Tuberkulose wurde hier behandelt, eine Krankheit, die sich in Köln rasend verbreitete. „Aber nur leichte Fälle, junge Menschen, die in der Lage waren, mit der Eisenbahn zu fahren und die vom Bahnhof Rosbach zu Fuß zur Klinik heraufkamen“, erzählt Sigrid Krebs, Pressesprecherin der Kliniken der Stadt Köln. Abhärtung sollte zur Genesung beitragen: kaltes Wasser, frische Luft, Bewegung.
In den 30er Jahren wurde angebaut, nach dem Zweiten Weltkrieg gingen mit dem Einsatz von Antibiotika die Patientenzahlen zurück. Am 30. April 2002 wurde das Krankenhaus schließlich geschlossen. Die Idee einer Nachnutzung als forensische Klinik stieß in Windeck auf erheblichen Widerstand und wurde bald verworfen.
Jahr 2012 gab es Pläne, die Immobilie für gemeinschaftliches Wohnen und Gewerbe zu nutzen. Die rund 25 Mitglieder starke „Zauberberg“-Gemeinschaft, benannt nach Thomas Manns berühmten Roman über ein Lungensanatorium in der Schweiz, gründete sich, wollte die Sanierung als Genossenschaft realisieren. Der Gemeinderat stimmte der Änderung des Flächennutzungsplans zu. Doch nur ein Jahr später, 2013, platzte die Idee überraschend: Die „Zauberberg“-Gemeinschaft löste sich auf.