Die Kunst der guten MischungThomas Feldkamp ist neuer Kulturmanager in Eitorf
Eitorf – Beim Vorstellungsgespräch, erzählt Thomas Feldkamp, sei es der Verwaltungsspitze ein bisschen peinlich gewesen, dass sie ihm nichts von der Kulturlandschaft der Sieggemeinde zeigen konnte. Dabei sei es gerade der bevorstehende Umbau des Theaters gewesen, der ihn bewogen habe, den Job als neuer Kulturmanager anzunehmen, erzählt der 56-Jährige: „Die Gemeinde gibt Geld für Kultur aus, das war für mich ein gutes Zeichen!“
Denn als seine Frau Simone ihm die Stellenausschreibung zeigte, sei er mehr als skeptisch gewesen: „Die Kommunen haben doch alle kein Geld, und Kultur ist immer die Kür, nie die Pflicht.“
Viele kleine Veranstaltungen
Seit etwas mehr als einem Monat ist Feldkamp nun im Amt und sagt: „Es hat sich bestätigt, dass man es in Eitorf ernst meint mit Kultur.“ Auch wenn die finanzielle Ausstattung besser sein könnte, wie er einräumt, „aber ich muss ja klagen, das gehört zu meinem Job als Kulturmanager“. Weil das Theater am Park als Veranstaltungsort nicht mehr zur Verfügung steht, hat er einen kleinen Etat, im kommenden Jahr, wenn das Theater ganz geschlossen ist, gibt es noch weniger Geld. Eitorfs Glück seien die Vereine und Ehrenamtler, die so einiges in der Kultur auf die Beine stellten.
Er selbst denkt an viele kleine Veranstaltungen: „Es muss ein guter Mix aus Literatur, Kunst, Fotografie und Musik sein. Wir haben einen Bildungsauftrag.“ Seine Vorgängerin Hannelore Schug habe das Feld bestens bestellt: „Die Sonntagskonzerte mit jungen Stars der Klassikszene waren toll, die möchte ich gerne weiterführen, vielleicht auch noch ausbauen.“Kleinkunst und Kunst für die Kleinen stehen auch oben auf seiner Liste, eine Ausstellung mit Fotos von Geflüchteten unter dem Arbeitstitel „Heimat“ ist in Planung. Fotos, die die Menschen selbst gemacht haben, will er im Rathaus zeigen, „aus der alten Heimat, von dem Weg bis nach Deutschland, von ihrem neuen Zuhause hier“.
Die Top 5
Kulturelle Aha-Erlebnisse von Thomas Feldkamp:
Felix Mendelssohn Bartholdys „Hör mein Bitten, Herr“, Hymne für Sopran, Chor und Orgel: Das habe ich vor vielen Jahrzehnten mit einem Schulchor aufgeführt, und ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich eine gute Aufnahme davon höre.
Marina Abramovićs Performance „The Artist Is Present“ im Museum Of Modern Art in New York: Ich kenne nur die Video-Ausschnitte der Performance auf Youtube. Die Performance und der Moment, an dem sie ihren Ex-Partner Ulay trifft – stärker kann Kunst kaum betreffen. Das Frank-Zappa-Album „Apostrophe“. Ich wusste bis zu diesem Album nicht, was musikalisch möglich ist. So viel Witz und Energie!
Barock-Architektur von Balthasar Neumann. In Würzburg, wo ich mein Grundstudium absolvierte, thront die sagenhafte fürstbischöfliche Residenz. Wahrscheinlich das Eindrucksvollste Einfamilienhaus Deutschlands.
Bachs Motette „Jesu meine Freude“ – das ist schon seit meiner Kindheit immer wieder Stoff für mehrstimmigen Gesang in meiner Familie. Trauer und Zuversicht: Hier mischt sich beides ebenso gefühlvoll wie lebhaft. (seb)
Mit dem Hennefer Kulturamtsleiter Dominik Müller-Grote hat er bereits über das gemeinsame Projekt „Kunstpunkte“ gesprochen: „Wir wollen weitermachen, aber ganz anders.“ Vor allem die Raumfrage treibt den gebürtigen Ostfriesen um, der Kunstgeschichte in Würzburg studierte und in Bonn seinen Magister machte: Nur noch der Saal in der Biologischen Station ist bespielbar, lediglich rund 20 Personen dürfen unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen hinein. „Ich suche aber noch etwas Größeres, eine Halle, eine Scheune. Es muss aber auch nicht immer ein Raum sein, es kann auch draußen sein.“
Das oberste Deck der Park-and-Ride-Palette in der Schulgasse kommt für ihn in Frage, ebenso wie Mitmachkunst im öffentlichen Raum. Ein Bildhauer-Symposium schwebt ihm vor, der sich die künstlerische Bearbeitung bei seinem vorigen Arbeitgeber aneignete, einem Förderverein für Grabgestaltung. „Ich wollte wissen, wie das geht, und habe das in einem Grabmalbetrieb gelernt.“ Ab und zu bearbeitet er immer noch Steine, in seinem Garten in Hennef. „Wenn die Nachbarn in Urlaub sind, denn: Das ist laut und staubt!“
Spielt selber Bass
Vor allem aber macht er Musik: „Meine Mutter war Kirchenmusikerin und leitete mehrere Männerchöre. Ihre drei Jungs mussten singen.“ Fast 30 Jahre sang er Tenor in einem Sextett, was bereits Begehrlichkeiten bei der Eitorfer Chorlandschaft weckte. Doch Feldkamp winkt ab: keine Zeit.
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Schließlich ist er vor allem Bassist, angemeldet im Nebengewerbe sogar, spielt in der Jazzrockformation Bonner Lunder, in einer Simon & Garfunkel-Tribute-Band und in der Schlagerpersiflagetruppe Roy White und die Sternschnuppen, die 2021 Hausband der Siegburger Stadtbücherei sein wird. In Eitorf wird man ihn aber nicht auf der Bühne erleben. „Das ist Ehrensache, da mache ich Raum für andere.“