ErntezeitBiostation in Eitorf organisiert die Apfelannahme
Eitorf – Heinz Schumacher hat die rotbackige „Ingrid Marie“ und den grünen „Zuccalmaglio“ in handlichen Kisten auf seinem Anhänger verstaut. Er ist früh dran und steht schon mit Wagen und Anhänger auf der Waage vor der Firma ZF Friedrichshafen AG in Eitorf.
Seit vielen Jahren findet hier zur Erntezeit die Apfelannahme der Biostation Rhein-Sieg statt, die zeitgleich auch in Oberpleis (Firma Baustoffe Klein) und auf dem Wiesengut der Uni Bonn in Hennef angeboten wird. Die Bürger können dort ihre Apfelernte gegen Saft eintauschen. Angenommen wird nur gutes und ungespritztes Obst.
Schumacher kennt sich aus mit Äpfeln. Der Ruppichterother ist der Vorsitzende vom örtlichen Rheinisch-Bergischen Naturschutzverein und betreut für diesen mehrere Streuobstwiesen. Heute hat er seine private Ernte geladen, um sie gegen hundert Prozent naturtrüben Apfelsaft von Obstwiesen aus der Region zu tauschen. Seine Äpfel sind alte Renettensorten.
Verwaltung am Bahnhof führt Buch
„Ingrid Marie ist ein früher Essapfel, der nicht lange haltbar ist, aber gut schmeckt“, beschreibt er seine Ware. „Der Zuccalmaglio ist ein Lagerapfel, der den Vorteil hat, dass der Baum nicht so hoch wird.“ Schon kommt vom Pförtnerhäuschen das Zeichen, dass seine Fuhre gewogen ist, Einsatz für das Team der Biostation. Erika Nölleke und Lutz Nadermann sitzen normalerweise in der Verwaltung am Eitorfer Bahnhof am Schreibtisch. Ordnungsgemäß führen sie Buch, berechnen die Anzahl der Saftkisten für jeden Abgeber und das Pfand, auch packen sie beim Ausladen mit an.
Erika Nölleke steigt auch in den Container, wenn dort die Äpfel verteilt werden müssen. Tatkräftig unterstützt werden sie von Andrea Kampmann, Ingrid Dittmann und Gudrun Müller. Die lassen sich derzeit mit der Biostation zum „Ehrenamt im Naturschutz“ ausbilden (siehe Kasten) und sind mit Freude dabei. Mit so vielen Händen sind die acht Bütten und ein Sack Äpfel schnell in einen der Container der Biostation umgeladen. Das entladene Fahrzeug wird nochmal gewogen.
Ehrenamt im Naturschutz
Aktuell lassen sich 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Rhein-Sieg-Kreis ein Jahr lang in Lehrgängen an vier Wochenenden (einer zu jeder Jahreszeit) ausbilden. Vorträge, Exkursionen, Workshops sowie die praktische Mitarbeit in der Biostation werden angeboten. Bestandteil der Ausbildung ist eine individuelle Projektarbeit und eine Prüfung mit Zertifikat. Inhalte in Theorie und Praxis: ökologische Grundlagen, Artenkenntnis, Landschaftspflege, rechtliche Grundlagen. (sys)
Schumacher erhält für seine Ernte von 260 Kilogramm sechs Kisten Saft. Pfand muss er extra zahlen, leere Flaschen können in jedem Getränkeladen abgegeben werden.
Das Team arbeitet Hand in Hand, nun fährt ein geladenes Fahrzeug nach dem anderen auf die Waage. Christa Hentschel-Verfürth hat in Ersfeld, im angrenzenden Westerwald gelegen, 23 Apfelbäume. Sie und ihr Mann sind jeweils mit einem beladenen Fahrzeug gekommen. Vorerst ist der Apfelsaftvorrat gesichert, es waren 460 Kilogramm Äpfel, mit 11 Kästen fahren sie nach Hause.
Trotz Trockenheit gute Ernte
Thomas Lenning aus Hennef hat eine Obstbaumwiese mit alten Bäumen in Eitorf-Bach erworben. „Ich bin mit der Ernte zufrieden, obwohl durch die Trockenheit viel abgeworfen wurde und viel Ausschuss dabei ist. Ich bewirtschafte die Wiese von einem Hektar Größe in Zusammenarbeit mit der Biostation. Es wird nur einmal im Juni gemäht und mittlerweile wachsen dort 42 unterschiedliche Wildkräuter“, erzählt er und schon ist er an der Reihe.
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Der Rhein-Sieg-Kreis ist der an Obstwiesen reichste Kreis in Nordrhein-Westfalen. Die Biologische Station setzt sich für den Erhalt dieser landschaftsprägenden und ökologisch wertvollen Biotope ein. Alle Einnahmen der Saftvermarktung gehen in den Obstwiesenschutz. Vom 19. bis zum 29. September ist Ernte auf den eigenen Obstwiesen der Biologischen Station Wer Lust hat, kann gerne mitmachen. Genaue Termine und Einsatzorte können telefonisch 02243/ 84 79 06 oder per E-Mail erfragt werden.