Die Fahrradwerkstatt der Eitorfer Tafel setzt gespendete Fahrräder für Bedürftige neu in Stand. Vor allem der Bedarf an Kinderrädern steigt.
Fahrradwerkstatt der Eitorfer TafelBedarf an Fahrrädern für Bedürftige steigt
Ungenutzte Fahrräder verrosten oft in Kellern, Garagen oder Hinterhöfen. Dass das nicht sein muss, beweist die Eitorfer Tafel mit ihrer Fahrradwerkstatt. Dreimal pro Woche schrauben hier Rentner, Pensionäre und Geflüchtete an gespendeten Rädern, um diese kostenlos oder für geringe Spenden an bedürftige Menschen abzugeben.
Der Bedarf an günstigen Rädern wachse und damit auch das Arbeitspensum der Werkstatt, sagt Paul Hüsson, Vorsitzender der Eitorfer Tafel: „Was mich aber sehr glücklich macht, ist, dass auch immer mehr Helfer kommen. Aus anfangs drei Leuten sind jetzt 13 geworden. Unsere Schraubertruppe ist einfach nur gut.“
Fahrradwerkstatt in Eitorf: Es gibt vor allem Bedarf an Kinderrädern
2016 hatte der damalige Leiter der Eitorfer Tafel, der Fahrradhändler und Feinmechaniker Günter Lukas, die Idee zur Eröffnung der Werkstatt. Im Zuge der Geflüchtetenwelle habe man Schutzsuchenden und anderen bedürftigen Menschen aus Eitorf und der Umgebung mehr Unabhängigkeit durch Mobilität ermöglichen wollen, so Paul Hüsson.
„Dann haben wir zuerst in der Grundschule so 'ne alte Baracke bekommen – als Start war das wunderbar, direkt neben den Schülern. Die sahen, wie wir am Schrauben waren, und kamen dann auch mit ihren Rädern vorbei“, erzählt Hüsson. 2018 stellte die Gemeinde der Werkstatt neue Räume zur Verfügung, ein ehemaliges Gasthaus an der Harmoniestraße 18.
Die Eitorfer Fahrradwerkstatt hat große Anziehungskraft auch auf Besucher aus Windeck, Hennef, Siegburg oder Troisdorf. Ein Großteil der Kunden seien Geflüchtete, sagt Paul Hüsson: „Für Schutzsuchende ist Mobilität ein ganz wichtiger Wert.“
Auch für bedürftige Jugendliche sei es zentral, an erschwingliche Fahrräder zu kommen: „Das Fahrrad hat einen nicht unterschätzbaren Wert in Sachen Teilhabe“, betont Hüsson, „die Verhältnisse, wo die Jugendlichen herkommen, da gibt’s ja das Mama- oder Papataxi nicht. Oft haben die Eltern keine Autos. Die sind dann darauf angewiesen, dass sie selbst wohin kommen – ob zum Sport oder zur Klassenfete.“
„Wir haben zum Grundprinzip erklärt, dass alle Kinderfahrräder kostenlos rausgegeben werden“, sagt Detlef Maahs, der die Werkstatt leitet. Die Erwachsenenräder werden nach Reparatur in verschiedene Zustände eingeteilt und zu entsprechend unterschiedlichen Spendenbeträgen oder umsonst herausgegeben.
„Wir kriegen auch manchmal wirklich gute Räder, wo man den Eindruck hat, die kommen direkt aus dem Laden. Wir bringen aber auch vieles wieder in Schuss, was sonst im Altmetall gelandet wäre“, berichtet Maahs. Dieses Jahr habe man schon etwa 200 gespendete Fahrräder neu instand gesetzt, mehr als 100 Räder habe die Werkstatt für Kunden repariert.
Die Werkstatt ist neben Fahrradspenden auch von Werkzeug- und Ersatzteilspenden abhängig. Es bestehe außerdem immer Bedarf an Helmen, vor allem für Kinder: „Wir konnten leider nicht alle Kinder und Jugendlichen mit Helmen versorgen, denen wir dieses Jahr ein Fahrrad gegeben haben“, sagt Detlef Maahs. Helme seien ein schwieriges Thema, da man diese nicht gebraucht weitergeben könne und sie im Neuerwerb relativ teuer seien, erklärt Paul Hüsson.
Generell bekomme man einiges an Fahrradspenden. Kinderfahrräder, vor allem in den Größen von 22 und 24 Zoll, werden aber wegen des besonders hohen Bedarfs zeitweise knapp, so Hüsson: „In dem Moment wo wir hier eins fertiggeschraubt hatten, stand manchmal schon das nächste Kind in der Werkstatt. Da haben wir uns auch mal für Spendenaufrufe an Schulen gewendet.“
Fahrräder spenden oder selbst reparieren: weitere Anlaufstellen
Das Radhaus der Arbeiterwohlfahrt in Siegburg bietet psychisch erkrankten Menschen die Möglichkeit, am Arbeitsleben teilzuhaben. Fahrradspenden nimmt das Radhaus gerne an und holt sie auch per Fahrdienst ab. Gespendete Fahrräder werden beim Kauf eines neuen oder gebrauchten Rades angerechnet.
Das Bike-House in der Mackestraße 36 in Bonn ist ein Qualifizierungsprojekt der Caritas für arbeitslose junge Menschen. Diese reparieren Fahrräder und bereiten gespendete Gebrauchträder zum Verkauf auf. Nach Terminabsprache werden Radspenden auch abgeholt.
Das Hennefer Machwerk am Willy-Brandt-Platz 6 bietet regelmäßig Fahrradreparaturkurse an. In einer Reparaturwerkstatt können Bürgerinnen und Bürger ihre Räder mit Hilfe des ADAC auf Vordermann bringen.
Auch in der Werkstatt des Biketreff Leuscheid, Weyerbuscherstraße 4, reparieren Kunden ihre Räder selbst. Werkstatt-Termine lassen sich über die Webseite buchen.
Das Lohmarer Repair-Café im Gemeindesaal der katholischen Kirche, Kirchstraße 26, bietet regelmäßig Termine zur gemeinsamen Reparatur von Fahrrädern und anderen Gegenständen unter Anleitung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer an. Der nächste Termin ist Samstag, 21. Dezember vom 10 bis 14 Uhr.