„Todesstoß für die Branche“Feuerwerksverbot schockt die 250 Eitorfer Weco-Mitarbeiter
Eitorf – Die Bund-Länder-Runde hat erneut zur Eindämmung der Corona-Pandemie ein Verkaufsverbot von Feuerwerk erlassen. Das Eitorfer Unternehmen Weco war von dem Böllerverbot bereits im vergangenen Jahr betroffen, fast alle der 250 Mitarbeiter an der Oberen Sieg sind seitdem in Kurzarbeit. Für sie kam die Nachricht wie ein Schock, berichtet Thomas Schreiber, Sprecher der Weco-Geschäftsführung.
Politik wollte mit der Branche nicht reden
Genau wie im Vorjahr sei man von der Entscheidung aus Berlin und Düsseldorf überrascht worden. Trotz mehrfach erfolgten Kontaktversuchen von Seiten der Branchenverbände habe es bis zuletzt seitens der Politik kein Gesprächsangebot gegeben, auch das Verkaufsverbot selbst sei dem Unternehmen nicht mitgeteilt worden, sagt Schreiber.
„Wir sind maßlos enttäuscht von den politischen Akteuren in diesem Land. Nicht nur, dass man unsere Kontaktversuche ignoriert und unbeantwortet lässt. Sondern insbesondere, weil man sich über die Konsequenzen dieser Entscheidung scheinbar nicht im Klaren ist“, konstatiert der Geschäftsführer in einer Pressemitteilung.
Zwar wurde aus der Bund-Länder-Runde angekündigt, es solle für die Feuerwerksfirma und andere betroffene Unternehmen Wirtschaftshilfen geben. Dennoch bedeute das von Bund und Ländern jetzt beschlossene Feuerwerksverbot mit aller Wahrscheinlichkeit den Todesstoß für die gesamte Branche in Deutschland, so die Einschätzung des Interessenverbands der Pyroindustrie (VPI).
„Mitarbeiter müssen um ihre Jobs bangen“
Weco habe bereits als Folge aus dem Böllerverbot 2020 sein Werk im sächsischen Freiberg schließen und 100 Mitarbeiter entlassen müssen, sagt Schreiber. „Jetzt müssen auch die restlichen bei Weco beschäftigten Menschen um ihre Jobs bangen.“
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Für die vor 73 Jahren in Eitorf gegründete pyrotechnische Fabrik habe allein das Böllerverbot im vergangenen Jahr katastrophale Folgen gehabt und einen finanziellen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht. Das damals auf Kosten von Weco wieder aus dem Handel zurückgeholte Feuerwerk sei auf eigene Kosten eingelagert worden, so Schreiber.
„Seit Anfang Oktober werden die rund 160.000 Paletten für den deutschen Einzelhandel kommissioniert und peu à peu ausgeliefert“. Noch einmal könne man diese Kosten nicht stemmen, zumal die Überbrückungshilfen nicht vollständig ausgezahlt worden seien. In diesem Jahr müsse der Bund die Kosten für Logistik, Lager und Personal inklusive des gesamten Umsatzausfalls kompensieren, verlangt Schreiber.
Ware muss womöglich vernichtet werden
Die Ware könne möglicherweise nicht nochmals eingelagert werden, sondern werde unverkäuflich und müsse wohl vernichtet werden, fürchtet die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU): „Hier stehen die Existenz eines Traditionsunternehmens und der Erhalt vieler Arbeitsplätze auf dem Spiel.“
Bürgermeister Rainer Viehof (parteilos) ist vom erneuten Verbot „schockiert“, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung sagt: „Wir haben in Eitorf aufgrund unserer schlechten Infrastruktur ohnehin eine Arbeitslosenquote, die deutlich höher liegt als im Rest des Kreises. Jetzt sind 250 Arbeitsplätze hier massiv gefährdet, es sind auch die Zuliefererbetriebe betroffen.“
Er könne absolut nachvollziehen, dass man versuche, Menschenansammlungen, etwa vor dem Kölner Dom, zu verhindern. „Ein Böllerverbot ist aber kein geeignetes Mittel, um die Pandemie einzudämmen.“ Es sei zu einfach zu denken, durch ein Verkaufsverbot von Feuerwerk könne man die Krankenhäuser entlasten. Dafür habe es schon 2020 keine belastbaren Zahlen gegeben.
Das Feuerwerk, das Weco auf den Markt bringe, sei sicher. Jetzt deckten die Kunden sich stattdessen mit illegalem Feuerwerk ein, befürchtet Viehof – dadurch steige die Gefahr von Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden müssten. Feuerwerk, im privaten Umfeld und mit Abstand abgefeuert, bringe ein Stück Freude, Normalität – und das werde jetzt wieder weggenommen.