Eitorfs Erster BeigeordneterMit dem Motorrad in den Ruhestand

Eitorfs Erster Beigeordneter Karl Heinz Sterzenbach
Copyright: Harald Röhrig
Eitorf – Mehrere eng bedruckte Blätter liegen vor Karl Heinz Sterzenbach auf dem Tisch. Verschiedene Projekte und ihr Status Quo sind dort aufgelistet. Begonnen hat er damit vor 16 Jahren zum Amtsantritt als Erster Beigeordneter: „Da habe ich mal eine Agenda angelegt. So bin ich.“
Nach seiner Wiederwahl schrieb er die Liste fort. Und nun, kurz bevor der 63-Jährige Ende des Monats in den Ruhestand geht, sieht er die Liste noch einmal durch – und kann an fast alles ein Häkchen setzen.
In seinen beiden Amtszeiten verantwortete er unter anderem den Neubau des Jugendcafés und von Leonardo, die Einrichtung des Begräbniswaldes, den neuen Standort von Feuerwehr und Baubetriebshof. Die zweite Feuerwache in Mühleip wurde gebaut und damit der Brandschutzbedarfsplan erfüllt – allerdings zehn Jahre später als gefordert.
Sterzenbach: „Eitorf braucht mehr Neubaugebiete für junge Familien“
Dass in Eitorf, wo Sterzenbach das Gymnasium besuchte, so manches länger braucht – damit musste sich der Volljurist arrangieren. Viel zu lange habe es gedauert, bis endlich das Neubaugebiet Blumenhof entstand, sagt er rückblickend. Mehr müssten es werden, dringend, junge Familien suchten Wohnraum zu bezahlbaren Preisen: „Wir müssen an die Nestgründer denken, da gibt es Potenzial.“
Dieses Denken habe er schon gehabt, bevor er zum zweiten starken Mann im Rathaus wurde. „Noch bevor klar war, dass ich in Eitorf anfangen würde, bin ich hier durch die Straßen gefahren und habe nicht einen Baukran gesehen“, berichtet er. „Ich dachte: Das kann doch nicht sein, immerhin ist das hier ein Mittelzentrum an der Bahnlinie!“
Dass er nun im nahen Umfeld des Rathauses gleich mehrere Baukräne ausmachen kann, macht ihn durchaus stolz.
Als Rechtsreferendar hatte Sterzenbach bereits in der Eitorfer Gemeindeverwaltung gearbeitet, ebenso in der Kreisverwaltung und war dennoch 1992 als Richter nach Thüringen gegangen. Lange hielt es ihn dort nicht: Die Stadt Bergisch Gladbach holte ihn ins Rechtsamt.1996 übernahm er als Fachbereichsleiter unter anderem die Bereiche Tiefbau und Abwasserwerk, hatte 300 Beschäftigte unter sich.
2006 wurde Sterzenbach aus Bergisch Gladbach ins Eitorfer Rathaus geholt
2006 brachten Eitorfer Ratsmitglieder seinen Namen für den Posten des Ersten Beigeordneten ins Spiel. Sterzenbach wurde gewählt und schrieb erst einmal ein mehrseitiges Konzeptpapier zum Regionale 2010-Projekt am Bahnhof, damals noch eine große Brache. „Als Pendler habe ich mich immer gewundert, was mit dem Gelände eigentlich los ist.“
Nicht immer ging alles so glatt: Die Sanierung des Hermann-Weber-Bads wurde durch Rückschläge und Baumängel erheblich verzögert. Sterzenbach dazu: „So eine Baustelle hatte ich noch nie!“ Die Pläne für den Marktplatz durch einen Bürgerentscheid ausgehebelt, der Förderbescheid für das Theater am Park widerrufen.
Bürgermeister in Kircheib und Bürgermeisterkandidat in Eitorf
Von 2009 bis 2019 war Sterzenbach Bürgermeister in seinem Wohnort Kircheib, ein Ehrenamt, das er nach Feierabend ausübte. 2009 trat er mit Unterstützung von CDU und SPD als Bürgermeisterkandidat in Eitorf an, konnte sich jedoch nicht gegen Bürgermeister Rüdiger Storch (FDP) durchsetzen, der sich zur Wiederwahl gestellt hatte.
„Es ging mir nicht um politische Macht“, sagt der parteilose Sterzenbach, an Storchs Stuhl habe er nicht sägen wollen. „Ich wollte es einfach anders machen, auf einen urbanen Charakter in Eitorf setzen“.
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Wenn er Anfang Oktober seine über 120 Handakten mit Wiedervorlagen an seine Nachfolgerin Iris Prinz-Klein übergibt, die er noch aus Jugendzeiten im SV Leuscheid kennt, dann sind noch Punkte offen, die ihn fuchsen: Der Bahnübergang Brückenstraße oder Problemgrundstücke wie Gauhes Wiese. „Was mir Sorge macht, ist, dass wir nicht die Zeit hatten, alte Bauleitpläne anzugehen.“
Eine dritte Amtszeit aber stand für ihn außer Frage: „Ich bin nicht amtsmüde. Ich hatte einfach nicht vor, bis 71 zu arbeiten.“
Mit dem Wohnmobil und dem Motorrad hat Sterzenbach nun lange Touren geplant
Zu viel gilt es noch zu erfahren – und das nimmt der passionierte Motorradfahrer wörtlich. Mit dem Wohnmobil und der Maschine hat er Touren vor, Lebensgefährtin Inga und die zwei Tierschutzhunde natürlich dabei. Mit der gemeinsamen Band will er endlich mehr Musik machen, spielt Gitarre, Bluesharp und singt.
Und sollte es ihm doch langweilig werden, könnte er als Dozent an die Fachhochschule gehen, „das würde mir Freude machen“. Aber erst einmal will er am 30. September die Schlüssel zum Rathaus abgeben, einen Schluck Sekt trinken, „tief Luft holen und den Winter abwarten“.