Fast zehn Jahre stand der Komplex am Siegufer leer. David Lorse hat ihn inklusive Lagerhallen jetzt gekauft und will das Areal entwickeln.
Iris-Lack-GeländeJungunternehmer kauft in Eitorf einen lange leerstehenden Gewerbekomplex
Im Gewerbegebiet am Siegufer tut sich was. Das historische Schoeller-Areal ist gerade frisch verkauft worden, und auch das ehemalige Iris-Lack- und spätere Rembrandtin-Grundstück hat einen neuen Besitzer. Jungunternehmer David Lorse hat die gut 10.000 Quadratmeter große Fläche erworben.
Dazu gehören ein Verwaltungs- und Produktionsgebäude mit gut 1200 Quadratmetern Nutzfläche, drei Hallenkomplexe sowie reichlich Parkplätze. Lorse hat rund eine Million Euro gezahlt, gut und gerne die selbe Summe wird er wohl noch investieren. An und in dem auffälligen dreistöckigen Gebäude nahe des Siegufers wird gewerkelt, ein Gerüst steht, die Fassade ist frisch gestrichen.
Lorses Geschäft ist das nachträgliche Fräsen für Fußbodenheizungen
Der 28-Jährige, gebürtig aus Eitorf, ist als Unternehmer gar nicht mehr so jung. Schon vor fünf Jahren hat er sich selbstständig gemacht. Sein Geschäft ist das nachträgliche Fräsen von Schlitzen für Fußbodenheizungen im Estrich. Eigentlich war er auf einem ganz anderen Weg, hatte eine Lehre zum Bankkaufmann erfolgreich absolviert.
Anschließend war er eingeschrieben für Betriebswirtschaftslehre und studierte einige Semester. Doch dann wurde sein Vater krank. Der hatte einen kleinen Betrieb als Estrichleger, Rheuma und Gicht bremsten ihn für einige Monate aus. Also sprang der Sohn ein. Aus dem Helfen neben dem Studium wurde mehr und mehr.
2019 dann gründete er seine eigene Firma. Inzwischen beschäftigt er 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er hat unter anderem schon für Bundestrainer Julian Nagelsmann gearbeitet. „In diesem Jahr werden wir noch die 50er-Marke knacken“, ist er sich sicher, obwohl er merke, wie schwierig der Arbeitsmarkt sei. Seiner Belegschaft hat er aber durchaus etwas zu bieten, sie haben die Vier-Tage-Woche.
Lorse benötigt den Rest der Woche nämlich für sein „Hobby“, er „sammelt“ Immobilien. „2019 habe ich mein erstes Haus gekauft“, erinnert er sich, „ich dachte, meine Eltern schmeißen mich raus.“ Haben sie nicht gemacht, inzwischen arbeitet sein Vater für ihn. „Ich suche alte, abgerockte Häuser, die ich aufhübsche“, beschreibt er sein Konzept.„ Ich bin auch ein bisschen Handwerker“, verrät er.
Nach langem Leerstand soll ein multifunktionaler Ort entstehen
Anders sieht es allerdings am Objekt hinter dem Raiffeisen-Markt aus. „Ich will hier etwas entwickeln. Der Standort hat großes Potenzial, nicht nur für uns, sondern auch für die Gemeinde“, erklärt er. „Hier sollen nach langem Leerstand ein multifunktionaler Ort entstehen und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“
Seine eigene Firma wird ins Erdgeschoss des ehemaligen Verwaltungs- und Produktionsgebäudes ziehen. „Unser bisheriges Büro hat 45 Quadratmeter, wo sechs Mitarbeiter tätig sind“, sagt er, „zum Telefonieren muss ich rausgehen.“ Schon jetzt wirkt alles großzügiger. Im Empfang steht ein Billardtisch, es gibt einen Besprechungsraum, der Chef hat endlich einen eigenen Raum, ebenso wie seine Assistentin. Künftig hat er auch die Möglichkeit, Gäste zu empfangen - Heizungsbauer etwa.
Die beiden Etagen darüber sind bereits vermietet. „Pure Fitness“ wird mit einem gut 800 Quadratmeter großen Fitnessstudio einziehen. Ein Generalunternehmer ist gerade mit dem Ausbau in den großen Räumen beschäftigt, in denen die Vorgänger Pulverlacke hergestellt haben. Im Boden sind die Schlingen zu sehen, die Lorses Mitarbeiter für die Fußbodenheizung gefräst haben.
Zwei der drei Hallenkomplexe sind noch langfristig vermietet. Für die dritte gibt es ebenfalls einen Mietvertrag. Das Gebäude an der Sieg wird, wenn die erforderlichen Genehmigungen da sind, zu einem Restaurant ausgebaut. Es gibt attraktive Flächen für Außengastronomie, an einer Außenwand besticht eine breite Fensterfront. Ein großer Raum bietet sich als Eventlocation an, der Gastronom ist bereits in den Planungen.
Die großen Lager an der Grenze zum Schoeller-Areal sind wohl die ältesten Gebäude. Die aufwendige Konstruktion des Sheddachs und die Säulen will Lorse auf jeden Fall erhalten. Was bleiben soll, sind auch die offenen Backsteinwände, die an einigen Stellen sehr schön gestaltet sind. Mit der Entwicklung dieser Fläche will er sich Zeit lassen, noch ist es ja Lager. Aber es könnte von Kletterhalle bis Abenteuer-Location alles Mögliche werden. „Wir prüfen weitere Optionen, es fehlt Fast Food in Eitorf.“
„Seit wir hier sind, kommen oft Leute vorbei, Fußgänger wie Radfahrer“, berichtet Lorse. „Sie fragen, was hier mit dem Fabrikgelände passiert.“ Sein Credo ist, die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Das nächste Objekt hat er schon gekauft: Es ist das ebenfalls leerstehende Eckgebäude an der Ecke Bahnhof-/Brückenstraße, das mancher Eitorfer schon einen Schandfleck genannt hat.