Kommentar zur Ratssitzung in EitorfDie Absage war überfällig

Theater am Park
Copyright: (Archiv) Quentin Bröhl
Eitorf – Gerade noch die Kurve gekriegt. Eine andere Entscheidung, als die konstituierende Ratssitzung abzusagen, hätte die Gemeindeverwaltung nicht treffen dürfen. Ganz gleich, ob rechtskonform oder nicht – als Bürgermeister und Verwaltung hat man Vorbildfunktion und trägt Verantwortung. Hätte die jemand übernehmen können, seit die Fallzahlen der positiv auf das Coronavirus getesteten Eitorfer so sprunghaft ansteigen?
Als Ende vergangener Woche der Automobilzulieferer ZF als Infektionsherd ausgemacht, eine Task-Force der Malteser zu Schnelltests dorthin ausgerückt war, Gesundheits- und Ordnungsamt Überstunden kloppten, um die Kontaktketten zu überprüfen, hätten im Rathaus schon alle Alarmglocken klingeln müssen. Schon da wäre es angesagt gewesen, die Sitzung zu kippen, mindestens aber zu verlegen. Spätestens als das die Fraktionen in seltener Einigkeit forderten, hätte die Verwaltung schalten müssen. Maske hin, Sitzordnung her: Wer weiß denn, ob nicht unter den Teilnehmern – ob Ratsmitglied oder Zuschauer – jemand ist, der das Virus in sich trägt und ungewollt verbreitet?
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Denn auch wenn das Theater große Fenster hat und ein Sitzplan für die Ratsmitglieder erstellt worden war – bis in die hintersten Reihen und die Empore ist das alte Haus nicht zu lüften, und beim Gang durch die besetzten Stuhlreihen sind anderthalb Meter Abstand auch nicht einzuhalten.
Bei derzeit 130 bestätigten Fällen und einer sicher vielfach höheren Dunkelziffer gab es nur eins: Absagen. Eine Superspreader-Veranstaltung durchgedrückt zu haben, wäre ein denkbar schlechter Start für den neuen Bürgermeister Rainer Viehof gewesen.