Parkplätze EitorfDer Bürgerentscheid steht an – Entscheidung vom 3. bis 16. Juni
- Am Monntag beginnt der Bürgerentscheid um die Parkplätze auf dem Eitorfer Markt
- Die Bürgerinitiative möchte Parkplätze erhalten – Die Stadt setzt auf Modernisierung.
- Eine Zusammenstellung der Positionen
Eitorf – Die Eitorfer Bürger entscheiden vom 3. bis 16. Juni darüber, ob weiterhin Autos auf dem Marktplatz parken dürfen. Dabei geht es nicht nur um Verkehr und Einzelhandel, sondern auch um Fördergelder und die Ortsentwicklung.
Ja - Für den Erhalt der Parkplätze
Die Bürgerinitiative will die 60 Parkplätze beibehalten – Bürger befürchten ein Sterben der anliegenden Geschäfte.
Mit den Parkplätzen auf dem Markt steht und fällt das Überleben des Einzelhandels. Da sind sich die Initiatoren der Bürgerinitiative sicher: „Die Kunden werden nicht mehr kommen“, sagt Optiker Christoph Mierbach. Allein durch die Konkurrenz aus dem Internet habe es der Einzelhandel schon schwer genug. Anders als zum Beispiel in der Bahnhofstraße gebe es rund um den Markt und die Asbacher Straße aber noch Leben, „weil wir hier funktionieren“.
Auch seine Mitstreiter Ingeborg Dreger-Wißmann, Richard Keuenhof und Günter Marx sowie Unterstützer wie Werner Crombach und Rainer Viehof sehen das so: „Ein Kunde hat mir schon gesagt, wenn der Markt autofrei werde, dann gehe er in Zukunft nach Uckerath und nicht mehr nach Eitorf“, berichtet Apotheker Crombach. Potenzielle Interessenten für leerstehende Ladenlokale seien schon abgesprungen, weil möglicherweise die Parkplatze wegfallen werden, sagt er.
Insbesondere Senioren hätten das Nachsehen
Aus den 53 Eitorfer Außenorten, aus Windeck und Ruppichteroth kämen die Kunden, und die wollten nun mal direkt vor der Tür parken und nicht erst zum Markt laufen. Insbesondere ältere Bürger, auch aus den Seniorenheimen im Ort, hätten das Nachsehen, sollten die 60 Parkplätze auf dem Marktplatz wegfallen. Die Kurzzeitparkplätze, die die Verwaltung nach dem ersten Protest der Geschäftsleute einplanen ließ, würden die Situation nur verschärfen, glaubt die Bürgerinitiative: „Dann wird das ein hektisches Herumgekurve“, prophezeit Viehof.
Ein schön geplanter Platz gefalle auch ihm, sagt Mierbach. Aber: In Eitorf werde eine solche moderne Planung keinesfalls Menschen zum Bummeln auf den Markt locken. „Wir müssen realistisch sein. Wir haben hier kein urbanes Zentrum“, sagt Mierbach. Ähnliche Projekte in der Region zeigten doch, dass solche Plätze von der Bevölkerung gar nicht angenommen würden. Genau wie die anderen Mitglieder der Bürgerinitiative sieht er den Pferdefuß in der großen Freifläche, die für Veranstaltungen wie nicht zuletzt die Eitorfer Kirmes freigehalten werde. „Städtebaulich ist die Planung katastrophal“, so Mierbach. Der Marktplatz würde zur Steinwüste.
„Es wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht“
Veranstaltungen, argumentiert Dreger-Wißmann, könnten doch auch auf dem Platz stattfinden, wenn dort tagsüber Autos parkten. Für Events könne der Markt am Abend freigehalten werden. Wetterbedingt sei der Platz doch ohnehin an den meisten Tagen nicht nutzbar.
Das Konzept der Planer, das nach der Umgestaltung des Marktplatzes und der anliegenden Straßen ein Anpacken des Rathausareals und weiterer Straßenzüge vorsieht, sei nicht durchdacht: „Es wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht“, kritisiert Dreger-Wißmann.
Initiative lobt Kreisverkehr
Nur der Kreisverkehr an der Kreuzung Schoeller und Asbacher Straße sei „klasse geplant“, weswegen die Bürgerinitiative ihn mit in eine Skizze aufnahm, die sie als alternativen Plan für den Marktplatz vorschlägt. Dass die Bürger über diese Idee jetzt gar nicht abstimmen können, sondern nur über die Parkplätze und damit auch über ein Ende der bisherigen Planungen, ist der Initiative durchaus bewusst: „Aber wenn wir jetzt die Pläne der Verwaltung für den Marktplatz stoppen, dann haben wir doch nach der Entscheidung die Möglichkeit, neu und durchdacht zu planen.“ Gebe der Rat dann grünes Licht, könne doch erneut ein Antrag auf etwaige Fördermittel gestellt werden.
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Nein - Gegen den Erhalt der Parkplätze
Die Gemeindeverwaltung will den Markt als Mittel- und Ausgnagspunkt für eine weitere Modernisierung des Ortskerns.
Der Marktplatz soll wieder Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens werden – und das nicht nur bei großen Veranstaltungen wie der Kirmes, dem Weihnachts- und dem Trödelmarkt. Das hat sich die Eitorfer Verwaltung auf die Fahnen geschrieben, die seit Jahren an einem Konzept zur Modernisierung des Eitorfer Ortskerns arbeitet.
„Ein Wohnzimmer im Zentrum“
Der Marktplatz, der mit Pollern befriedet, mit neuen Bäumen bepflanzt, durch Lichtstelen, Außengastronomie und einen Wasserschleier am Platz des alten Kirchturms an Attraktivität gewinnen soll, ist dabei der Ausgangspunkt. „Wir wünschen uns ein Wohnzimmer im Zentrum, das nicht die Autos, sondern die Menschen in den Mittelpunkt stellt“, hat es Stadtplanerin Michaela Straßek-Knipp beschrieben.
Auch der Posthof und die unmittelbar angrenzenden Straßen sind in das sogenannte „Integrierte Handlungskonzept“ eingebunden; in späteren Schritten soll das Rathausareal samt Rathaus, Parkhaus Schmidtgasse und Erlenberg folgen; auch die Bahnhofstraße mit Kreisel am Busbahnhof und das Eipbach-Quartier sollen angepackt werden.
Fördergeber sind sehr strikt
Das Konzept der Kölner Stadt- und Regionalplaner Dr. Jansen GmbH, deren Entwurf von einer Jury ausgewählt wurde, hat nicht nur die Unterstützung aller Eitorfer Fraktionen, sondern auch die der Bezirksregierung Köln und hat Chancen, aus der Städtebauförderung des Landes finanziert zu werden. 70 Prozent der Baukosten (3,8 Millionen Euro sind für den Markt veranschlagt) würden dann übernommen.
Dabei sind die Fördergeber äußerst strikt: Der Markt darf nicht mehr als Parkplatz genutzt werden, sonst fließt kein einziger Cent nach Eitorf.
16 Kurzzeitparkplätze als Kompromiss
„Der Grundgedanke, den Markt komplett autofrei zu halten, hatte durchaus Fürsprecher in der Bevölkerung“, sagt Hartmut Derscheid, Chef der Wirtschaftsförderung. Gemeinsam mit Straßek-Knipp und Tobias Engels hat er das Projekt vorangetrieben. Und zwar nicht hinter verschlossenen Türen, wie das Team betont. In etlichen Bürgerwerkstätten konnten die Eitorfer seit der frühen Planungsphase ihre Ideen und Wünsche einbringen. Eine Möglichkeit, die noch immer gelte, bekräftigte Derscheid: „Bis zur Ausführung müssen Dinge im Detail gelöst werden, es gibt das Angebot an die Bürgerschaft, sich einzubringen“.
So wurde bereits auf den Wunsch, Parkplätze auf dem Markt zu erhalten, reagiert: Das Trio reichte eine veränderte Planung mit 16 Kurzzeitparkplätzen ein. Dies würde von den Fördergebern so gerade noch akzeptiert. Auch weitere Parkplätze mit einem Parkleitsystem sollen entstehen: Hinter der Kirche und auf dem Rathausareal, so dass die Zahl von jetzt 60 Parkplätzen auf dem Markt im Umkreis von wenigen hundert Metern in etwa erhalten bliebe.
Förderung der Bürgerinitiative ungewiss
Ein „Ja“ oder ein „Nein“ auf dem Stimmzettel entscheidet aber nicht allein darüber, wo in Zukunft geparkt werden kann. Mit dem Erhalt der Parkplätze stirbt zugleich die jetzige Planung für Markt und Innenort, die Fördergelder wären futsch. Es sei ein Trugschluss, dass man mit einem Ja gleichzeitig für den Vorschlag der Bürgerinitiative stimme, die – so Derscheid –auf einem zehn Jahre alten und von den Geschäftsleuten damals abgelehnten Entwurf der Verwaltung beruhe. Engels: „Ob die Idee der Bürgerinitiative Aussicht auf Umsetzung hat oder gar gefördert wird, ist nicht klar.“