Förster, Gemeinde und Feuerwehr tauschen sich zu Risiken und Gefahrenabwehr aus: Wege und Teiche sind wichtige Themen.
WaldbrandgefahrExperten in Windeck warnen: Die Lage bleibt noch 15 Jahre extrem gefährlich
„Die nächsten zehn Jahre sind echt kritisch.“ Bei einem Ortstermin mit Kreisfeuerwehr und Gemeinde Windeck in der Nutscheid erklärte Stephan Schütte die Folgen von Trockenheit und Borkenkäferbefall. Die Wälder bräuchten zehn bis 15 Jahre, um sich halbwegs zu erholen, sagte der Leiter des Forstamtes Rhein-Sieg-Erft. Als wichtigste Themen benannte er den Freischnitt der Wege, Wasserentnahmestellen für die Feuerwehr und die stetige Kontrolle der Brachflächen.
Allein in diesem Jahr habe es schon mehrere kleine Brände in der Nutscheid gegeben, berichtete Schütte. Die habe die Feuerwehr Dank schnellen Eingreifens stets schnell im Griff gehabt. Überhaupt arbeiteten Gemeinde, Feuerwehr und Forstverwaltung in Windeck vorbildlich zusammen. Allein im Staatsrevier Dattenfeld seien 70 Kilometer Wege instandgesetzt worden, zählte Schütte auf. Auch die Gemeinde habe ihre Wege in den privaten Wäldern im Blick. Die müssten ganzjährig mit Lastwagen befahrbar sei.
Waldbrandgefahr: Grillglut, Gras und etwas Wind reichen aus
Von regelmäßigen Kontrollen des Ordnungsamtes berichtete dessen Leiter Ottmar Hassel. Auch die Feuerwehr fahre regelmäßig durch die Wälder, ergänzte deren Chef Daniel Walter. Dass aus der Bevölkerung auch schon einmal größere Staubentwicklungen als Rauch gemeldet würden, zeige die gewachsene Sensibilität. Vor allem illegales Feuer bereitet den Experten Sorge. Grillglut, Gras und etwas Wind reichten aus, damit Flammen sich ausbreiten könnten, betonte Revierförster Lukas Jüssen.
Als gefährlichen Brandbeschleuniger hat Schütte den Adlerfarn ausgemacht. Der wachse auf den Brachflächen gewaltig und brenne nach wenigen trockenen Tagen „wie Zunder“. Ein Brand beispielsweise an der Kreisstraße 55 — sie führt von Dattenfeld nach Ruppichteroth — könne sich im Nu bis zum zwei Kilometer entfernten Hohen Wäldchen ausbreiten, mit 378 Metern höchste Erhebung des Höhenzugs. „So schnell können Sie nicht laufen“, sagte Kreisbrandmeister Stefan Gandelau lakonisch.
Feuerwehr und Landwirte haben Einsatzpläne für den Fall eines Waldbrands entwickelt
Thema der Expertenrunde waren einmal mehr die alten Löschteiche. Weil sie Schadstoffe auch aus der Luft enthalten, dürfen sie nur ausgebaggert werden, wenn der Schlamm anschließend getrocknet und entsorgt wird. Die Idee der Forstleute, ihn auf Wegeflächen zu verteilen, wurde verworfen.
Als Hilfe für die Feuerwehr hat Jüssen in seinem Revier im Rahmen des Wegebaus Anfahrten bis ans Ufer befestigen lassen. Dort können die Saugpumpen eingelassen werden.
Zusammen mit Landwirten habe seine Wehr Einsatzpläne entwickelt, erläuterte Walter. Im Fall eines Brandes würden im Einbahnverkehr entweder die Teiche oder transportable Becken von den Landwirten mit ihren Gülleanhängern angefahren und befüllt. Sowohl bei einer Großübung als auch bei einem Feuer im vergangenen Sommer habe sich das schon bewährt. Einsatzpläne seien mit den Förstern abgesprochen, die die Wehrleute zu den Einsatzorten bringen würden.
Feuergefahr im Wald: Die dicht am Wald gebauten Wohnsiedlungen bereiten den Experten Sorge
Sorge bereiten Forstamtsleiter Schütte auch die bis an die Wälder herangerückten Wohnsiedlungen. Ursprünglich vorgeschriebene Abstände von 35 Metern habe die Baulobby erfolgreich ausgehebelt. Das räche sich jetzt. Kreisbrandmeister Stefan Gandelau will in Kürze eine neue Waldbrandkonferenz auf Kreisebene einberufen, die dann die Windecker Erkenntnisse diskutiert und an andere Wehren und Gemeinden weitergibt.
Wie unsensibel Waldbesucher mit den Gefahren umgehen, wurde gleich in der Praxis deutlich. Unweit der Gruppe zündeten sich zwei Hundebesitzerinnen nach dem Gassigehen eine Zigarette an. Förster Volker Koch schritt ein und erklärte ihnen, dass das an die 1000 Euro Bußgeld nach sich ziehen könne.
Privaten Waldbesitzern rät Forstamtsleiter Stephan Schütte, das Wegenetz gut auszubauen. Dies diene nicht nur der Waldbewirtschaftung, sondern werde auch von der erholungssuchenden Bevölkerung genutzt. Daneben sei es notwendig für Feuerwehr und Rettungskräfte, um Waldbrände zu bekämpfen und Verletzte zu bergen.
Die Kosten für die erforderlichen Grundinstandsetzungen in Folge des Käferbefalls überfordern viele Forstbetriebe in den durch die Waldschäden besonders betroffenen Gebieten. Der Fördersatz wurde deshalb in Gebieten, deren Ertragssituation sich durch die Waldschäden langfristig verschlechtert hat, von 70 auf 90 Prozent angehoben. Für Betriebe mit mehr als 1000 Hektar beträgt der Fördersatz jetzt 54 statt wie bisher 42 Prozent. Die Einteilung der Fördergebiete orientiert sich an den Kreisen. Im Rhein-Sieg-Kreis beträgt die Förderung 70 Prozent, im Oberbergischen Kreis 90 Prozent.